Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
Erst wenn sie zurückkommen und berichten, erfährt der Herzog, wo sie gewesen sind.“
    Ein paar enttäuschte Klagelaute waren zu hören. Jenes waren wackere Männer, aber was sie hier gehört hatten, hätte selbst Heilige zum Erblassen gebracht. Sir Roger schritt steif zu seiner Frau hinüber und legte ihr die Hand auf den Arm.
    „Es tut mir leid, meine Liebe“, murmelte er.
    Sie wandte das Gesicht von ihm ab.
    Sir Owain stand auf. An der Hand, die die Harfe umfaßt hielt, standen weiß die Knöchel hervor. „Hierher habt Ihr uns geführt!“ rief er mit schriller Stimme. „In Tod und Verdammnis jenseits des Himmels! Seid Ihr zufrieden?“
    Sir Roger schlug mit der Hand gegen den Schwertgriff. „Seid still!“ brüllte er. „Ihr alle habt meinem Plan zugestimmt. Keiner von euch hat sich widersetzt. Und keiner ist gezwungen worden mitzukommen. Jetzt müssen wir alle gemeinsam die Last tragen, oder Gott mag uns allen gnädig sein!“
    Der jüngere Ritter murmelte irgend etwas Aufrührerisches, setzte sich aber wieder.
    Es grenzte wirklich an das Wunderbare, wie schnell mein Herr aus der Niedergeschlagenheit zur Kühnheit zurückfand. Natürlich war das eine Maske, die er um der anderen willen aufsetzte, aber wie viele Männer gab es, die dazu imstande gewesen wären? Er war wahrhaft ein Führer ohnegleichen; ich schreibe das dem Blut König Wilhelms des Eroberers zu, von dem ein illegitimer Enkel eine illegitime Tochter jenes Earl Godfrey geheiratet hatte, der später wegen Piraterei geächtet worden war und so das edle Haus de Tourneville gegründet hatte.
    „Kommt“, sagte der Baron mit einem Anflug von Heiterkeit. „So schlimm ist dieses nicht. Wir brauchen bloß mit mutigem Herzen zu handeln, dann wird der Tag uns gehören. Vergeßt nicht, wir halten eine ganze Anzahl von Gefangenen fest, die wir in einem Handel einsetzen können. Wenn wir noch einmal kämpfen, dann haben wir bereits bewiesen, daß sie uns unter auch nur annähernd gleichen Bedingungen nicht gewachsen sind. Ich gebe zu, ihre Zahl ist größer als die unsere, und sie haben mehr Erfahrung im Umgang mit diesen Teufelswaffen. Aber was soll’s? Das wäre nicht das erstemal, daß tapfere Männer unter guter Führung eine scheinbar stärkere Armee vom Felde gejagt haben.
    Im schlimmsten Fall bleibt uns immer noch der Rückzug. Wir besitzen genügend Himmelsschiffe und können in den grenzenlosen Tiefen des Weltalls die Verfolger abschütteln.
    Aber ich bin dafür, hierzubleiben, geschickt zu verhandeln, zu kämpfen, wo immer nötig, und auf Gott zu vertrauen. Sicher kann doch Er, der für Joshua die Sonne angehalten hat, eine Million Wersgorix erschlagen, wenn es Ihm gefällt, denn Seine Gnade währt ewig. Sobald wir dem Gegner die richtigen Konditionen abgerungen haben, werden wir Ihn dazu bringen, für uns unsere Heimat zu finden und unsere Schiffe mit Gold vollzustopfen. Ich sage euch, behaltet euren Mut! Zum Ruhm Gottes, der Ehre Englands und der Bereicherung von uns allen.“
    Damit packte er sie, trug sie auf der Welle seiner eigenen Begeisterung nach oben, und am Ende jubelten sie ihm zu. Sie drängten sich nahe heran, legten die Hände auf seine Hände über dem großen blitzenden Schwert und schworen, treu zu bleiben, bis die Gefahr vorüber war. Hernach verstrich eine Stunde mit eifriger Planung – das meiste allerdings leider vergeudet, denn Gott läßt selten das geschehen, was der Mensch erwartet. Schließlich gingen alle zur Ruhe.
    Ich sah, wie mein Herr den Arm seiner Gemahlin nahm und sie in seinen Pavillon führte. Sie sprach im Flüsterton zu ihm, man konnte sehen, daß es harte Worte waren; sie war nicht bereit, seine Proteste anzuhören, und stand da und wies ihn in die feindliche Nacht hinaus. Der größere Mond, der bereits am Sinken war, hüllte sie in kaltes Feuer.
    Es war seltsam, daß ein Mann so hilflos gegenüber einer Frau sein konnte. Wie er so dalag, hatte er etwas Geschlagenes, Beklagenswertes an sich. Ich fand, daß es uns allen ein schlechtes Omen war.

 
8
     
    Zuerst waren wir zu aufgeregt, um darauf zu achten, und nachher schliefen wir zu lange. Aber als ich wieder erwachte und feststellte, daß es immer noch dunkel war, prüfte ich die Bewegung der Sterne an den Bäumen.
    Ah, wie langsam! Die Nacht hier war um ein Vielfaches länger als auf der Erde.
    Diese Tatsache für sich machte unseren Leuten schon große Angst. Daß wir nicht flohen (inzwischen ließ es sich nicht mehr verbergen, daß uns Verrat

Weitere Kostenlose Bücher