Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
bei den Bemühungen, Riordan von seinem Schwert zu befreien, das ihn in die Tiefe zu ziehen drohte.
Mit letzter Kraft zerrte Ambrosia ihn endlich unter dem Rumpf hervor. Als sie schon glaubte, die Wasseroberfläche nicht mehr rechtzeitig erreichen zu können, spürte sie plötzlich Luft in ihre schmerzenden Lungen strömen. Völlig erschöpft hielt sie Riordans Kopf über Wasser.
„Atme, Liebster, bitte!" Sie schluchzte und streichelte unablässig sein Gesicht. Und dann, nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, keuchte und hustete er. Kurz darauf schlug er die Augen auf. „Ambrosia. Wie ...?"
„Das ist jetzt nic ht wichtig, Geliebter. Du lebst, nichts anderes zählt im Augenblick."
„Was ist mit den Übrigen?"
Sie schaute zum Deck der Sea Challenge hinauf, und ihr Herzschlag setzte beinahe aus.
Der kleine Segler hatte schwere Schlagseite, und aus den Decksplanken züngelten Flammen.
„O nein, Großvater! Meine Schwestern! Diese herzensguten alten Leute!" Tränen schössen ihr in die Augen.
„Sieh mal, dort drüben!" stieß Riordan hervor und machte eine Handbewegung zu dem Piratenschiff. Da sah Ambrosia ihre Familie und Newton nebeneinander stehen, vor ihnen Piraten, die ihre Schwerter auf sie gerichtet hielten. Andere Piraten waren damit beschäftigt, die restliche Ladung von der Sea Challenge zu bergen. Ein kleines Beiboot war zu Wasser gelassen worden und kam zielstrebig auf Riordan und Ambrosia zu.
„Ihr seid nicht entkommen!" Er stieß einen bösen Fluch aus.
„Nein, Liebster. Aber wir leben. Du lebst. Und wir sind zusammen. Das ist wichtiger als alles andere."
„Na, wenn das kein rührender Anblick ist." Eli Sledge sah unverhohlen auf die junge Frau vor sich, deren nasse Kleider an ihrem Körper klebten.
Er war ein außergewöhnlich großer, kräftiger Mann, der seine stattliche Größe dazu benutzte, andere Menschen einzuschüchtern. Sein Gesicht mochte früher einmal recht ansprechend gewesen sein. Nun war es entstellt von einer tiefen Narbe, die sich von seiner Wange bis tief hinunter an seine Kehle zog. Seine Haut war in den vielen Jahren der Seefahrt rau und zäh wie Leder geworden. Das dichte schwarze Haar fiel ihm weit über den Rücken.
Zu seinen grobmaschigen Hosen und den derben Stiefeln trug er eine verdreckte Jacke, die unübersehbar auch Blutflecken aufwies. In einer Hand hielt er eine gefährlich aussehende Peitsche.
Sledge stand, die Beine gespreizt und die Hände in die Hüften gestemmt, vor seinen Gefangenen und sah unverwandt auf die Menschen, die nun dicht zusammengedrängt vor ihm auf der Erde kauerten.
Lachend wandte er sich schließlich an seine Leute. „Wir ha ben alles bekommen, was uns unser Wohltäter versprochen hat. Eine Schiffsladung voller Gold. Drei junge Weiber, hübsch anzusehen. Unser Wohltäter sagte, wir könnten mit ihnen tun und lassen, was uns beliebt, sobald wir in Cairn sind."
Die Männer fingen an zu murmeln, doch mit einem Peitschenknall brachte Sledge sie augenblicklich zum Schweigen.
„Ich schlage vor, wir töten alle außer den Frauen. Und die, die sterben müssen, sollen es langsam und qualvoll tun zur Strafe für die Schmerzen und die Mühen, die sie uns bereiteten.
Was die drei Mädchen betrifft, so bin ich dafür, dass wir sie am Leben lassen. Zumindest so lange, wie sie uns Vergnügen bereiten. Also, Freunde, auf zum nächsten Hafen. Heute Abend gibt es Freibier für alle. Und dann ...", er musterte die Lambert-Schwestern anzüglich, „...
werden wir unsere Beute aus giebig genießen!"
15. KAPITEL
„Bethany. Darcy", flüsterte Ambrosia eindringlich. „Gebt mir eure Unterröcke." Unter den Augen ihrer Bewacher kniete sie sich neben Riordan, der reglos auf den Planken lag. Die Wunde an seinem Arm war tief und reichte von der Schulter bis zum Ellbogen. Noch immer sickerte Blut aus dem hässlich auseinander klaffenden Schnitt.
Mit Hilfe ihrer alten Kinderfrau und der Haushälterin kno tete Ambrosia Stoffstreifen zu einer Aderpresse, um die Blutung zum Stillstand zu bringen, und begann dann, den Arm zu verbinden.
Riordan öffnete mühsam die Augen. Es fiel ihm schwer, bei Bewusstsein zu bleiben, denn die Schmerzen in seinem Arm sowie das Hämmern und Pochen in seinem Hinterkopf, Folgen des gewaltigen Keulenhiebs, waren kaum auszuhalten. Doch dann sah er Ambrosia, die mit den anderen Frauen einen Kreis um ihn herum geformt hatte.
„Ambrosia, hör zu!" Trotz seiner Schwäche war der Griff um ihr Handgelenk hart und
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