Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
Vom Netzwerk:
Pause. »Dann lassen Sie Gwyneth also mit uns spielen, auch wenn wir Ihren Film nicht machen?«
    »Na ja, das ist genau der Punkt«, sage ich. »Wissen Sie – Sie kriegen Gwyneth natürlich nur, wenn Sie den Film heute nacht bearbeiten.«
    »Oh«, sagt Jerry, »oh, verstehe. Dann wollen Sie mich also erpressen. Seh ich das richtig?«
    »Na ja«, sage ich. »Also genaugenommen – ja.«
    »Oh.« Er denkt kurz nach. »Das heißt, daß Gwyneth mit meinen Freunden Warlords spielt, während ich an dem Film arbeite?«
    »Exakt«, sage ich. Als er zögert, füge ich noch hinzu: »Vergessen Sie nicht, daß Ihre Freunde mächtig beeindruckt sein werden.«
    »Mann«, sagt Jerry, »das brauchen Sie mir nicht zu erzählen.« Er grübelt ein bißchen. Ich kann fast hören, wie er an seinen Fingernägeln rumkaut. »Gwyneth Paltrow .«
    »Also«, sage ich und wage kaum zu hoffen, »kommen wir ins Geschäft?«
    Ein langer Stoßseufzer. »Okay«, sagt Jerry schließlich. »Ich mach euch den verdammten Film fertig.«
    drehschluß

    Eigentlich sollten wir um sechs fertig sein. Wenn also jemand aus dem Team Schwierigkeiten machen will, könnte er einfach vom Set spazieren. Doch das tut keiner. Wir drehen bis zehn, und niemand – nicht mal unsere Millionenstars – sagt ein Wort.
    Endlich sagt Kline: »Okay, das war’s. Wir sind fertig.«
    Es ist komisch: Plötzlich herrscht totale Stille in dem Hangar. Kein Jubel, kein Schulterklopfen, nicht mal ein leises Gott sei Dank . Alle stehen nur schweigend da.
    »Ich möchte euch allen danken«, sagt Kline. Er steht oben auf seinem Kran und schaut auf die rund sechzig Leute herab, die unten herumstehen. »Ihr habt alle unter immensem Druck erstklassige Arbeit geleistet. Ohne euch wär das alles nicht möglich gewesen.«
    Dann erst bricht Jubel aus.
    postproduction

    Als 6, Gwyneth und ich bei Visuality eintreffen, wartet bereits ein halbes Dutzend junger verschwitzter Männer im Vorraum. Sie begrüßen Gwyneth mit einem ebenso einstimmigen wie ehrfürchtigen Ahhhh.
    »O Gott«, sagt Gwyneth.
    Ich nehm die Sache in die Hand. »Hallo, Leute. Ist Jerry da?«
    »Hier«, sagt Jerry, der gerade aus dem Durchgang tritt. Mir fällt auf, daß er frisch rasiert ist.
    Ich stoße Gwyneth an. Sie holt tief Luft und sagt dann: »Oh, hallo, Jerry.«
    »Ohhh«, sagt Jerry.
    maloche

    Und dann geht’s los: Gwyneth setzt sich zusammen mit dem ganzen Kriegertrupp an einen Tisch, auf dem schon diverse Miniaturungeheuer, -drachen und -außerirdische – oder was die Viecher auch darstellen mögen – positioniert sind, während 6, Jerry und ich uns Backlash vornehmen. Bei jedem Zug kommen Gwyneth ein paar von den Burschen zur Hilfe und erklären ihr, warum sie so nicht spielen darf. Trotzdem kommt sie offenbar im großen und ganzen gut zurecht. Ich vermag nicht recht zu entscheiden, ob das an ihrem angeborenen Warlordstalent oder daran liegt, daß sämtliche Mitspieler sich ständig mit ihr verbünden.
    Gegen eins ordern wir ein paar Riesenpizzas, bilden auf dem Fußboden einen Kreis – weil auf dem Tisch natürlich nichts verändert werden darf – und mampfen erst mal ordentlich. Nach dieser Stärkung arbeiten wir bis zum Morgengrauen konzentriert an Backlash weiter: erzeugen Lasereffekte, kümmern uns um die Farbgestaltung und bringen Winonas Extrazähne optimal in Position. Die Krieger drüben am Tisch halten nicht so lange durch: Sie sind schon um zwei fix und fertig. Und Gwyneth gewinnt sogar: Ein hagerer, pausenlos grinsender Mensch, dessen Standardspruch lautet: »Die Rache ist nah«, macht alle nieder, die dem Filmstar ans Leder wollen. Alle Mitspieler finden, daß Gwyneth für eine Anfängerin ganz toll gespielt hat, und sind echt traurig, als ihr Idol schließich ein Taxi bestellt. Gwyneth sieht total geschafft aus.
    Dann dringt plötzlich das Sonnenlicht durch Jerrys Star-Wars -Jalousien herein, und wir sehen uns überrascht an. Wir blinzeln mit den Augen und überlegen krampfhaft, wie unser Leben eigentlich beschaffen war, bevor die Welt Coke-trinkender Monster uns mit Haut und Haaren verschluckt hat.
    »Hey«, sagt 6. »Es ist Samstag.«
    nach den folgenden Bildern melden wir uns wieder

    »Das war’s«, sagt Jerry. Auf dem Bildschirm steht zu lesen: Filmmischung: Sequenz 1 von 17 016. »Jetzt kommt noch die Mischung.«
    »Was – sind wir schon fertig?« frage ich erstaunt. »Ich meine, echt fertig?« Ich sehe auf die Uhr. »Und wir haben sogar noch zwölf Stunden Zeit.«
    »Nein.« Jerry

Weitere Kostenlose Bücher