Sirup: Roman (German Edition)
erfahren.«
»Oh, mein Gott«, sagt die Logistik.
»Aber Sie müssen unbedingt rechtzeitig fertig werden«, sagt die Buchhaltung. »Sie müssen einfach!«
Kann sein, daß es an der Buchhaltung liegt, jedenfalls verspüre ich große Lust, handgreiflich zu werden. »Und – könnte mir vielleicht jemand sagen, wann die Premiere nun stattfindet?«
Betretene Blicke ringsum. Die Revision verliert zuerst die Nerven. »Na so was«, sagt der gute Mann. »Also, damit Sie es wissen, die Premiere ist am Samstag abend. Diesen Samstag.«
trübe aussichten
Ich denke darüber nach.
Wir haben jetzt Montag nachmittag. Bis Samstag sind es noch fünf Tage. Aber wir müssen noch mindestens drei Wochen drehen, und für die Nachbearbeitung brauchen wir eine weitere Woche. Ich kann mich zwar im Augenblick nicht richtig konzentrieren – trotzdem: In fünf Tagen können wir das alles niemals schaffen.
Wie ich die Situation auch betrachte, das Ergebnis sieht immer gleich aus: einfach unmöglich.
Ich blicke in die Runde und seh nur total versteinerte Gesichter. »Mr. Scat«, sagt die Revision. Der Mann schluckt.
»Bitte bestätigen Sie mir, daß wir wirklich etwas zu zeigen haben, wenn die Coca-Cola Company ihr historisches Marketingprojekt vor den einflußreichsten Leuten Hollywoods präsentiert.«
Ich sitze sprachlos da.
»Mr. Scat. Bitte! «
»Entschuldigen Sie mich«, sage ich, stehe auf und gehe aus dem Raum.
in der falle [2]
Ich spaziere aus dem Coke-Turm auf die Straße hinaus. Ich schalte mein Mobiltelefon ein und sehe, daß in der vergangenen halben Stunde neun vergebliche Anrufe eingegangen sind. Sofort vermute ich, daß 6 schon über die Premiere Bescheid weiß.
Sie nimmt beim ersten Läuten ab. »Scat.«
»Ja.«
Ihre Stimme klingt hart. »Ich habe vorhin einen Anruf vom Coke-Event-Marketing bekommen. Sie wollten mit mir über die Sitzordnung reden. Für die Premiere.«
»Ich weiß.« Ich versuche vergeblich, ein Taxi zu stoppen. »In der Sitzung haben sie mich gerade gefragt, ob ich ihnen dafür Karten beschaffen kann. Offenbar wußten alle Bescheid – nur wir nicht.«
»Das also ist der miese Trick«, sagt 6 grimmig. »Ein Termin, den wir nicht einhalten können.«
»Wir müssen uns direkt an Jamieson wenden.«
6 schweigt einen Augenblick. »Hast du dem Komitee gesagt, daß wir es nicht rechtzeitig schaffen können?«
»Na ja, nicht so direkt. Aber die Herrschaften wissen natürlich, daß was schiefgelaufen ist.« Wieder kommt ein Taxi angerauscht und hält sogar an, als ich winke. »Wieso?«
»Klar, wie du schon gesagt hast, könnten wir mit Jamieson sprechen. Natürlich könnten wir ihm sagen, daß wir es bis zum Wochenende nicht schaffen, weil wir von der Premiere nichts gewußt haben.«
Ich steig in das Taxi und gebe dem Fahrer die Adresse von Synergie. »Ja, das müssen wir wohl – oder?«
»Nein.«
Ich glotze dumm aus der Wäsche. »Und wieso nicht?«
»Weil wir über die Premiere informiert waren.«
Ich bin total platt. »Nein, ich hab nichts davon gewußt! 6, was zum…«
6 spricht völlig unbeirrt weiter. »Nach meinem Telefonat mit dem Eventmarketing hab ich Pam angerufen und sie gebeten, meine ›Eingänge‹, meine Voice Mail, meine Schubladen – einfach alles zu durchforsten. Schließlich hat sie es in meiner E-Mail gefunden.«
»Was? Was gefunden?«
»Die Kopie einer Nachricht, die wir angeblich Sneaky Pete geschickt haben. Darin bestätigen wir, daß wir uns in einer Besprechung mit ihm darauf geeinigt haben, die Premiere vorzuverlegen.«
»6! Aber ich hab doch nicht…«
6 stößt einen Seufzer aus. »Eine E-Mail kann man fälschen, Scat. Besteht doch nur aus elektronischen Daten. Wahrscheinlich hat sich @ mal schnell in unser Büro gehockt und die Nachricht geschrieben.«
Ich raste total aus. »Aber das ist doch… das ist doch…«
»So ist es nun mal im Geschäftsleben.«
»Nein, warte mal. Wie will er denn beweisen , daß wir die E-Mail geschrieben haben? Immerhin steht unser Wort gegen seins.«
»Wir sind hier nicht bei Gericht, Scat«, sagt 6 gereizt. »Im Geschäftsleben kommt es nur auf die Glaubwürdigkeit an. Und er ist nun mal Vizepräsident des Marketing. Er wird einfach sagen, daß wir lügen, weil wir Mist gebaut haben und deswegen den Termin nicht halten können.«
Ich traue mich kaum, es kaum auszusprechen, weil Sneaky Petes miese Tricks mit Händen zu greifen sind. »Aber das ist doch nicht wahr. Nichts davon ist wahr .«
»Egal«, sagt 6. »Schau mal,
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