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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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weiß ich alles ganz gut, besser sogar als du, und deine Rede ist wie Fliegengesumm in meinen Ohren. Laß uns lieber darauf zurückkommen, was du soeben von den Teufeln sagtest, denn mein Herz ist voll, und wenn ich Wein getrunken habe, begehre ich, daß eine Frau, wer sie auch sein mag, mich anlächle. Doch muß ihr Gewand aus königlichem Linnen sein, und sie soll eine Perücke tragen, und ihr Mund und ihre Wangen sollen orangerot gefärbt sein, und meine Gier nach ihr entflammt sich nur, falls ihre Augen sich länglich wie der Himmelsbogen runden.«
    Auch ich lächelte und sagte: »Du redest klug. Laß uns als gute Freunde überlegen, wie dir am besten zu helfen wäre. Wieviel Gold besitzest du?«
    Haremhab meinte prahlerisch: »Ich habe meine Zeit nicht damit vergeudet, mein Gold abzuwägen, weil Gold nichts ist als Kot unter meinen Füßen. Aber ich habe die Kette um meinen Hals und die Goldreifen an meinen Armen. Das genügt wohl?«
    »Vielleicht bedarf es nicht des Goldes«, sagte ich. »Vielleicht ist es klüger von dir, nur zu lächeln, denn die Frauen, die sich in königliches Leinen kleiden, sind launenhaft, und dein Lächeln allein könnte genügen, um eine von ihnen zu betören. Gibt es keine solche im Palast, denn weshalb solltest du dein Gold auswärts vergeuden, das du noch brauchen kannst?«
    »An den Mauern des Palastes entleere ich mein Wasser«, sagte Haremhab. »Aber ich weiß einen anderen Ausweg. Unter meinen Offizierskameraden ist ein Kreter, namens Kefta, dem ich einst einen Fußtritt gab, als er mich verhöhnte, und der mich seitdem ehrt. Er bat mich heute, mit ihm ein vornehmes Gastmahl in einem Hause neben dem Tempel einer katzenhäuptigen Gottheit zu besuchen. Des Namens entsinne ich mich jedoch nicht, weil ich nicht die Absicht hatte, hinzugehen.«
    »Du meinst die Göttin Bast«, sagte ich. »Ich kenne den Tempel, und der Platz eignet sich sicherlich für deine Zwecke, denn leichtsinnige Frauen pflegen gerne die Katzenhäuptige anzurufen und ihr Opfer darzubringen, um reiche Liebhaber zu bekommen.«
    »Ich gehe aber nicht hin, wenn du mich nicht begleitest, Sinuhe«, sagte Haremhab, durch die Auskunft verblüfft. »Ich bin ein Niedriggeborener, der allerdings Fußtritte austeilen und seine Peitsche schwingen kann, aber ich weiß nicht, wie man in Theben auftritt, und ganz besonders nicht, wie man sich gegen die Frauen Thebens zu benehmen hat. Du bist in Theben geboren und ein Weltmann, Sinuhe. Deshalb solltest du mich begleiten.«
    Ich hatte Wein getrunken. Sein Vertrauen schmeichelte mir, und ich wollte ihm nicht gestehen, daß ich ebensowenig über Frauen wußte wie er selbst. Ich hatte genügend Wein getrunken, um Kaptah nach einer Sänfte zu schicken, und während Haremhab sich noch mehr Mut antrank, vereinbarte ich den Preis mit den Trägern. Diese trugen uns zum Basttempel, und als sie Fackeln und Lampen vor dem Haus brennen sahen, zu dem wir wollten, begannen sie laut über den Preis zu streiten, bis Haremhab sie mit ein paar Peitschenhieben zum Schweigen brachte. Am Tempeltor standen junge Frauen, die uns zulächelten und aufforderten, mit ihnen zu opfern, aber sie trugen keine königlichen Leinen und keine Perücken, und daher schenkten wir ihnen keine Beachtung.
    Wir traten ein, ich ging voran, und niemand wunderte sich über unsere Ankunft, sondern muntere Diener gossen Wasser über unsere Hände, und bis zur Veranda hinaus drang der Duft von warmen Speisen, von Salben und von Blumen. Sklaven schmückten uns mit Blumenkränzen, und kühn vom Weine betraten wir den Saal.
    Da sah ich nichts anderes mehr als die Frau, die uns entgegenkam. Sie war in königliches Leinen gekleidet, und ihre Glieder schimmerten durch den Stoff wie die einer Göttin, während sie sich uns näherte. Sie trug viel roten Schmuck und auf dem Haupt eine schwere blaue Perücke, und ihre Augenbrauen waren schwarz gefärbt, und unter den Augen war sie grün geschminkt. Doch grüner noch waren ihre Augen, grün wie der Nil in der Sommerhitze, so daß mein Herz darin ertrank: denn sie war Nefernefernefer, die mir einst im Säulengang des großen Ammontempels begegnete. Sie erkannte mich nicht, sondern betrachtete uns fragend und lächelte Haremhab zu, der seine Offizierspeitsche zum Gruße hob. Auch der junge Kreter, namens Kefta, tauchte auf. Als er Haremhab erblickte, lief er, über Schemel stolpernd, auf ihn zu, umarmte ihn und nannte ihn seinen Freund. Mich aber schien niemand zu bemerken, und so fand ich

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