Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
lasst uns zunächst unseren Plan durchführen."
„Ihr habt einen Plan?"
Ambrosia nickte. „Manchmal ist Überraschung die beste Verteidigung."
Plötzlich erstarrten alle. Vo n draußen auf der Treppe war das Geräusch schwerer Stiefelschritte zu hören.
„Wir haben keine Zeit mehr für lange Erklärungen", fuhr Ambrosia hastig fort. „Riordan, Großvater, Mistress Coffey, Miss Mellon, ihr müsst euch alle hinlegen und so tun, als wäret ihr tot. Newton, du wirst dich unter einem der Strohsäcke verstecken."
Sie wehrte Riordans Protest ab mit einem eindringlichen „Bitte, vertrau mir."
Unsicher rief er: „Newt?" Der alte Seemann schien so unentschlossen zu sein wie er selbst.
Newton zuckte die Schultern. „Mir fällt nichts Besseres ein, Capt'n."
„Mir auch nicht", gab Geoffrey erschöpft zu.
„Ich habe volles Vertrauen zu meinen Mädchen", erklärte Miss Mellon würdevoll.
„Schließlich habe ich ihnen beige bracht, ihren Verstand zu nutzen."
„Nun gut." Riordan wartete, bis sich alle auf ihre Plätze begeben hatten, bevor er sich auf eine Matte vor Newton legte, um dem Alten zusätzlichen Schutz zu geben. Er selbst würde zumindest ein Auge offen halten. Für alle Fälle.
Ambrosia und ihre Schwestern rückten eng zusammen und hakten sich gegenseitig an den Ellbogen ein. Gespannt lauschten sie auf die Schritte draußen. Plötzlich wurde der Riegel zu-rückgeschoben und die Tür mit Macht aufgestoßen.
Ein bärtiger, übel riechender Pirat stand auf der Schwelle. „Ich bin wegen der anderen hier", erklärte er. „Captain Sledge hat mir befohlen, sie zu töten, bevor meine Kameraden sich mit euch dreien beschäftigen."
„Du kommst zu spät", entgegnete Ambrosia und deutete auf die reglosen Körper auf den Säcken und Matten. „Captain Spencer ist seinen schweren Verletzungen erlegen. Und die alten Leute waren einfach zu schwach. Ihre Herzen haben den furchtbaren Druck nicht ausgehalten."
Der Pirat schien verärgert, dass ihm die Gelegenheit zum Morden genommen war.
Ambrosia hatte zunächst vorgehabt, ihn lediglich kampfunfähig zu machen. Doch nun stand ihr Entschluss fest. Sie würde ihn töten, damit er nicht womöglich noch seine Kumpanen warnen konnte.
Mit zusammengekniffenen Augen schaute er sich argwöhnisch um. „Wo ist der alte Matrose?"
„Fort." Bethanys Lippe bebte leicht. „Er ist aus dem Fenster gesprungen und wie ein Feigling davongelaufen."
„Unmöglich. Sledge hat unten eine Wache postiert."
„Unser Gefährte stahl Gold von uns und bestach damit deinen Komplizen."
„Ihr habt Gold?" Der Pirat trat näher.
„Ja, eine Menge." Darcy warf den Kopf zurück, so dass die flachsblonden Locken zu tanzen schienen. „Mehr, als wir jemals ausgeben können. Du hast doch gesehen, dass wir Gold an Bord hatten."
„Ja, aber man hat uns gesagt, es wäre für den König bestimmt."
Bethany lachte herausfordernd. „Wer weiß, vielleicht will Sledge alles für sich behalten."
„Nein, so etwas tun Piraten nicht. Wir teilen unsre Beute stets gerecht auf."
„Woher willst du das wissen?" fragte Ambrosia mit einem lauernden Unterton in der Stimme. „Seid ihr denn immer alle dabei, wenn die Fässer geöffnet und die Goldmünzen gezählt werden?"
„Nein, aber wir bekommen unseren Teil."
„Jeder gleich viel?" Ambrosia zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. „O der gerade genug, um euch zufrieden zu stellen, während euer Kapitän immer reicher wird?"
Der Pirat rieb sich nachdenklich das Kinn, und Ambrosia entschied, dass es Zeit wäre, ihm ein Angebot zu machen.
„Vielleicht möchtest du ja ebenso reich werden wie Sledge?"
„Wie sollte das gehen?"
„Wir stehen völlig allein da", erklärte Bethany mit erstickter Stimme und tupfte sich eine Träne ab. „Wenn du unser Be schützer werden könntest, wären wir erleichtert und dankbar."
Die Zeiten auf See waren lang und öde, die Nächte einsam. Der Pirat dachte angestrengt nach. Hatte er nicht die Mannen des Königs unzählige Male besiegt? Würde er sich nicht auch seine Kameraden vom Leib halten können? Für die in Aussicht gestellte Belohnung wäre ihm jedes Opfer recht. Gold! Genug, um wie ein König zu leben! Und die Dankbarkeit der drei zauberhaften jungen Damen, die sein Eigentum wären, solange er wollte.
Der Mann genoss seine Wichtigkeit. Er schob die Mädchen beiseite. „Zunächst muss ich mich davon überzeugen, dass die anderen tatsächlich tot sind."
Als er sich zu dem ersten Strohsack hinunterbeugte,
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