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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Prahlerei wahr ist – getan haben, was noch nie ein anderes Heer geschafft hat: nämlich eine ihrer Befestigungen eingenommen! Würdest du dich nicht auch nur mit größter Vorsicht bewegen, wenn du ihr Konstabler wärest?“
    Das Gröhlen, das sich darauf unter den Reitern erhob, breitete sich zu den Fußtruppen aus, bis es unser ganzes Lager erfaßte. Ich sah, wie die feindlichen Gefangenen schauderten und sich dichter aneinander drängten, als jenes wölfische Geräusch sie erfaßte.
    Als die Sonne sich erhob, landeten ein paar Wersgorboote ganz langsam und vorsichtig eine gute Meile von uns entfernt. Wir hielten unser Feuer, also faßten sie sich ein Herz und schickten Leute aus, die anfingen, auf dem Feld Maschinen aufzubauen.
    „Werdet Ihr zulassen, daß sie vor unserer Nase hier eine Burg bauen?“ rief Thomas Bullard.
    „Wenn sie sich etwas sicherer fühlen, ist es weniger wahrscheinlich, daß sie uns angreifen“, antwortete der Baron. „Ich möchte, daß die begreifen, daß wir verhandeln wollen.“ Sein Lächeln wurde schief und humorlos. „Bedenkt, Freunde, unsere beste Waffe ist jetzt unsere Zunge.“
    Bald landeten die Wersgorix viele Schiffe in kreisförmiger Formation – wie jene Steingiganten in Stonehenge, welche Riesen in England vor der Sintflut auftürmten –, um ein Lager zu bilden, das von dem gespenstischen fahlen Schimmer eines Kraftschirmes umgeben war, vor dem bewegliche Bombarden standen und über dem Kriegsschiffe am Himmel dahinzogen. Erst als dieses geschehen war, sandten sie einen Herold.
    Die vierschrötige Gestalt schritt mutig über die Wiesen, obwohl ihm klar sein mußte, daß wir ihn erschießen konnten. Seine metallischen Kleider glänzten grell in der Morgensonne, aber wir konnten erkennen, daß seine Hände leer waren und er sie offenhielt. Sir Roger selbst ritt ihm entgegen, begleitet von mir, der ich ein Vaterunser nach dem anderen rezitierte.
    Der Wersgor scheute zurück, als der riesige schwarze Hengst und der eiserne Turm, der im Sattel saß, über ihm aufragten. Dann holte er etwas zitternd Luft und sagte: „Wenn Ihr Euch benehmt, werde ich Euch während dieser Diskussion nicht vernichten.“
    Sir Roger lachte, als ich etwas stockend übersetzte. „Sag ihm“, befahl er mir, „daß ich meinerseits meine persönlichen Blitze zurückhalten werde, obwohl sie so mächtig sind, daß ich nicht beschwören kann, daß mir nicht welche entkommen und sein Lager in Schutt und Asche legen, wenn er sich zu schnell bewegt.“
    „Aber Euch stehen doch gar keine solchen Blitze zur Verfügung, Sire“, protestierte ich. „Es wäre nicht ehrlich, solches zu behaupten.“
    „Du wirst meine Worte getreulich und mit unverfänglichem Gesichtsausdruck übersetzen, Bruder Parvus“, sagte er, „oder entdecken, was es mit Blitzschlägen auf sich hat.“
    Ich gehorchte. In dem nun Folgenden werde ich wie gewöhnlich nicht auf die Schwierigkeiten der Übersetzung eingehen. Mein Wersgorvokabular war zu beschränkt, und ich fürchte, daß meine Grammatik ziemlich lächerlich war. Jedenfalls war ich nur das Pergament, auf dem diese Mächtigen schrieben, löschten und erneut schrieben. Ja wahrhaftig, ehe jene Stunde um war, kam ich mir wirklich wie ein Palimpsest vor.
    Oh, die Dinge, die zu sagen ich gezwungen war! Ich verehre jenen mutigen und doch so sanftmütigen Ritter Sir Roger de Tourneville mehr als alle anderen Männer. Und doch, wenn er so gleichgültig von seinem englischen Reich sprach – dem kleinen, das nur drei Planeten umfaßte – und wie er persönlich Roncesvaux gegen vier Millionen Muselmänner verteidigt hatte und wie er ganz alleine Konstantinopel erobert hatte, nur weil eine Wette das von ihm verlangte, und wie er als Gast in Frankreich die Einladung seines Gastgebers annahm, das droit de seigneur für zweihundert Bauernhochzeiten am selben Tag auszuüben – und mehr und mehr – fast drohten seine Worte mich zu ersticken, obwohl man sagt, daß ich sowohl in den höfischen Romanzen als auch dem Leben der Heiligen wohlbewandert bin.
    Mein einziger Trost war, daß nur wenig von diesen schamlosen Lügen über die sprachlichen Schwierigkeiten hinwegkamen und der Wersgor-Herold nur (nach einigen wenigen Versuchen, uns zu beeindrucken) begriff, daß er es hier mit einer Person zu tun hatte, die ihn an jedem beliebigen Tag der Woche an Prahlerei übertreffen konnte.
    Deshalb stimmte er auftrags seines Herrn zu, daß Waffenruhe herrschen solle, während in einem

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