Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
Angelegenheiten für unser Land unterwegs war, muss ich den Schluss ziehen, dass das Schiff in einen Kampf verwickelt wurde."
Im Stillen zollte Riordan ihr Hochachtung. Trotz ihrer Trauer konnte sie klar denken und messerscharfe Schlüsse ziehen. Er sah ein, dass er ihr die ganze Wahrheit schuldete.
„Ja, es gab einen heftigen Kampf mit einem Schurkenschiff. Das sind Schiffe, die irgendwo auf hoher See auf Frachtschiffe lauern. Die Männer an Bord sind Schurken und Verbrecher, denn sie dienen keinem Herrn, keinem König und keinem Land. Sie haben ausschließlich ihr eigenes Wohl im Sinn und nehmen sich, was sie wollen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht." Ersah Ambrosia abwartend an, doch sie verzog keine Miene.
„Sie tauchten plötzlich aus dem Nebel auf und hatten die englische Fahne gehisst. Doch das war ein Täuschungsmanö ver. Sie hatten uns aufgelauert."
„Uns?" unterbrach Ambrosia. „Du fuhrst mit meinem Vater und Bruder gemeinsam?"
„Ja, in Wales liefen wir nacheinander mit unseren Schiffen aus. Mein Segler, die Warrior, wurde von den Burschen zuerst attackiert. Sie steckten sie in Brand, und ich hatte ihnen nichts entgegenzusetzen. Es war dein Vater, der meine Männer und mich in letzter Sekunde rettete."
Riordan blickte verloren in die Ferne. In der Erinnerung sah er noch einmal die Bilder des grausamen Geschehens. „Eine Weile tobte der Kampf ständig hin und her. Es gelang uns sogar, das Schiff der Schurken zu entern. Dein Vater und James kämpften tapfer und unerschrocken. Doch dann tauchten wie aus dem Nichts weitere Gegner auf. Zwar konnten wir uns erfolgreich wehren, doch dann brach der Sturm los, und wir mussten zurück auf die Undaunted, die auseinander zu brechen drohte. Also packten wir unsere Toten und Verletzten auf die Schultern und machten uns auf die Heimreise."
„Waren mein Vater und Bruder bereits tot, als das Unwetter begann?"
Riordan nickte. „Ja, sie haben heroisch gekämpft. Im Laufe des Sturms wurden ihre Leichname über Bord gespült. Es gab keine Möglichkeit für uns, sie aus den Fluten zu bergen."
Ambrosia kniff die Augen zusammen, um die Tränen zurückzudrängen.
Riordan legte ihr behutsam eine Hand unter das Kinn, so dass sie ihn ansehen musste.
„Wenn dir irgendetwas ein Trost ist, Ambrosia", sagte er, „dann vielleicht die Tatsache, dass sie den Heldentod starben."
„Jeder Mann, der für England sein Leben riskiert, ist ein Held", erwiderte sie.
„Ja, aber du hast noch nicht verstanden, was ich sagen will. Wenn sie nicht gekommen wären, um meine Männer und mich zu retten, dann wären sie schon vor Tagen zu Hause bei dir und deinen Schwestern gewesen. Ich trage die Schuld daran, dass sie tot sind. Es war mein Kampf, nicht der ihre." Riordan drohte vor Rührung und Reue die Stimme zu versagen.
„Ich muss irgendwie weitermachen, einen Sinn für mein Le ben finden in dem Wissen, dass meine zwei besten Freunde ihres dafür hingaben."
Ambrosia hätte ihn gern getröstet, doch ihr eigener Schmerz war so groß, dass ihr die Kehle wie zugeschnürt war. Mit großer Willensanstrengung gelang es ihr schließlich, zu fragen: „Wie lautete der Name des Schiffes und seines Kapitäns?"
„Es war die Skull unter dem Kommando von Captain Eli Sledge. Warum willst du das wissen?"
Ambrosia atmete tief durch. Jetzt war der Augenblick ge kommen, Riordan in ihre Pläne einzuweihen. „Folgenden Schwur lege ich hiermit ab: Sowie das Schiff meines Vaters instand gesetzt ist, wird die Undaunted erneut in See stechen und nicht eher zurückkehren, als bis diese Schurken unschädlich gemacht sind und ihre Leichname für alle Zeit auf dem Meeresgrund liegen."
Riordan musterte sie misstrauisch. Er wusste nicht so recht, was er von Ambrosias Schwur halten sollte. „Du hast also deine Meinung geändert?" erkundigte er sich vorsichtig. „Und wirst mir die Undaunted doch verkaufen?"
„Nein, Riordan, du missverstehst mich", erwiderte Ambrosia stolz. „Mit dir als Kapitän werden meine Schwestern und ich das Werk unseres Vaters fortsetzen und außerdem seinen Tod rächen."
„Als Seeleute?" Riordan traute seinen Ohren nicht.
„Allerdings. Aber nicht nur das. Wir werden außerdem als Piraten im Namen des Königs über die Meere segeln und würdige Nachfolger unseres Vaters und Bruder sein."
4. KAPITEL
Riordan war dermaßen überrascht, dass ihm zunächst keine Antwort auf Ambrosias Eröffnung einfiel. Schließlich stieß er hervor: „Was soll das denn für eine Torheit
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