Sirup: Roman (German Edition)
6 anrufen werde.
Als dann mein Ego allmählich wieder auf Normalmaß schrumpft, suche ich im Bürokühlschrank erst mal was zu essen. Das einzige, was ich finde, sind eine Tafel Schokolade und eine Schale Fruchtsalat, doch das reicht schon irgendwie: Merkwürdigerweise verspüre ich null Verlangen, das Coke-Gebäude heute noch mal zu verlassen. Ja, ich möchte einfach nur in meinem Turm bleiben, Computerspiele spielen und mich toll fühlen. Und genau das mach ich auch.
Zwei Stunden später bin ich so total mit den Todesclowns im Clinch, daß ich nicht mal merke, wie @ reinkommt.
vollstreckung
»Hallo«, sagt @.
Ich stoße einen Schrei aus und springe ein paar Zentimeter in die Luft. Auf dem Bildschirm fallen manisch grinsende Clowns über mich her und verprügeln mich mit Wursthunden. »@!«
Sie ist ja so weiß: Ich bin wieder genauso platt wie beim erstenmal. Schwer zu sagen, wo ihre Haut aufhört und das Wasserstoffblond beginnt. Sie tritt von einem Fuß auf den anderen, und ihr Herrenanzug wirft superattraktive Falten. »Scat«, sagt sie leise.
Das »Scat« sagt mir, daß irgendwas im Busch ist. Es handelt sich nämlich nicht etwa um ein Was-zum-Teufel-machst-du-hier-Scat oder um ein Ich-mach-dich-alle-Scat . Nein, es ist ein ebenso schlichtes wie ergreifendes Scat . »Hmm«, sag ich und dreh den Clowns den Saft ab, »wie geht’s denn so?«
»Mir geht es gut«, sagt @. Sie legt eine kurze Pause ein. »Und wie geht’s Ihnen?«
»Gut. Ich meine, viel zu tun. Mit dem Film und so.«
»Natürlich«, sagt @. »Kann ich mir vorstellen.«
Es entsteht eine längere Pause. @ steht einfach nur da und inspiziert mich mit ihren strahlendblauen Augen. »Na ja«, sage ich schließlich, »kann ich was für Sie tun?«
@ denkt eine Weile nach, obwohl sie die Antwort natürlich schon lange kennt. »Ja«, sagt sie dann. »Ja, können Sie.«
die letzte verführung
»Sie vertun bloß Ihre Zeit«, sagt @ traurig und kommt ein bißchen näher. Ich sitze dem Lederstuhl und halte mich an den Armlehnen fest, damit es mich nicht rückwärts zu Boden haut. »6 ist eine Fehlinvestition.«
»6 ist okay«, sage ich vorsichtig.
»Nein«, sagt @ und schüttelt den Kopf. Ihr blondes Haar strahlt wie das Sonnenlicht. »Nein, ist sie nicht. Sie ist mit Backlash total überfordert. Die Sache frißt sie auf.«
Ich muß ein bißchen lachen. »Soso, @, haben Sie 6 schon mal in Aktion gesehen ? Wenn es auf diesem Planeten überhaupt jemanden gibt, der Backlash gewachsen ist – dann sie.«
»Das ist doch alles nur ’ne Masche.« Sie hebt die Schultern. »Doch das ist nicht genug.«
»Hey, passen Sie mal auf«, sage ich etwas säuerlich. »Ich möchte nicht, daß wir schlecht über 6 reden, okay? Sie ist meine Partnerin.«
@ sieht mich traurig an. »Nein, das ist sie nicht. Das meinen Sie bloß.«
»Oh«, sag ich. »Ach so. Und würden Sie mir das vielleicht mal näher erläutern?«
»Sie steht nicht auf Ihrer Seite«, sagt @ rundheraus. »Eigentlich sollten Sie das schon begriffen haben. 6 kennt nur sich selbst. Und Sie sind nur eine Figur in ihrem Spiel.« Ihre Augen inspizieren mich. »Vertrauen Sie ihr wirklich?«
Ich mache den Mund auf und halte dann inne. Schließlich sage ich: »Klar doch.« Aber selbst mir entgeht die Unsicherheit in meiner Stimme nicht.
»6 reißt Sie mit in den Abgrund, Scat«, sagt @ und beugt sich über den Schreibtisch. Verdammt hinreißend dieses Mädchen, das muß man ihr lassen. Kann sein, daß nicht allzuviel an ihr echt ist, wobei mir im Augenblick total entfallen ist, warum das eine Rolle spielt. »Sie ist nicht gut genug, um zu gewinnen, und sie wird Sie mit sich in den Abgrund ziehen. Wollen Sie das?«
»Ohne 6 wär ich bei Backlash nicht mal dabei. Sie hat mir schon bis jetzt mehr geholfen, als Sie überhaupt ahnen.«
»Tatsächlich?« sagt @. Ich sehe erstaunt, daß sie ebenfalls ein paar Augenbrauentricks auf Lager hat. Mit 6 kann sie es zwar nicht ganz aufnehmen – vielleicht zuwenig Übung –, trotzdem ziemlich cool, muß ich sagen. »Wen wollte Brennan denn für das Projekt haben – Sie oder 6?«
»Eigentlich mich. Aber…«
»Und wer hat die Ideen? Die Sommerkampagne, Fukk-Cola und die Änderungen an Backlash – wem ist das alles eingefallen?«
Ich glotze @ kurz an. »6 … macht das Management. Ideen gehören… nicht gerade zu ihren Stärken.«
@ steht von ihrem Stuhl auf, geht um den Schreibtisch herum und läßt mich keine Sekunde aus den Augen. »Scat«, sagt sie
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