Sirup: Roman (German Edition)
sag ich ein bißchen betreten. »Find ich gut.«
»Hey, warum kommen Sie nicht mit nach hinten. Dann zeig ich Ihnen, was wir gemacht haben.«
»Toll«, sage ich und kapier allmählich, wie nervig jugendlicher Erfolg sein kann.
Ich folge Jerry in einen kleinen Raum, der mich frappierend an mein Zimmer im Studentenwohnheim erinnert. Nur daß bei mir an der Wand keine Millionen Dollar teure Computeranlage aufgestellt war. Und ein Dartboard von Bill Gates hatte ich damals auch nicht. Die drei Typen in Flanellhemden, die an den Rechnern rumhängen, sehen aber ganz okay aus.
»Das hier ist unser Dungeon«, sagt Jerry und grinst mich an. »So nennen wir unseren Arbeitsraum.«
»Sie haben allen Grund, stolz zu sein«, murmle ich. Auf einem der Monitore ist eine computergenerierte Pamela Anderson zu sehen, die in ihrer Baywatch -Montur über den Bildschirm läuft. Ich kann es zwar nicht recht beurteilen, aber es sieht ganz so aus, als ob die Jungs die Figur gerade digital nachrüsten. »Dann arbeiten Sie hier also an Backlash ?«
Jerry fängt an zu kichern und sieht seine Arbeitskollegen an. »Na ja, wir haben hier an Backlash gearbeitet.«
Ich zucke zusammen. »Was heißt das? Soll das heißen, daß Sie schon fertig sind.«
»Na klar doch. Ihr habt doch selbst angerufen und gesagt, daß der Auftrag erledigt ist.«
Ich glotze ihn ungläubig an. »Wer? Sneaky Pete?«
»Ja«, sagt Jerry. »Genau der. Der Typ, mit dem wir von Anfang an zusammengearbeitet haben. Hat uns vor ’ner Woche angerufen.«
»Jerry.« Mir ist ein bißchen schwindlig. »Wir sind noch nicht fertig. Wir brauchen Sie noch.«
Jetzt glotzt Jerry mich ungläubig an. »Aber Scat, ihr habt doch gesagt, daß der Auftrag erledigt ist. Nächste Woche fangen wir mit einem Columbia-Film an.« Er macht ein langes Gesicht. »Ist zwar nicht so gut wie euer Opus, ich mein – keine Außerirdischen und so, und Gwyneth Paltrow spielt auch nicht mit.« Er stößt einen Seufzer aus. »Irgend’n Frauenfilm, glaub ich.«
»Aber wir brauchen euch unbedingt «, sage ich entsetzt. »Wir können unmöglich warten, bis ihr diesen anderen Film…« Ich zupfe an meinem Schlips.
»Passen Sie mal auf«, sagt Jerry etwas beunruhigt. »Was für Material drehen Sie denn gerade? Wenn Sie zum Beispiel wollen, daß Winona jemanden auffrißt, dann ist das ’n verdammter Haufen Arbeit.«
Ich denke kurz nach. »Nein, größere Spezialeffekte brauchen wir keine. Nur die Farben und das Licht müssen vielleicht ein bißchen nachgebessert werden – und ein bißchen Tonmischung.«
»Na gut«, sagt Jerry. »Das ist alles halb so schlimm. Das schaffen wir in einer Woche.«
Ich staune ihn an. »Ich dachte… das dauert Monate.«
Jerry lacht laut los. »Monate? Niemals. Wir haben doch schon Monate an Backlash gearbeitet. Jetzt müssen wir doch nur noch eure Änderungen bearbeiten.« Er kommt ein wenig näher. »Schauen Sie, Scat, wir wissen ja, daß diese Sachen manchmal etwas aus dem Ruder laufen. Also, wenn Sie wollen, können wir schon noch was für Sie machen – kein Problem. Aber wenn der Columbia-Film losgeht, dann kommt ihr erst an zweiter Stelle. Aber natürlich helfen wir euch. Okay?«
»Und Sie sind sicher, daß das klappt? Weil nämlich…«
»Ja, ich bin sicher«, sagt Jerry.
»Na gut«, sage ich und versuche mich wieder abzuregen. »Danke. Besten Dank auch.«
»Keine Ursache«, sagt er strahlend. »Und – wollen Sie mal sehen, was wir so gemacht haben?«
wieder im plan
Ich schaue mir noch mal das ganze Backlash-Material an, doch im wesentlichen gibt es keine Überraschungen. Es ist dasselbe Zeug, das 6 und ich schon bei Coke gesehen haben. Ist zwar unglaublich, aber wenn Kline unsere Änderungen tatsächlich in drei Wochen abdreht, besteht echt die Chance, daß der Film in gut einem Monat fertig ist.
Ich fahre mit dem Taxi zu Coke. Vor der Sitzung des Komitees um eins bleibt mir gerade noch genug Zeit für ein schnelles Sandwich und einen Anruf bei 6.
»Was – die haben parallel zu den Dreharbeiten an dem Material gearbeitet?« fragt 6 überrascht. »Dann dauert die Nachbearbeitung also gar nicht Monate?«
»Nee«, sage ich mit vollem Mund. »Die brauchen bloß unser Material, und dann müssen wir ihnen sagen, was sie damit machen sollen. Dauert ungefähr ’ne Woche oder etwas länger, wenn wir sie zeitgleich mit Columbia in Anspruch nehmen, haben sie gesagt.« Ich spül meinen Bissen mit einem Schluck Fukk hinunter. »Scheint so, als ob Sneaky Petes Plan
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