Sirup: Roman (German Edition)
frisch registriert.«
Da haben wir den Salat. Man hat mich reingelegt. Ich werde als der ärmste Erfinder eines Millionendollarprodukts in die Geschichte eingehen. In den Lehrbüchern wird meine Geschichte wahrscheinlich in einem hübschen kleinen Kästchen auf Seite 122 erscheinen – und zwar unter der Überschrift »Große Marketingpleiten # 4«.
Irgendwie würge ich noch hervor: »Und wer hat den Namen registrieren lassen?« Aus ganz persönlich masochistischen Gründen möchte ich ihn noch sagen hören: »6.«
»Oh«, sagt Einstein. »Junge, Junge, das ist ja ’n Ding. Wie spricht man das denn aus?« Seine Stimme umwölkt sich. Nach meinem Dafürhalten kann es nicht allzu viele Variationen geben, aber soll Einstein doch sehen, wie er zurechtkommt. »Also gut. Hier stehen zwei Namen. Es handelt sich um eine Person, die unter zwei Namen bekannt ist.«
Obwohl ich gerade aus einer Blödheit drei Millionen Dollar in den Wind gepißt habe, läßt mich die Aussicht, 6s richtigen Namen zu erfahren, dennoch die Ohren spitzen.
Bis Einstein sagt:
»Der erste Name ist, hmmm, Young Ang. Und der zweite Sneaky Pete.«
KAPITEL 000003
Ein kurzes Zwischenspiel
mit Scat und Sneaky Pete
eine völlig hemmungslose auseinandersetzung mit sneaky pete
Ich erwarte eigentlich, daß er nicht mehr da ist, als ich nach Hause komme – der Schrank leer, der Kühlschrank geplündert und das After-shave verschwunden –, doch hier irre ich mich wieder einmal. Er sitzt auf dem Sofa und schaut sich Oprah an. Oprah will gerade von einer Gruppe extrem molliger Frauen einen Grund dafür wissen, weshalb sie nicht schön sein können, und Sneaky Pete grinst die mitteilungsbedürfigen Ladys an, als ob er die Antwort schon kennt.
Ich mache die Tür hinter mir zu, und er dreht sich um. Er trägt seine wohnungstaugliche Sonnenbrille, die weniger stark getönt ist und mir fast einen Blick in seine Augen gestattet. Aus irgendeinem Grund finde ich das beunruhigend.
»Hey«, sage ich.
Er nickt mir zu, schnappt sich die Fernbedienung und schickt Oprah und ihre drallen Damen ins Nirwana.
Ich knalle meine Aktentasche auf den Tisch und gehe zum Sofa hinüber. Mein Anzug ist ohnehin schon zerknittert, deshalb setze ich mich gleich neben ihn.
»Ich hab das Geschäft heute gemacht.«
Er nickt.
»6 wollte die Sache natürlich ohne mich durchziehen, aber das konnte ich gerade noch verhindern. Am Ende hab ich die Idee an Coca-Cola verkauft. Einmalige Abfindung. Keine Tantiemen.«
Er nickt wieder, ohne Hast. Ich sitze da und beobachte ihn ungefähr eine Minute. Es fällt mir schwer zu begreifen, wie er nur so ruhig sein kann. Am Ende halte ich’s nicht mehr aus. »Drei Millionen Dollar.«
Sein Grinsen wird immer breiter. Hätte ich nicht gerade auf dem Patentamt erfahren, was Sache ist, wäre ich richtig froh darüber, daß Sneaky Pete sich so sichtlich über meinen Erfolg freut. Doch ich bin gerade erst vom Patentamt nach Hause gekommen, und deshalb gefällt mir sein Grinsen überhaupt nicht.
»Da ist nur eins«, sage ich und stehe vom Sofa auf, »mir ist erst im letzten Augenblick eingefallen, daß ich vergessen hatte, mein Urheberrecht an dieser Sache eintragen zu lassen. Genaugenommen habe ich erst daran gedacht, als Coca-Cola schon eingewilligt hatte, Fukk zu kaufen. Deshalb bin ich heute nachmittag zum Patentamt gegangen.«
Sneaky Pete sagt: »Aber da bin ich dir zuvorgekommen.«
Ich atme aus. Die letzte flackernde Hoffnung, daß er vielleicht sagen könnte: Ja, du Schwachkopf, hier ist die Registrierung , löst sich in nichts auf.
»Sneaky Pete«, sage ich und kämpfe mit mir selbst. »Das ist mein Geld.«
Er zuckt ausdruckslos mit den Achseln. Er wendet sich ab, und ich denke schon, daß er Oprah wieder einschalten will. Dann sagt er: »Geschäft ist Geschäft.«
Mir fällt die Klappe nach unten: Ich spüre deutlich, wie mir die Kinnlade wegsackt. »Du würdest tatsächlich…« Am meisten bestürzt mich in diesem Augenblick, daß Sneaky Pete eigentlich ein Typ ist, der, falls er einmal ohne Geld in einen Nachtklub geriete, eher Durst schieben würde, als sich von irgendwem Geld zu pumpen (allerdings würde Sneaky Pete nicht ohne Geld in einen Nachtklub geraten, aber sollte dies doch mal passieren, würde er sich meiner Meinung nach so verhalten). Noch vor drei Stunden hätte ich ihn den ehrlichsten Menschen genannt, dem ich je begegnet bin. Hätte man mich vor drei Stunden gezwungen, alle Leute aufzulisten, denen ich zutraue, mich um
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