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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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hölzerne Brüste sich im Feuerschein hoben. Jubelnd bespritzten die Soldaten sie mit dem Blut ihrer Wunden und warfen als Siegeszeichen die abgehauenen Feindeshände vor sie hin. Diese Hände bildeten einen großen Haufen, und es gab Soldaten, die vier, ja fünf Hände darauf schleuderten. Haremhab verteilte Halsketten und Armreifen unter das Kriegsvolk und belohnte die Tapfersten unter ihnen, indem er sie zu Unteroffizieren ernannte. Er war mit Staub und Blut bedeckt, und von seiner goldenen Peitsche tropfte Blut, aber seine Augen lächelten die Soldaten an.
    Ich hatte viel zu tun, denn die Speere und Keulen der Chabiri hatten furchtbare Wunden hinterlassen. Ich arbeitete im Schein der brennenden Zelte, und das Wehklagen der Verwundeten mischte sich mit dem Gewimmer der Frauen, als die Soldaten sie am Boden herschleiften und das Los entscheiden ließen, wer sich an ihnen ergötzen dürfe. Ich wusch und nähte klaffende Wunden zu, stopfte heraushängende Därme in aufgeschlitzte Bäuche zurück und zog herunterhängende Kopfhäute wieder über die Schädel. Denen, die im Sterben lagen, verabreichte ich Bier und Betäubungsmittel, damit sie im Laufe der Nacht in Frieden sterben könnten.
    Ich pflegte auch Chabiri, die ihrer Verletzungen wegen nicht hatten fliehen können, und nähte ihre Wunden zu, doch weiß ich nicht, warum ich es tat; vielleicht, weil ich dachte, Haremhab bekäme einen besseren Preis für sie, wenn er sie als Sklaven verkaufte, falls ich sie heilte. Viele von ihnen aber wollten nichts von meiner Hilfeleistung wissen, sondern rissen ihre Wunden wieder auf, als sie das Weinen ihrer Kinder und das Wehklagen ihrer vergewaltigten Frauen vernahmen. Sie zogen die Beine an, bedeckten ihre Häupter mit den Kleidern und verbluteten.
    Ich betrachtete sie und fühlte mich nicht mehr so siegesstolz wie nach der Schlacht, denn die Chabiri waren ein armes Nomadenvolk, das durch den Hunger der Menschen und Viehherden immer wieder in die Täler gelockt wurde. Deshalb fielen sie auch plündernd in Syrien ein. Ihre Glieder waren mager, und viele unter ihnen litten an Augenkrankheiten. Trotzdem waren sie tapfere und furchteinjagende Kämpfer, und auf ihren Spuren stieg der Rauch aus brennenden Dörfern und erhob sich das Wehgeschrei der Menschen. Aber ich konnte nichts dafür, daß sie mir leid taten, als ihre großen dicken Nasen bleich wurden und sie im Sterben ihre zerlumpten Gewänder über den Kopf zogen.
    Am folgenden Tag traf ich Haremhab und riet ihm, ein bewachtes Lager am Platz aufschlagen zu lassen, wo die Schwerverletzten sich erholen könnten, für die das Verbringen nach Jerusalem den Tod bedeuten würde. Haremhab dankte mir für meine Hilfe und sagte:
    »Ich hätte dich niemals für so mutig gehalten, wie ich es gestern mit eigenen Augen feststellen konnte, als du auf deinem tollen Esel geradenwegs in den ärgsten Tumult hineinrittest. Du wußtest wahrscheinlich nicht, daß die Aufgabe des Arztes im Krieg erst nach der Schlacht beginnt. Ich habe die Soldaten dich den ›Sohn des Wildesels‹ nennen hören, und wenn du willst, werde ich dich einmal während der Schlacht in meinen eigenen Streitwagen aufnehmen; denn du mußt Glück haben, da du noch am Leben bist, obgleich du weder Speer noch Keule trugst.«
    »Deine Leute preisen deinen Namen und geloben, dir zu folgen, wohin du sie führst«, sagte ich, um ihm zu schmeicheln. »Doch wie ist es möglich, daß du nicht die kleinste Verletzung davongetragen hast, obwohl ich sicher war, du würdest fallen, als ich dich an der Spitze gegen Speere und Pfeile fahren sah?«
    »Ich habe einen geschickten Wagenlenker«, erklärte er. »Außerdem beschützte mich mein Falke, weil man mich noch für große Taten brauchen wird. Daher liegt weder Verdienst noch Tapferkeit in meinem Auftreten, weil ich weiß, daß die Speere und Pfeile und Keulen des Feindes mir nichts anhaben können. Ich fahre an der Spitze, weil ich dazu berufen bin, viel Blut zu vergießen, doch wenn ich genügend Feinde getötet habe, bereitet mir das Blutvergießen keine besondere Freude mehr, noch ergötzen mich die Schreie der Gegner, die unter den Rädern meines Streitwagens zermalmt werden. Sobald meine Truppen genug Erfahrung gesammelt haben und den Tod nicht mehr fürchten, werde ich mich wie jeder vernünftige Heerführer hinter ihnen hertragen lassen; denn ein richtiger Heerführer leistet keine blutige und schmutzige Arbeit, die der niedrigste Sklave erledigen kann, sondern er arbeitet

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