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Siras Toten-Zauber

Siras Toten-Zauber

Titel: Siras Toten-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dunklen Holz schimmerte. Mein Blick ging in die Höhe. Ich sah die Ornamente, sie sagten mir nichts. Dafür jedoch die weiche Frauenstimme, die aus der Deckung zwischen Tür und Wand hervordrang.
    »Ich habe dich erwartet, John Sinclair. Willkommen im Haus des Schicksals…«
    ***
    Eine Antwort bekam sie nicht. Das Geräusch der zufallenden Tür verfolgte mich. Ich stand da und wartete.
    Relativ sacht fiel die Tür ins Schloß zurück. Jetzt stand ich endgültig in diesem gewaltigen Haus, in dem die Schicksale unzähliger Menschen wie in einer altertümlichen Datenbank aufbewahrt wurden. Meine Gefühle konnte ich schlecht beschreiben. Spannung, Erwartung, da kam alles zusammen, aber auch Furcht vor dem Blick in die Zukunft, der möglicherweise nicht so ausfallen würde, wie ich es mir gern gewünscht hätte.
    Ich drehte mich mit angemessenen Bewegungen nach links, denn dort mußte Sira warten.
    Sie kam auch vor.
    Sanft waren ihre Schritte, kaum zu hören. Das Gesicht blieb ohne Regung.
    Noch immer trug sie das lange, weiße Kleid, das in Höhe des Bauches etwas aufgebauscht war, denn dort faltete sich der Stoff zusammen wie eine lasche, in der ein Gegenstand steckte, von dem ich nur mehr ein Drittel seiner Größe sah und deshalb auch nicht erkennen konnte, um was es sich dabei handelte.
    »Es war ein langer Weg von London bis hierher«, sprach sie mich mit leiser Stimme an.
    »Ja, das stimmt.«
    »Aber du hast ihn gefunden.«
    »Ist das so ungewöhnlich?«
    Sie verzog die Lippen. »Menschen, die den Weg finden wollen, die finden ihn auch.«
    »Ja, ich suche etwas.«
    »Dein Schicksal?«
    »Auch das. Aber es gibt andere Gründe, die mich in dieses Haus führten. Mein Freund wird sich in deiner Gewalt befinden, nehme ich an. Dann bin ich der Meinung, daß du dieses Haus widerrechtlich besetzt hältst. Es steht dir nicht zu. Die Weisen und die echten Palmblattleser hast du vertrieben und bist hineingestoßen in ein Gebiet, das für dich nicht offen sein soll.«
    »Es gehört jetzt mir.«
    »Das glaube ich dir sogar. Nur hasse ich es, wenn sich jemand etwas widerrechtlich aneignet.«
    Sie winkte mit der rechten Hand ab. »Dieses Thema ist für dich nicht wichtig. Ich kenne den Totenzauber, ich bin diejenige, die jetzt die Palmblätter hütet. Ich bin die Erbin des Totengottes Jama, der die Menschen in die Welt der Schatten begleitete. Nur durch sein Erbe, seine und jetzt meine Maske habe ich es geschafft, mich zur Hüterin der Palmblattbibliothek aufzuschwingen, und ich werde diese Macht nie mehr abgeben. An keinen anderen auf der Welt.«
    »Was hast du vor?«
    »Macht«, erwiderte sie flüsternd. »Hier sind die Schicksale der Menschen aufgezeichnet, die es irgendwann einmal im Leben herzieht. Deshalb kann ich als Hüterin über sie bestimmen. Ich kann ihnen erklären, welche Schicksale sie erwartet. Ich kann aber auch aufhören und nichts sagen. Alles liegt in meiner Hand, und damit ist mir eine große Macht gegeben worden.«
    »Du willst sie ausnutzen.«
    »Das sagst du, Sinclair.«
    »So haben deine Vorgänger nicht gedacht.«
    »Sie sind weg, verschwunden. Es gibt sie so gut wie nicht mehr. Meine Diener und ich haben die Kontrolle übernommen, und so wird es auch bleiben.«
    »Da wäre noch ein Problem. Ich bin nicht allein hergekommen, das weißt du.«
    »Ja, es war der Chinese.«
    »Wo ist er?«
    Auf ihrem Mund schimmerte ein Lächeln, das mir persönlich nichtgefiel. Es warkaltund gleichzeitig wissend. »Er ist hier, aber nicht da, wenn du verstehst.«
    »Du hast ihn gefangen?«
    »Nicht mehr. Er wird tot sein. Zuvor jedoch hat er die Bibliothek gesehen.«
    »War er dort auch vertreten?«
    »Ja, er war es.«
    Jetzt lag mir die Frage nach Sukos Zukunft auf den Lippen. Ich stellte sie nicht, weil mich die Antwort der Person irritiert hatte. Ihre Stimme hatte nicht den Klang gehabt, den ich mir gewünscht hätte. Sie war blechern und kühl gewesen. »Ich möchte…«
    »Laß uns gehen. Ich werde dir die Bibliothek zeigen. Du bist doch nicht umsonst hergekommen.«
    »Das stimmt.«
    Sie drehte sich um und ging vor. Ich atmete tief durch und zwang mich so zur Ruhe. Was ich eben gehört hatte, war zwar nicht viel gewesen, aber es hatte mir gezeigt, daß Sira allein die Kontrolle über dieses gewaltige Haus besaß. Ihr Totenzauber machte es möglich. Im Schein der brennenden Flüssigkeit sah ich eine Sitzbank, die aus hohen Kissen bestand. Möglicherweise hielten sich hier sonst die Wartenden auf, während die Weisen

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