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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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allerdings ein beschämender Aufenthaltsort für einen Gott sein mag, dem Skarabäus aber vielleicht doch nicht ganz unangenehm war, da er dich trotzdem zu mir gebracht hat. Denn ein so seltsames Ereignis kann nur der heilige Skarabäus herbeigeführt haben!«
    Er zeigte mir den Skarabäus, an dem immer noch Spuren des unappetitlichen Versteckes klebten. Ich hieß Schmiede seine Fesseln lösen und führte ihn dann zu meinen Räumen in der Festung; denn er war noch schwach und geblendet, bevor sich sein Auge wieder an das Tageslicht gewöhnen konnte. In meinen Zimmern hieß ich die Sklaven ihn waschen, mit Öl einreiben, in feinstes Linnen kleiden, ihm den Bart abrasieren und das Haar kräuseln, worauf ich ihm eine Goldkette, Armreifen und anderen Schmuck lieh, damit er seiner Würde gemäß auftreten könne. Während ihn die Sklaven pflegten und anzogen, aß er ununterbrochen Fleisch, trank Wein dazu und rülpste vor Behagen. Aber während all dies vor sich ging, jammerte und heulte der Gefängniswärter hinter der Tür, die er mit Fingernägeln und Füßen bearbeitete, und schrie, Kaptah sei ihm zwei Millionen dreihundertfünfundsechzigtausend Deben Gold für sein Leben und für die Verpflegung in der Gefängnishöhle schuldig. Und er wollte ihm von dem Betrag nicht einen Deben erlassen, weil er behauptete, sein eigenes Leben gefährdet zu haben, indem er Kaptah am Leben ließ und aus dem knappen Vorrat der Festung Brot für ihn stahl. Ich erkannte nun, daß es in Gaza außer dem Befehlshaber Roju auch noch andere Verrückte gab. Schließlich hatte ich den Lärm und das Geschrei des Greises satt und sprach zu Kaptah:
    »Haremhab befindet sich schon seit mehr als einer Woche in Gaza, und der Alte hat dich betrogen, weshalb du ihm also gar nichts schuldig bist! Ich kann ihn durch die Soldaten auspeitschen und ihm, wenn nötig, den Kopf abhauen lassen; denn er ist ein heimtückischer Kerl und hat den Tod manches Gefangenen auf dem Gewissen.«
    Aber Kaptah war über meine Worte entsetzt, stieß wiederholt Rufe der Empörung aus, trank von dem gemischten Wein und sagte: »Fern sei es mir, mein Versprechen nicht einzulösen! Ich bin ein ehrlicher Mann, und ein Kaufherr muß seines Rufes wegen ein gegebenes Wort halten. Auch will ich niemand betrügen, obwohl es vielleicht in ganz Ägypten nicht so viel Gold gibt, wie ich dem Alten bereits schulde. Ich glaubte nämlich, in Anbetracht der großen Dummheit des Befehlshabers sterben zu müssen; deshalb trieb ich meinen Spaß mit dem Alten und versprach ihm, was er verlangte, in der Überzeugung, daß ich doch nicht am Leben bliebe und es daher niemals bezahlen müßte. Hätte ich meine Rettung geahnt, würde ich natürlich viel von seiner Forderung abgehandelt haben; aber als ich den Duft des Brotes in seiner Hand roch, vermochte ich nicht mehr zu feilschen.«
    Ich trocknete mir Augen und Stirn, starrte ihn erschrocken an und fragte: »Bist du wirklich Kaptah? Nein, ich kann es nicht glauben! Mich dünkt, in den Steinen der Festung wohne ein Fluch, der jeden, der lange genug hier weilt, zum Irrsinn treibt. Also bist auch du verrückt und nicht mehr der frühere Kaptah! Willst du tatsächlich dem Alten deine ganze Schuld bezahlen? Und womit willst du sie begleichen? Denn seit dem Fall des Reiches Atons hast du, soviel ich weiß, deine Reichtümer verloren und bist ebenso arm wie ich.«
    Aber Kaptah war vom Wein berauscht und sprach: »Ich bin ein frommer Mann, der die Götter ehrt und sein Wort hält! Deshalb werde ich dem Alten meine Schuld bis auf den letzten Deben bezahlen; aber natürlich muß er mir eine Frist gewähren. Auch glaube ich, daß er in seiner Einfalt gar nicht versteht, wieviel Gold ich ihm schuldig bin, und ganz zufrieden wäre, wenn ich ihm ein paar Deben Gold abwägte; denn er hat bestimmt noch nie im Leben ungeprägtes Gold zwischen den Fingern gehalten. Wahrlich, ich bin überzeugt, er geriete über einen einzigen Deben Gold außer sich vor Freude! Doch entbindet mich dies keineswegs meines Versprechens und meiner Schuld. Ich weiß nicht, wie ich das viele Gold beschaffen soll; denn ich habe tatsächlich durch den Aufstand in Theben sehr viel verloren und mußte schmählich fliehen und mein Hab und Gut im Stich lassen, weil die Sklaven und Träger sich einbildeten, ich hätte sie an Ammon verraten, weshalb sie mich totschlagen wollten. Dann aber leistete ich Haremhab große Dienste in Memphis und, als ich vor dem Haß der Sklaven auch von dort fliehen

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