Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
Vom Netzwerk:
einen Schluck Kaffee und schüttelte den Kopf.
    Will warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Hast du schon einmal Post von ihr bekommen?«
    Zoe hob die Schultern. »Mehrmals im Jahr.«
    »Und ihre Briefe – liest du dann einfach nicht?«
    »Noch nicht.«
    »Also hast du es vor?«
    »Oh Mann, Will! Ich bin hier nicht dein Forschungsprojekt, klar?«, schnauzte sie ihn an. »Wenn meine Mutter mir irgendetwas zu sagen hat, dann kann sie anrufen. Oder skypen. Oder sich in ein Flugzeug setzen und hierherfliegen. Als ob sie nicht genug Geld hätte.« Prompt kam sie sich mies vor, weil sie Will so angemotzt hatte. Andererseits war ihr so gar nicht danach, über die Beziehung zu ihrer Mutter zu reden. Nach der Scheidung hatte Yvonne alles behalten. Zoe machte ihr deswegen keine Vorwürfe. Nicht wirklich. Immerhin hatte ihre Mutter einen Haufen Geld mit in die Ehe gebracht.
    Doch dann war sie nach Frankreich gezogen und hatte sie zurückgelassen. Und Zoes Vater hatte der Realität nicht ins Auge schauen wollen, dass sie ohne Yvonnes Geld ihren Lebensstandard nicht halten konnten. Johnnys Einkommen reichte für Privatschule, Miete und sonstige Ausgaben in Manhattan einfach nicht aus. Trotzdem hatte er jahrelang das Loch, das Yvonnes Weggang in ihre Familienkasse gerissen hatte, nur noch weiter vergrößert. So lange, bis es nicht mehr ging. Sein Vater hatte Johnny das Haus auf Long Island vererbt, das er nun schuldenfrei sein Eigen nannte. Also würden sie darin wohnen. »Tut mir leid, Will. Ich hab für all das zurzeit keinen Kopf.«
    Die Verbitterung in ihrer Stimme irritierte ihn offensichtlich. »Nun gut«, sagte er, was wie ein Rückzieher klang und auch einer sein sollte. »Und?«, meinte er dann, um das Thema zu wechseln. »Gehen wir jetzt heute Abend auf diese Party?«
    »Ich dachte, du wolltest da nicht hin.«
    »Will ich auch nicht.«
    »Aber du gehst trotzdem, um mich auf andere Gedanken zu bringen?«
    »Könnte es denn funktionieren?«
    Zoe grinste ihn schief an. »Kann schon sein.«
    Will seufzte. »Das habe ich befürchtet.«
    »Dann hole ich dich um neun ab?«
    »Ich habe nur gesagt, dass ich hingehe, nicht, dass ich vorhabe, die ganze Nacht da herumzustehen. Wir können uns dort treffen.«
    »Wehe, du kommst nicht.«
    »Habe ich dich jemals hängen lassen?«
    Zoe überlegte kurz. »Ja.«
    »Nicht seit der achten Klasse. Und da wollte ich dich ja anrufen – hätte ich nur ein Handy gehabt.«
    »Du bleibst also bei dieser Version der Geschichte …«
    Will stand auf. »Ich komme bestimmt«, versprach er.
    Zoe nickte beruhigt. Sie nahm ihren Kaffeebecher in die Hand und trank einen Schluck. Der Kaffee war nicht mehr heiß, sondern angenehm warm. »Gut«, sagte sie. »Und jetzt raus mit dir. Ich muss zur Arbeit.«
    Will deutete auf ihr Bein. »Vergiss nicht, dir etwas auf den Kratzer zu schmieren.«
    Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Als Will die Wunde erwähnte, begann diese schmerzhaft zu pochen.
    »Tja, Liebe ist hart«, sagte sie.
    Will nickte. »Wem sagst du das.«
     
    Zoe versuchte, Will im Gedränge zu finden. Nicht hier. Sie seufzte tief. Ich hätte nie zustimmen sollen, uns hier zu treffen, dachte sie. Wer wusste, wann er auftauchen würde. Und dann würde sie ganz allein in der Gegend herumstehen oder bei Leuten, die sie nicht leiden konnte. Warum wollte ich überhaupt hierhin?, fragte sie sich. Das war das Problem mit Partys – man erhoffte sich Spaß und Ablenkung, doch im Grunde lief es immer nur darauf hinaus, dass man sich mit Leuten unterhalten musste, denen man anderswo am liebsten aus dem Weg ging.
    »Zoe!« Harry Ansell winkte zu ihr herüber und bahnte sich einen Weg durch die Menge, um sie zu begrüßen. Er trug ein marineblaues Poloshirt, kakifarbene Shorts und sehr teuer aussehende Ledersandalen, womit er genau nach dem aussah, was er war – ein netter, allerdings nicht sonderlich intelligenter Schüler einer privaten Highschool, der kurz vor seinem Wechsel auf ein zweitrangiges College stand. Zoe kannte ihn nicht besonders gut, doch über all die Jahre waren sie stets locker befreundet gewesen. In der Stadt waren sie häufig auf denselben Partys unterwegs und bewegten sich in denselben Kreisen.
    »Hi, Ansell«, grüßte Zoe ihn. Kaum einer nannte Harry bei seinem Vornamen.
    Ansell nahm sie unerwartet in den Arm. »Wie schön, dass du da bist.« Er sah ihr in die Augen. »Ich möchte, dass du weißt, dass Jason nicht kommen wird.«
    Seine Worte waren gut gemeint, doch Zoe kamen sie

Weitere Kostenlose Bücher