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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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drei Millionen Dollar zu erleichtern, dann wäre Sneaky Pete ganz sicher am untersten Ende gelandet, gleich neben meinen Eltern. »Ist das wirklich dein Ernst? Du willst mich wirklich auf diese miese Tour um mein Geld betrügen?«
    Er dreht sich um. Ich sehe, wie sich mein Gesicht in seiner Brille spiegelt.
    »Scat«, sagt er und sieht mich leicht angewidert an. »Mir geht es nicht um Geld.«
    mktg-Ethik

    Auf der einen Seite verstehe ich seine Motive sogar irgendwie, auch wenn sie absolut mies sind. Doch ich glaube ohnehin nicht, daß ich die richtigen Worte dafür finden würde.
    Letztlich läuft es darauf hinaus, daß Sneaky Pete mich zwar niemals um Geld betrügen würde, aber für den sportlichen Er-folg eines gelungenen Geschäfts alle Prinzipien über Bord wirft. Wenn er irgendwelche Münzen in meinen schmutzigen Kleidern findet, legt er sie für mich auf den Tisch, weil es unanständig wäre, solches Geld zu behalten, doch gleichzeitig unterschreibt er den Vertrag mit Coca-Cola und löst den Dreimillionenscheck auf der Bank ein.
    Irgendwie ergibt das alles in dem moralischen System von Sneaky Pete einen Sinn. Ich kann es beinahe nachvollziehen.
    Aber nur beinahe. Ich schmeiße Sneaky Pete aus der Wohnung, und als ich eine seiner Sonnenbrillen zwischen den Sofapolstern finde, knalle ich sie auf den Boden und trete sie kaputt.
    beinahe

    Ich bin erleichtert, wenn auch nicht ganz zufrieden, als ich ihn los bin, bis der Vermieter mich telefonisch daran erinnert, daß er den Mietvertrag mit Young Ang und nicht mit mir abgeschlossen hat. Und folglich kann ich Sneaky Pete natürlich gar nicht rauswerfen. Ich kann nur mich selbst rauswerfen.
    Und das tue ich auch.
    cindy

    Was natürlich dazu führt, daß ich keine Wohnung mehr habe.

KAPITEL 000004
    Das Leben nach Fukk
    drei monate später

    Cindy kommt nach Hause und hat noch ihre flotte Flugbegleiterinnenuniform an. Die Wohnung ist dunkel, deshalb macht sie erst mal die Lichter an, bevor sie mich ein paar Minuten später auf dem Wohnzimmerboden entdeckt.
    »Scat.« Sie schaut mich an und zieht lange, bedrohlich wirkende Klammern aus ihrem Haar. »Wie geht’s dir?«
    »Ich bin total verrückt.«
    »Oh«, sagt sie fröhlich. Sie beugt sich zu mir runter und umarmt mich ziemlich innig. Ich bin zu fertig, um diesen Freundschaftsbeweis zu erwidern. »Ist doch toll !«
    »Ich weiß nicht recht«, sage ich und versuche meiner Stimme eine gewisse Festigkeit zu geben. »Ich sitz hier jetzt seit acht Stunden und versuche rauszufinden, ob es für mich besser ist, mich einfach dem Wahnsinn zu ergeben oder mich mit Selbstmordgedanken herumzuschlagen. Ich bin immer noch zu keiner Entscheidung gelangt.«
    »Oh«, sagt Cindy, jetzt schon weniger begeistert. Ihre Augen verengen sich. »Was ist das denn – da in deinen Händen?«
    Meine Stimme klingt ein bißchen brüchig. »Meine Calvins.« Ich versuche sie mir unter den Hintern zu schieben.
    »Oh, Scat, wie leid mir das alles tut.« Sie fängt an, mir sanft den Kopf zu kraulen. Ich kann nichts dagegen tun: Ich fühle mich augenblicklich besser. Auch so eine Schwäche von mir. »Ich weiß, was dir guttut.«
    »Cindy«, protestiere ich. »Du brauchst mir nicht den Kopf zu kraulen. Wirklich nicht.« Ich lüge, was das Zeug hält.
    »Also, ich wüßte sogar noch was Besseres.« Ihre Stimme läßt mich aufschrecken. Sie lächelt, als ob sie irgendein Geheimnis vor mir verbirgt. »Was wünschst du dir am allermeisten auf der Welt?«
    Ich seufze. »Ruhm. Reichtum. Allgemeine Bewunderung. Ich möchte mein Fukk wiederhaben. Ich möchte als Gastredner in Stanford über mein Konzept berichten. Ich hätte gerne einen kurzen Artikel in Time und eine ganze Titelseite in Marketing .« Das erinnert mich daran, wie wahnsinnig ich mir all diese Sachen wünsche. Ich fühle mich so verzweifelt, daß ich schon beinahe daran denke, aufzustehen und der Wirklichkeit aufs neue ins Gesicht zu blicken. »Ich möchte zu Microsoft-Premieren und zu Coca-Cola-Schiffstouren eingeladen werden. Ich möchte so gerne erfolgreich sein!«
    Cindy schweigt einen Augenblick. Deshalb denke ich, daß es sich bei ihrer Überraschung wohl um etwas Kleineres handeln muß – vielleicht einen Käsekuchen. »Und was wünschst du dir, wenn du das alles nicht haben kannst?«
    »Cindy, das ist doch das einzige , was ich mir wünsche. Wenn ich das nicht haben kann, dann bleib ich einfach hier sitzen und werde verrückt, und ich wäre dir sehr verbunden, wenn ich wenigstens das

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