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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Händen und stöhnte auf. »Lass mich bloß mit dem in Ruhe!«
    »Ja, ich hab schon davon gehört.« Er blickte weiter aufs Wasser und grinste.
    »Also wird darüber geredet.«
    Angus zuckte bloß mit den Schultern und drehte sich zu ihr um. »Jason hat schließlich Freunde. Man sagt, deine Kellner-Freundin hat sich für dich eingesetzt.«
    »Stimmt.«
    »Wie heißt sie noch gleich – Asia, oder?«
    »Genau.«
    »Ist sie heute auch hier?«
    »Ja, irgendwo.« Zoe suchte in der Menge nach ihr, konnte das weiße Kleid jedoch nirgends entdecken. »Wieso – interessiert?« Die Worte waren noch nicht ganz ausgesprochen, da trieben sie ihr schon die Schamesröte ins Gesicht. Sie entschied sich, das Thema lieber nicht weiter auszuführen.
    »Jetzt bleib doch mal ernst«, beschwerte sich Angus.
    »Sie ist halt einfach bildhübsch.«
    »Unheimlich, würd ich mal eher sagen.«
    »Wirklich?« Zoe warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Sie musste an Asias grüne Augen und ihr langes schwarzes Haar denken. Sie hatte tatsächlich etwas Kühles an sich; doch das wiederum war es auch, das Zoe so an ihr mochte. Sie hatte das Gefühl, dass es bei Asia keine Lügen gab.
    Angus betrachtete ihr Gesicht einen Moment lang. Es schien, als wollte er etwas sagen, doch dann hatte er es sich offenbar anders überlegt. »Ist Will auch hier?«
    »Rein theoretisch schon.«
    »Noch nicht aufgetaucht?«
    »Bisher nicht.« Zoe sah zum Meeresufer hinüber. Hinter den Dünen lag die hell erleuchtete Villa, deren Lichter fast bis an den Strand reichten. Die Stegbeleuchtung schien auf das Wasser hinab und tauchte dessen Oberfläche in ein dunkles Grau. Am Strand waren hier und dort die Umrisse von Gestalten zu erkennen – Liebespaare, die der schwülen Hitze der Party entflohen waren, um nun abseits der Menschenmenge selbst ins Schwitzen zu geraten.
    »Dann musst du wohl mit mir vorliebnehmen, was?«, bemerkte Angus.
    »Entweder mit dir oder mit Kirk, würde ich mal sagen.« Zoe blickte zu dem schlaksigen Jungen hinüber. Er war offensichtlich gerade in ein Gespräch mit jemandem vertieft – mit jemand Unsichtbarem. Die Leidenschaft, mit der er sich unterhielt, jagte Zoe einen eiskalten Schauer über den Rücken.
    »Jemand sollte wegen dieses Jungen mal was unternehmen.«
    »Und worüber sollten die Leute sich dann den lieben langen Tag unterhalten?«, wandte Zoe ein. »Die Zeitung hätte doch nichts mehr zu berichten.«
    Angus nickte. »Stimmt. Trotzdem tut er mir auch irgendwie leid.«
    »Warum tun seine Eltern denn nichts dagegen?«
    »Seine Mutter hängt immer nur mit ihrem zwielichtigen Dealer-Freund in irgendwelchen Bars rum. Sein Vater ist tot. Seine Schwester Adelaide ist die Einzige in der Familie, die klar im Kopf ist. Aber sie ist erst zwanzig. Was soll sie schon machen?«
    So standen sie Seite an Seite auf dem Steg und blickten aufs Wasser hinunter. Schräg unter ihnen entfernte sich eine geisterhafte Gestalt auf dem nassen Sandstreifen immer weiter vom Pier. Die auslaufenden Wellen schossen gurgelnd auf ihre Füße zu und umspülten ihre Knöchel. Sowohl an ihren Bewegungen, als auch an den langen dunklen Haaren erkannte Zoe sofort, dass es Asia sein musste. Sie verschwand langsam in der Dunkelheit und ihr weißes Kleid schien zu leuchten wie die Lichter im Wasser unter ihnen. Zoe entfuhr ein tiefer Seufzer. Wann war nur alles so schrecklich kompliziert geworden?
     
    Will beobachtete sie eine Weile dabei, wie sie auf das Wasser blickte. Eine Welle streckte sich nach ihr aus und umfing ihre Füße mit einem leisen Gurgeln. Sie sank leicht im nassen Sand ein, bevor sich das Wasser wieder ins Meer zurückzog. Der Saum ihres weißen Kleides war bereits klatschnass, doch es schien sie nicht im Geringsten zu stören. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, auf den finsteren Horizont.
    Will saß hinter ihr im Halbdunkel im Sand. Bereits seit einer halben Stunde saß er so da. Er hatte Zoe versprochen, zu der Party zu kommen, doch je mehr er sich der Villa genähert hatte, desto schwerer war ihm jeder Schritt gefallen. Will hasste Smalltalk bei ohrenbetäubender Musik. Er hasste es, dicht gedrängt zwischen Leuten zu stehen, die er nicht kannte. Tim war stets der Geselligere von ihnen beiden gewesen – er hatte es geliebt, unter Leuten zu sein.
    Will konnte an diesem Abend immer nur an Tim denken. Hier, am Rande des Wassers, brach die Erinnerung an jene letzte Nacht mit aller Macht über ihn herein …
    »Will, wo steckt dein Bruder?«, hatte sein

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