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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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aus seinen Wunden angelockt. In Jaque rührte sich etwas, und sie verstand, dass es N’n war. Der erleichterte Blick aus Sunrays Augen konnte sie nicht mit sich versöhnen. Auch Arthuris nicht, der respektvoll die Hand hob. Sie schloss die Augen und würde sie erst wieder öffnen, wenn ihre Gruppe auf fünf Personen zusammengeschrumpft war.

6
    Der Weg wurde steiler, der Pflanzenwuchs verschwand fast völlig, und die hellen Felsen, die sie während der letzten Stunden begleitet hatten, verwandelten sich in braunes, schmutziges Gestein. Jaque war nicht mehr sicher, ob sie tatsächlich genau nach Westen gingen. Die Zeit, da sie in einer geraden Linie über Wiesen und durch Wälder vorankamen, war längst vorbei. Dass der Fluss ihren Lehrern die Samen der Eintagsblumen entrissen hatte, war so gesehen kein großer Verlust gewesen, denn hier hätten sie ihnen ohnehin nichts mehr genutzt, da es kein Erdreich gab, in dem die Samen aufgehen konnten.
    Jaque hatte das Gefühl, dass sie sich ihrem Ziel näherten. Die Gespräche zwischen den Verbliebenen waren wieder etwas angeregter geworden. Man stellte Theorien über die Hintergründe des ganzen auf. Arthuris vertrat den Standpunkt, es handle sich um einen Hinterhalt, in den zunächst ihre Lehrer und nun auch sie gelockt wurden. Wer konnte schon sagen, ob die Eintagsblumen wirklich von den Lehrern gesät worden waren? Vielleicht hatten es jene getan, die ihre Lehrer aus Valkynguur gelockt hatten.
    „Dann würde auch Angelor mit ihnen unter einer Decke stecken“, gab Jaque zu bedenken. „Sie hat uns den weiteren Weg gezeigt.“
    „Wer weiß?“, philosophierte Felinep. „Wir verstehen nicht einmal die Menschen oder die Tiere. Wie sollen wir begreifen, was in den Köpfen der Engel vorgeht?“
    Jaque dachte lange darüber nach. Sie verdächtigte weniger Angelor als vielmehr Mad Kao. Sie erinnerte sich, dass sie die Frau mit der Kutte unlängst mehrere Tage lang nicht auf Valkynguur gesehen hatte. Das war keine Seltenheit, denn Mad Kao verschwand immer wieder einmal ohne Ankündigung aus der Festung und kehrte Tage später zurück, ohne Erklärungen abzugeben. Trotzdem erschien es ihr verdächtig. Deshalb sprach sie sie darauf an.
    „Ich verlange nicht von dir, die Bedürfnisse eines Menschen zu verstehen, der tiefer nachdenkt, als du es vermagst, und dazu ab und zu der Einsamkeit bedarf“, antwortete Mad Kao kalt. „Ich verlange nur Fairness. Warum stellst du solche Fragen nicht auch Felinep, der jede Nacht die Schule verlässt? Oder Arthuris, der erst seit wenigen Tagen unter uns weilt und über dessen Vergangenheit wir nichts wissen? Oder Sunray, die biegsam genug ist, um die Festung auf Wegen zu verlassen, die du niemals erahnen würdest? Oder dir selbst, die du dich klug genug wähnst, um alles zu wissen, und die du doch in Wirklichkeit nicht einmal dich selbst kennst.“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich meine damit, dass du kaltblütig deine Freunde geopfert hast, denn Seelen, die eine Engelin einmal gefressen hat, gibt sie nie mehr frei. Man nennt es den Hunger . Wenn ein Engel vom Hunger geplagt wird, ist er nichts anderes als diese grauen Eidechsen – eine Fressmaschine.“
    „Du lügst! Ich habe schon von diesem Hunger gehört, aber er ist etwas anderes. Er ist eine Art Zaubermittel, das der Engel des Ostens in einer Flasche aufbewahrt.“
    „Ich lüge manchmal“, gab Mad Kao ungerührt zu, ohne auf den Engel des Ostens einzugehen. „Aber ich kann mich nicht rühmen, heute schon so viel gelogen zu haben wie du, liebe Jaque.“
    „Seht, da vorne!“
    Die Entdeckung, die das fruchtlose Gespräch unterbrach, war überwältigend. Felinep, der noch immer die Vorhut ihrer geschrumpften Truppe bildete, hatte es zuerst gesehen.
    Eine gewaltige Burg, Hunderte von Spannen über ihnen in den Stein gehauen, mit riesigen Türmen, die den Himmel zu durchbohren schienen. Die vorgewölbten Wände waren von der Witterung rau und fleckig geworden. Totes, schwarzes Moos klammerte sich an den Fels und gab der Festung das Aussehen eines Schiffs, an dessen Rumpf sich Algen ablagerten. Die Türme waren wie Masten.
    „Was ist das?“, erkundigte sich Arthuris.
    Jaque schüttelte den Kopf. „Die Bibliothek von Valkynguur wüsste es. Wir hätten eine Karte mitbringen sollen.“
    Ein dünner Pfad war in den Fels geschlagen und schlängelte sich in engen Kurven empor. Der Weg führte zu einem Tor, doch in festen Abständen standen Wächter auf Felsvorsprüngen. Es waren große,

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