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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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nicht doch an jemand ganz anderen gerichtet gewesen waren.
    »Hat dir die Party nicht gefallen?« Er stand jetzt direkt vor ihr, so nah, dass ihr Scheitel beinahe sein Kinn berührte. Er spürte das brennende Verlangen, ihr Haar mit seinen Lippen zu streifen.
    »Mir war es dort zu heiß.« Sie sah zu ihm hoch. »Zu viele Leiber.«
    Ihre Stimme klang wie Musik, die seinen Körper durchströmte. Er sah ihr in die Augen. »Jetzt erklär mir doch bitte mal, wie jemand, der so klein ist wie du, es schafft, jemand so Großen wie Jason Detenber einzuschüchtern.«
    Sie erstarrte. »Was?«
    Das Wort kam aus ihrem Mund geschossen wie der Knall einer zuschlagenden Tür. Es fuhr ihm durch Mark und Bein und Will blinzelte irritiert. »Zoe hat mir alles erzählt.«
    »So, hat sie das?« Nun klang ihre Stimme wieder melodisch weich.
    Will fühlte sich schläfrig, doch er kämpfte dagegen an. »Hat sie.«
    »Ganz sicher?« Es klang wie ein langer Ton, fast wie ein Lied.
    Sag ihr, was sie hören will, flüsterte ihm eine innere Stimme zu. Doch er durfte jetzt nicht aufgeben. In seiner Erinnerung gab es zu viele Lücken – zu viele Fragen. Er brauchte Antworten. »Ja.«
    Asia legte den Kopf schief und sah ihn lange an. Das war’s dann wohl, dachte er, doch da sagte sie: »Du bist anders.«
    »Was?« Diese Bemerkung überraschte Will dermaßen, dass er einen Schritt zurück machte. »Wie meinst du das?«
    »Es gibt nicht viele Menschen wie dich, Will.«
    Will wusste nicht, was er darauf sagen sollte. »Ich finde, an mir ist nichts Außergewöhnliches.«
    Asia blickte ihn an. »Die meisten … Menschen … haben einen schwachen Geist.«
    »Du sagst ›Menschen‹ ja gerade so, als wärst du keine von uns.«
    »Das Leben ist voller Geheimnisse«, entgegnete sie schließlich. Einen Moment lang erwiderte sie seinen Blick, dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange.
    Noch bevor er begriff, was mit ihm geschah, lief sie über den Sand davon. Will griff sich an den Kopf. Ihm war, als seien seine Gedanken trübe geworden, wie das Wasser eines sauberen Flusses, das beim Durchwaten durch den aufgewirbelten Schlamm seine Klarheit verliert. Er blickte der weißen Gestalt nach, die langsam im Dunkel verschwand. »Musst du eigentlich immer so geheimnisvoll tun?«, rief er ihr nach.
    Doch sie schaute sich nicht um.
    Will seufzte. Er blickte zum Steg hinüber. Zoe und Angus standen dort auf das Geländer gelehnt, unterhielten sich und lächelten. Ob ihr überhaupt auffallen würde, wenn ich nicht zur Party käme?, überlegte er. Doch im Grunde war ihm klar, dass sie es sehr wohl bemerken würde. Wenn es nach ihm gegangen wäre, würde er nicht hingehen, doch das war es nicht wert, ihre Gefühle zu verletzen.
    Der Sand unter seinen Füßen knirschte leise, als er zu seinen Freunden hinüberlief. Am Steg angekommen, wurde das sanfte Meeresrauschen mehr und mehr vom Stimmengewirr und Gelächter der Partygäste übertönt.
    »Will!« Zoe hing halb über dem Geländer und winkte ihm aufgeregt zu.
    Er winkte zurück und lief schnellen Schrittes zum Steg.
    Sie bahnte sich einen Weg durch das Gedränge aus verschwitzten Leibern, um ihn am Ende des Stegs zu empfangen. »Da bist du ja«, sagte sie. Ihre Wangen glühten von der Hitze und sie strahlte über das ganze Gesicht. Das lange Haar hing ihr lose über die Schultern und sie trug ein hübsches rotes Trägerkleid. Er war schier überwältigt von ihrer Schönheit. Sonst war Zoe einfach … Zoe. Doch jetzt, wo sich ihr Haar in der Meeresbrise sanft hin und her bewegte, sah sie irgendwie ganz anders aus.
    Angus hing bei Gina Abernathy fest – der größten Plaudertasche der Stadt – und brauchte einen Moment, ehe er sich aus ihren Fängen befreien konnte. »Hey, Kumpel«, begrüßte er Will, als er neben Zoe auftauchte. »Ein paar Leute haben vor, am Strand ein Lagerfeuer zu machen. Na, wie wär’s?«
    Ein Schrei drang vom Ende des Stegs zu ihnen herüber und da erst bemerkte Will die Gestalt, die ganz am Ende des Piers auf dem Geländer stand. Jemand streckte die Hand nach ihr aus, als sie ihre Arme ausbreitete.
    »Was zum …«
    Platsch.
    »Zoe!« Sie rannte bereits zum Ende des Stegs und Will sprintete hinter ihr her. »Zoe!« Am Geländer blieb sie stehen und beugte sich darüber.
    Die Gestalt im Wasser schlug spritzend um sich und zappelte wie wild.
    »Verdammt!« Will zog hastig seine Schuhe aus. Einige Schaulustige hatten sich um ihn herum geschart und schrien aufgeregt durcheinander. Eine Hand

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