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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Frage: »Und wie kommt ihr mit der Markteinführung voran?«
    »Erwartungsgemäß«, sagt 6 nur und hält sich weiterhin bedeckt. Ich verstehe das so: Wir liegen voll im Plan, ich gebiete über ein Zehnmillionendollar-Budget und berichte täglich dem Vorstandsvorsitzenden höchstpersönlich. »Die CTs sind… glänzend gelaufen.« Was soviel heißt wie: Alles spricht dafür, daß wir total wahnsinnige Gewinne einfahren werden.
    »Soso.« Es fällt mir schwer, meine Verbitterung zu verbergen. »Vermutlich war der Vorstand nicht weiter überrascht, daß der Typ, der euch Fukk verkauft hat, nicht derselbe war wie das Bürschchen, das sich das Urheberrecht gesichert hatte.«
    Fast zärtlich sagt 6: »Nein.«
    Ich stelle meinen Kaffee auf den Tisch. »Verstehe. Dann läuft ja anscheinend alles bestens. Alle sind glücklich. Coke wird demnächst das erfolgreichste Produkt des Jahrzehnts auf den Markt werfen, Sie selbst steigen in schwindelerregende Höhen auf, und Sneaky Pete macht wahrscheinlich mit meinem Geld Ferien auf Hawaii.« Ich rudere wie wild mit den Armen in der Luft herum und deute auf das distinguierte Publikum ringsum, das sich in dem eleganten Café die Zeit vertreibt. »Dann haben Sie mich wohl nur hierhergebracht, um mir das alles noch mal unter die Nase zu reiben.« Ja, ich erhebe mich sogar von meinem Stuhl, und wenn ich mich nicht völlig täusche, versprühen meine Augen einen gerechten Zorn. »Ich glaube, ich geh besser, bevor Sie mich hier noch mit der Rechnung sitzenlassen.«
    »Scat«, sagt 6 und sieht mich schmerzlich an, »setzen Sie sich.«
    Eigentlich will ich ja nicht, aber da 6 mich aus ihren Augen so bekümmert anblickt, fällt es mir schwer, ihr den Wunsch abzuschlagen. Ich beschließe deshalb, wieder Platz zu nehmen und ihr parallel dazu eine giftige Bemerkung gewissermaßen um die Ohren zu hauen, doch dann fällt mir keine ein, und so setze ich mich einfach wieder hin.
    Dann geschieht etwas ebenso Schönes wie Erstaunliches.
    6 sagt: »Scat, ich brauche Sie.«
    6 beichtet alles

    »Mit Fukk haben sie mich voll reingelegt. Wahrscheinlich wird man mir das Produkt noch vor Monatsende ganz wegnehmen.«
    Ich glotze sie an. »Reingelegt? Wie? Wer?«
    6s Killeraugenbrauen schnellen himmelwärts. Ein Angreifer, der sich mit dieser Waffengattung ahnungslos anlegt, hätte gewiß alle Chancen, als ein Haufen Hackfleisch zu enden. »Genaugenommen Ihr Freund Sneaky Pete.«
    »Was?« Sie hebt nur leicht die Schultern, woraus ich messerscharf schließe, daß sie total wütend ist. »Ich hab ja nicht mal gewußt, daß er mit im Boot ist. Anfangs hab ich gedacht, er hat Sie um das Geld beschissen und sich dann abgesetzt.« Sie wirft einen finsteren Blick auf ihren Caffé latte. »Erst vor zwei Monaten hab ich rausgekriegt, daß Coke ihn engagiert hat, damit er zusammen mit mir die Markteinführung von Fukk plant. Natürlich hab ich mich sofort beim Vorstandsvorsitzenden beschwert. Aber ohne jeden Erfolg. Für den Vorstand ist Sneaky Pete der neue Goldjunge.«
    »Dreckskerl«, sage ich staunend.
    »Und vor zwei Wochen hab ich dann entdeckt, daß er jetzt eigentlich meinen Job macht. Und wenn Fukk ein Erfolg wird, ist das natürlich ganz allein sein Verdienst.«
    Ich ringe um Atem. Dann schiebt der Bursche also nicht nur drei Millionen für die Rechte ein, sondern hat jetzt auch noch einen Spitzenjob in der besten Marketingabteilung der Welt. Und dazu besitzt er die Dreistigkeit, sich als genialer Vermarkter eines bombensicheren Erfolges zu verkaufen. Alle Achtung, denke ich widerwillig.
    »Ich bin inzwischen für ein anderes Projekt zuständig«, sagt 6 tief gekränkt. »Die Sommerkampagne für Coke Classic.«
    Ich sehe sie erstaunt an. »Klingt eher nach Beförderung.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Das Design der Kampagne liegt schon vollständig vor. Coke hat mich nur mit der… Abwicklung betraut. Logistik. Werbeflächen, Sendeplätze und so weiter.« Sie erbleicht.
    »Oh.« Ich denke kurz nach. »Und… und wozu brauchen Sie dann mich?«
    6 trinkt von ihrem Kaffee und mustert mich ganz ungeniert. Wieder ergreift ein Schauder von mir Besitz.
    »Ich habe nicht vor zu tun, was die Herren von mir erwarten. Ich will die Sommerkampagne vollständig umbauen. Und zwar mit Ihrer Hilfe.«
    Sie setzt ihre Tasse ab.
    »Sie und ich – wir werden die beste Werbekampagne aller Zeiten auf die Beine stellen.«
    okaaay

    Ich starre 6 an. 6 starrt mich an. Ihre dunklen Augen taxieren mich.
    »Wollen Sie mir etwa einen

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