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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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und sie musterten den Gefesselten mit Interesse.
    Darren würde das nächste Opfer sein. Es half nichts, die Lippen fest aufeinanderzupressen. Selbst wenn er das Seil nicht im Mund gehabt hätte, gegen diese übernatürliche Macht hätte er keine Chance gehabt. Und so …
    Er wünschte, er wäre in seinem Sarg erstickt. Viel hatte nicht mehr gefehlt, ein paar wirre Fantasien noch, die vom Sauerstoffmangel herrührten, vielleicht ein Stechen in der Lunge, und es wäre vorüber gewesen. Lieber tot als ein Tier sein. Lieber in einem Sarg verrotten als in seinem eigenen Speichel ertrinken.
    Er wollte kein Tier werden. Kein solcher Zombie von einem Tier. Er wollte seinen Sabber nicht über den Boden ziehen.
    „Cassel“, zischte er. „Das Gewehr! Erschieß mich, bitte! Ich flehe dich an, Cassel, gib mir eine Kugel, und dann gib dir selbst eine!“
    Cassel war noch Mensch genug, um ihn zu verstehen. Seine Augen wanderten zu der Waffe hinüber. Noch troff ihm kein Geifer aus dem Mund. Er konnte aufstehen, war beinahe noch das, was er sein Leben lang gewesen war. Und er würde es noch eine Weile bleiben, einige Minuten mindestens.
    Der Fluch des Zauberbeutels war schrecklich, schrecklicher als die Pocken. Sie mussten jetzt einen fünffachen Schlussstrich ziehen, solange sie noch dazu fähig waren. Auch Darren lief die Spucke aus dem Mund. Er schüttelte sich vor Ekel und musste sich gewaltsam in Erinnerung rufen, dass er noch nicht von dem schwarzen Wirbel attackiert worden war und dass der Speichelfluss in seinem Fall lediglich von dem Knebel rührte, der seinen Mund geöffnet hielt.
    Darren wandte sich ab, als Cassel sich näherte. Bedeckte sein Gesicht und kassierte einen schmerzhaften Fußtritt dafür. Der dunkle Finger aus Staub erschien nicht. Aus keinem der vier Münder. Zusammengekauert und weinend, steif vor Angst, wartete Darren darauf, von der Macht vergewaltigt und mit dem Samen des Untergangs befruchtet zu werden, doch der Angriff blieb aus.
    Die Männer verhöhnten ihn, traten und schlugen nach ihm, drückten ihn zu Boden, dass ihm alle Gelenke wehtaten. Sie waren wie Betrunkene, doch ohne die Heiterkeit des Alkohols. Ernst und verwirrt waren sie und brutal. Selbst als sie Darren auf den Rücken legten und ihn mit Schmutz und Steinen bewarfen und auf ihn spuckten, blieb die Dunkelheit in ihren Körpern eingesperrt.
    Rettete es Darren, dass ihm der Medizinmann eine winzige Dosis des Medizinpulvers verabreicht hatte? War er gewissermaßen gegen das Grauen des Pulvers geimpft worden?
    Er war dem Universum unendlich dankbar, dass ihm das Schicksal dieser Männer erspart blieb. Aber natürlich befand er sich weiterhin in tödlicher Gefahr. Besonders Phil fand große Erfüllung darin, den wehrlosen Mann zu malträtieren. Er folterte ihn geradezu, indem er ihn mit Ästen peitschte und ihm mit den Schuhsohlen die Nase platttrat. Er nahm zwei der Bretter, aus der sie eine neue Hütte hatten bauen wollen, und legte sie Darren auf die Brust, worauf alle vier Menschentiere über die Bretter kriechen mussten wie über eine Brücke. Immer aufs Neue wiederholten sie dieses Spiel, bis Darren sicher war, sich einige Rippen gebrochen zu haben. Jedes Mal, wenn Frog an die Reihe kam, war er sicher, es nicht zu überleben.
    Als die vier allmählich müde wurden, zog Darren die Beine an und machte sich klein wie ein Embryo im Mutterleib. Da er niemandem hatte, zu dem er beten oder den er um Hilfe rufen konnte, erinnerte er sich an die Spinne die er in dieser Nacht für kurze Zeit gewesen war. Sein mögliches Totemtier. Er konzentrierte sich auf die Empfindungen, die er gehabt hatte, dachte an das Netz zurück und begann in Gedanken, ein neues Netz zu spinnen. Während er das tat, traten seine Schmerzen etwas in den Hintergrund, und auch die Sorge, den Sonnenaufgang nicht zu erleben, verlor an Schärfe und Übermacht.
    Ihm fiel ein, dass es in der näheren Umgebung Tausende und Abertausende von Spinnen geben musste, und er war so verrückt, sich mit seinen Gedanken an sie zu wenden, sie zu suchen, wie er früher die Geister des Jenseits gesucht hatte. Ich bitte euch , sandte er seinen Ruf aus in die Natur, helft mir! Ruft den Medizinmann oder ruft einen seiner Männer! Jemand muss mir helfen, ehe man mich vollends zu Tode quält!
    Er schlief ein und träumte tatsächlich von Spinnen, aber nur von ihnen und nicht von der menschlichen Hilfe, die er herbeisehnte. Im Morgengrauen erwachte er und versuchte seine Fesseln abzustreifen

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