Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
Vom Netzwerk:
packte ihn am T-Shirt, als er gerade über das Geländer klettern wollte, doch er stieß sie von sich.
    »Ihr müsst ihn aufhalten!« Das war Zoe.
    »Will!« Aus weiter Ferne drang Angus’ Stimme an sein Ohr.
    Unter sich sah Will, wie sich um die wild strampelnde Gestalt weißer Schaum bildete. Jemand warf einen Rettungsring ins Wasser, aber die Gestalt ignorierte ihn.
    »Das ist doch Kirk Worstler!«, rief Angus und Will machte einen Schritt vorwärts ins schwarze Nichts. Einen Moment lang fühlte er sich schwerelos, als er mit den Füßen voran ins Wasser sprang.
    Will hörte, wie jemand – Zoe? – seinen Namen brüllte, doch da war er auch schon mit einigen wenigen Schwimmzügen am Rettungsring angelangt. Er griff danach und stieß sich mit den Beinen vorwärts, bis er bei Kirk war. Dessen Augen waren weit aufgerissen, seine Pupillen riesengroß und schwarz und das dunkle Haar hing ihm in nassen Strähnen ins Gesicht.
    »Sie kommen! Sie sind schon ganz in der Nähe«, prustete und spuckte er, als eine kleine Welle ihn überrollte und er sich verschluckte. »Sie sind ihretwegen hier.«
    »Was?« Will streckte die Hand nach ihm aus, doch Kirk schlug sie weg.
    »Rache geht aus von den Mäulern der Schlangen. Sie sind ihretwegen gekommen – wird das Feuer ihres Mundes sie verbrennen?« Kirk sah ihm in die Augen. »Sie haben euer Blut gerochen.«
    »Wer?«
    »Die Seekrieger singen. Sie sind ihretwegen gekommen. Hörst du sie? Hörst du sie?«
    »Nein, Kumpel. Nein – ich kann sie nicht hören.«
    »Nicht?« Nur Kirks Kopf schaute aus dem Wasser, die Augen weit aufgerissen, die Haut leichenblass. »Du kannst sie nicht hören?« Er sah verwundbar aus, wie ein kleines Kind.
    »Will«, sagte eine Stimme.
    Es war Asia. Ihr Kopf war neben ihm im Wasser aufgetaucht und das lange Haar wogte mit den Wellen auf und ab.
    Kirk fing an zu kreischen und Will musste ihm die Arme an den Seiten festhalten. Da streckte Asia eine Hand aus und berührte Kirk an der Stirn. Er versuchte, sich mit den Beinen von ihr wegzustoßen, doch sie beugte sich zu ihm und sang etwas in sein Ohr. Die Worte konnte Will nicht verstehen – Asias Gesang drang an seine taube Seite.
    Dann beruhigte sich Kirk allmählich. Es sah aus, als wäre er in einen ohnmachtsähnlichen Zustand gefallen.
    »Zeit, zurückzuschwimmen«, sagte Will und zeigte auf das Ufer.
    Kirk war ganz ruhig geworden. Lediglich seine Beine traten gleichmäßig das Wasser und bewahrten ihn vorm Untergehen. Will lockerte seinen Griff und brachte Kirk sanft zu dem rot-weißen Rettungsring.
    »Ich bleibe hinter dir«, sagte Asia.
    »Wird sie das nicht wütend machen?«, fragte Kirk verträumt, während er von Will zum Ufer gezogen wurde.
    »Wen?«
    »Die Seekrieger.«
    Will hatte keine Ahnung, was der Junge meinte. »Ich denke nicht«, erschien ihm von daher die sicherste Antwort.
    »Dann ist es ja gut.« Kirk schien ein Stück zu sinken und seine Augenlider wurden immer schwerer. »Ich bin so müde.«
    »Wir sind fast da.«
    »Jetzt höre ich sie gar nicht mehr.«
    »Das ist schon okay so.«
    Ein paar der Partygäste standen auf dem Steg und beobachteten sie, die meisten hatten sich jedoch am Ufer versammelt, wo Will und Kirk jetzt aus dem tosenden Meer an Land wankten. Als Kirk wieder festen Boden unter den Füßen hatte, sackte er ein wenig in sich zusammen, sodass Will ihn stützen musste.
    Er half ihm bis an den Strand, wo er sich mit angezogenen Beinen hinsetzte, das Kinn zitternd auf die Knie gestützt. »Ihretwegen haben sich die Seekrieger hierher aufgemacht. Das Lied schläft auf den Winden und wartet auf seine Erlösung …«
    Gina kam mit einem Handtuch und legte es Kirk, der weiter unverständlich vor sich hin brabbelte, um die Schultern. Die Partygäste standen im großen Kreis um die Szene herum, die sie flüsternd oder auch lauthals kommentierten.
    »Jetzt rückt ihm doch nicht so auf die Pelle!«, rief Will aufgebracht.
    Niemand rührte sich.
    Will drehte sich um, da er Asia hinter sich erwartete, doch sie war spurlos verschwunden. War sie denn vorhin da?, fragte er sich. Oder habe ich das nur geträumt? Will schätzte die Entfernung vom Ufer bis zu der Stelle, wo Kirk ins Wasser gesprungen war, ab. Sie war beachtlich. Asia muss eine ziemlich gute Schwimmerin sein.
    »Will!« Harry Ansell stand vor ihm. Unter den dichten geraden Augenbrauen blickten ihn besorgte Augen an. »Hör mal, würdest … würdest du vielleicht Kirk nach Hause bringen?« Er strich sich eine

Weitere Kostenlose Bücher