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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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schmerzte und glühte wie bei einem starken Sonnenbrand.
    Das grelle Licht schwächte sich ab, und sie öffnete die Augen. Sie und Mad Kao waren die letzten, die noch standen. Alle anderen lagen über den steinigen Untergrund verstreut. Jaque taumelte von einem zum andern und vergewisserte sich, dass sie noch lebten. Sie atmeten alle. Barabald hatte am meisten Bisswunden davongetragen. Arthuris kam, auf sein Schwert gestützt, langsam auf die Beine. Melana, die von den Eidechsen verschont geblieben, aber offenbar von dem Licht geblendet worden war, flatterte unbeholfen und ziellos durch die Luft. Der Geruch des Blutes, der in der Luft lag, schien sie halb wahnsinnig zu machen. Ihre kleine Nase zuckte, und ihr Mund verzerrte sich.
    „Wir danken dir“, sagte Mad Kao mit einer Verbeugung vor der Engelin, und auch Jaque empfand tiefe Dankbarkeit.
    „Was ist dein Preis?“, wollte Jaque wissen, und sie konnte kaum glauben, dass sie es war, die diese Frage stellte.
    Ein Lächeln schwebte über dem lichtdurchfluteten Gesicht. „Drei, wenn ich wählen darf. Vier, wenn du auswählst, Jaque.“
    Sie brauchte einen Moment, um das Gesagte zu verarbeiten. Drei – drei Personen? Angelor wollte gleich drei von ihnen auf einmal? Drei nach eigener Wahl, oder vier, wenn Jaque auswählte. Was für ein Handel war das? Sie nahm sich vor, auf keinen Fall über die Frage nachzudenken, welche vier unter ihnen entbehrlich waren. Es war unmenschlich, solche Entscheidungen zu treffen. Zumal sie nicht wusste, was mit den Leuten, die mit der Engelin verschmolzen, wirklich geschah. Engel waren keine Menschen. Sie dachten in anderen Größenverhältnissen. Sie sahen in Menschen das, was die Menschen in den Tieren sahen, nicht mehr. Der Tod eines Menschen bedeutete ihnen nichts.
    Trotzdem … trotzdem … Wenn Angelor drei aus ihrer Gruppe auswählte, mochte Jaque selbst auch darunter sein. Wollte sie das? War es gut für die Gruppe, wenn Jaque sie nicht mehr führen konnte? Hatten sie überhaupt eine Chance, die Lehrer zu finden, ohne sie, die intelligenteste Schülerin von Valkynguur?
    War es nicht klüger, vier zu finden, die entbehrlich waren? Natürlich würde sie nicht Felinep oder Arthuris wählen. Aber auf die Blutelfe Melana konnte sie verzichten – ja, es wäre geradezu eine Wohltat, von ihr erlöst zu werden. Barabald, der Narr, war ebenfalls abkömmlich. Und N’n, der nichts als ein Gefühl in ihnen war, wenn auch ein gutes Gefühl … Und dann? Wer war ihre Nummer Vier? Mikyal, der Vielfraß? Oder Sunray? Mad Kao wollte sie nicht hergeben. Auch wenn sie sie im Grunde nicht ausstehen konnte – ihre Fähigkeit, Angelor herbeizurufen, hatte sie schon zweimal gerettet.
    „Hast du dich entschieden?“, fragte die Engelin. „Falls du selbst wählen möchtest, bitte ich dich, deine Entscheidung laut und deutlich vorzutragen. Die anderen wird es sicherlich interessieren, welchen von ihnen du zu opfern bereit bist.“
    Felinep war bei ihr, schmiegte sich an ihre Beine. „Du musst wählen“, schnurrte er. „Wenn Angelor die falschen Leute zu sich nimmt, bleibt nur noch ein hoffnungsloser Haufen übrig. Sie hat bereits zwei der Stärksten zu sich genommen. Das nutzt unseren Lehrern nichts.“
    „Er spricht die Wahrheit“, sagte Mad Kao. „Wir dürfen nicht an uns denken. Unsere Lehrer zu befreien, lautet unser Ziel.“
    Jaque fühlte sich elend. Sie wollte nicht wählen, aber ihr Verstand sagte ihr, dass es die einzige Lösung war.
    „Ich opfere vier aus unserer Mitte“, sagte sie mit feierlicher Stimme. „Ich opfere sie, weil ich glaube, dass sie nicht sterben, sondern im Inneren eines Engels ein besseres Zuhause finden werden als auf dem harten Weg, den wir zu gehen haben. Ich kann es nicht verantworten, sie unterwegs an Bestien zu verlieren, wie wir sie eben kennen gelernt haben. Ich opfere sie nicht dem Tod, sondern dem Leben.“
    Was für ein Selbstbetrug! Sie sagte Dinge, die ihr niemand abnahm, die sie selbst nicht glaubte, und alles nur, um ihr schlechtes Gewissen ein wenig zu beruhigen. Sie lernte neue Seiten von sich kennen.
    Die Lügnerin.
    Die Richterin.
    Die Mörderin.
    „Wohl gesprochen“, sang Angelor. „Und nun nenne mir vier Namen.“
    Jaque räusperte sich. „Melana“, sagte sie schnell. Und dann, langsamer: „Mikyal, Barabald, N’n.“
    Mikyal und Barabald sahen sie ungläubig an. Melana reagierte nicht. Sie flog weiterhin blind ihre Kreise und hatte sich Barabald genähert, offenbar von dem Blutgeruch

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