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Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Titel: Sinuhe, Sohn der Sykomore 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Brueckmann
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was sein Vater meinen konnte und blickte ihn fragend an.
    »Meret, wir erwarten morgen Ipi zum Essen«, wandte sich Cheti an seine Frau.
    »Wieso will der Wesir in unser bescheidenes Haus kommen?«
    Sinuhe sah, dass seine Mutter genauso ahnungslos war wie er.
    Empörten Tons, doch mit einem Zucken um die Mundwinkel, antwortete Cheti: »Wie es scheint, hat Ipis Tochter Sat-Hathor es sich in den Kopf gesetzt, keinen anderen als einen gewissen Sinuhe zu heiraten! Die junge Dame ist wohl recht eigenwillig und ungeduldig und hat ihrem alten Herrn zugesetzt, möglichst bald die Formalitäten zu besprechen.«
    Meret sog entsetzt die Luft ein: »Sinuhe! Was hast du getan? Wie … Ipi? Aber woher …«, überschlugen sich ihre Worte. Dann fasste sie sich: »Magst du sie denn, Sat-Hathor, meine ich?«
    Sinuhe grinste breit.
    »Wer hätte das gedacht? Die Tochter des Wesirs! Ist er verärgert? Immerhin hat unsere Familie bei Weitem nicht den Rang der ihren. Was soll ich nur kochen, Cheti? Ach, ich muss morgen früh als Erstes zum Markt!«
     
    An diesem Abend schien das Haus des Cheti die Spannung auszustrahlen, die seine Bewohner erfüllte. Meret hatte sich selbst übertroffen und war nun erschöpft von all der Aufregung. Und doch gelang es ihr nicht, still zu sitzen und auf das Eintreffen des hohen Gastes zu warten. Immer wieder zupfte sie hier an einem Tuch, schob dort eine Schale an einen anderen Platz. Ob alles prächtig genug war? Sie wollte die Familie um keinen Preis blamieren.
    Cheti dagegen hatte sich den Tag über in sein Studierzimmer zurückgezogen. Er stellte eine Auflistung des Familienvermögens zusammen, denn es würde künftig Sinuhes Aufgabe sein, für seine junge Frau zu sorgen.
    Ein jungvermähltes Paar benötigte ein eigenes Haus, in das es ziehen konnte. Chetis Familie oblag es, das angemessene Domizil zu finanzieren. Angestrengt berechnete er den Wert an Grundbesitz und Vieh und überlegte, wie er genügend Mittel flüssigmachen konnte, um der Tochter des Wesirs einen ähnlichen Lebensstandard sichern zu können, wie sie ihn von Haus aus gewohnt war. Wie er es auch drehte und wendete, es reichte einfach nicht. Er würde sich verschulden müssen!
    Sinuhe schwankte den ganzen Tag über zwischen Nervosität und Glück. Seine Mundwinkel schmerzten bereits vor lauter seligem Grinsen. Dann wieder durchlief ihn ein eiskalter Schrecken, wenn er bedachte, was alles an diesem bedeutsamen Abend schiefgehen konnte. Seit dem Bankett hatte er kaum schlafen können, und so erlebte er die Stunden des Wartens in einem Zustand höchster Erregung, abgewechselt von Phasen dumpfen Brütens.
    Warum nur hatte Sati ihm nicht gesagt, dass sie die Tochter des Wesirs war? Aber er hätte sich eigentlich denken können, dass nur die vornehmsten Familien Ägyptens zu diesem Bankett geladen worden waren. Erregt knabberte er an seinen Fingernägeln.
    Als der hohe Gast dann eintraf, wurde der überraschte Cheti von Ipi in eine mächtige Umarmung gezogen. Meret pflanzte er zwei schallende Küsse auf die Wangen. Dann wandte er sich Sinuhe zu und betrachtete ihn lange und wortlos. Dem jungen Schreiber klopfte das Herz. Endlich brach der Wesir in schallendes Gelächter aus und schlug Sinuhe so heftig auf die Schulter, dass diesem beinahe die Luft wegblieb.
    »Nun, fürwahr«, japste Ipi schließlich. »Lasst uns hereingehen. Es riecht schon so köstlich.«
    Meret geleitete den Wesir ins Esszimmer und befahl den Dienern, mit dem Auftragen der Speisen zu beginnen.
    Ipi sprach dem Essen kräftig zu und trank einen Becher Wein nach dem anderen. Sinuhe hatte noch nie einen Menschen so viel essen und trinken sehen. Der Bauchumfang des Wesirs versetzte ihn in Erstaunen. Der Mann liebte offensichtlich die leiblichen Genüsse sehr und genoss es, ihnen ungehemmt frönen zu können. Vergeblich forschte Sinuhe im runden Gesicht des Gastes nach Ähnlichkeit mit Sati.
    Während seine Eltern sich angeregt mit Ipi unterhielten, bekam er kein Wort heraus und keinen Bissen herunter. Er wartete ängstlich darauf, dass Satis Vater endlich auf den Zweck seines Besuchs zu sprechen käme, und schob eine Kugel aus Weißbrot auf seinem Teller hin und her. Das brachte ihm einen missbilligenden Blick seiner Mutter ein. Rasch verschränkte er die Hände im Schoß und knetete seine Finger.
    Mit einem donnernden Rülpser beendete der Wesir seine Mahlzeit, wischte sich die fettigen Finger an einem Tuch ab und lehnte sich zufrieden zurück.
    »Aaaaah«, machte er, »war

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