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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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wirklich gelingt, alle Ihre Feinde auszuschalten – was ist dann Ihr nächstes Ziel? Was könnte Sie dann noch anmachen?«
    6 wendet sich ab und blickt auf den Ozean. Plötzlich wird mir bewußt, wie weit ich die Grenze cooler Souveränität überschritten habe, und ich will mich schon entschuldigen. Dann sagt 6: »Erfolg.« Jetzt sieht sie mich wieder an. »Genau wie Sie, Scat.«
    scat legt ein Geständnis ab

    Während des zweiten Caffé latte lege ich dann die Karten auf den Tisch.
    »Wissen Sie…«, sage ich mysteriös. »Es gibt da ein paar Dinge, die Sie über mich wissen sollten.«
    6 hebt eine Augenbraue.
    »In Wahrheit hab ich gar keinen Porsche«, gestehe ich. »Ich hab mir damals nur einen zum Abendessen ausgeliehen.«
    »Oh«, sagt 6, aufrichtig überrascht. Ihre zweite Augenbraue schießt – wohl aus Solidarität mit ihrem Schwestergeschoß – ebenfalls nach oben.
    »Hat der Schlitten Sie damals wenigstens beeindruckt?« frage ich hinterhältig.
    »Nein.«
    »Kein bißchen?«
    »Nein«, sagt sie und verschränkt die Arme. »Ein teures Auto bedeutet überhaupt nichts.«
    »Ich bin froh, das zu hören«, sage ich wahrheitsgemäß, »weil ich nämlich eigentlich überhaupt kein Auto habe.«
    »Oh«, sagt 6 und klingt ein bißchen niedergeschlagen.
    »Und übrigens«, sage ich, »gibt es auch keinen Ort mehr, wo ich wohnen kann. Ich bin obdachlos.« Wie sonst 6 mache ich jetzt ebenfalls große Augen, doch das läßt sie anscheinend völlig kalt. »Also… falls Ihnen dazu irgendwas einfällt, ich bin für Vorschläge offen.«
    »…einfällt?« sagt sie, als ob sie nicht recht versteht, was ich meine.
    »Zum Beispiel: Haben Sie vielleicht ’ne Idee, wo ich wohnen könnte? Schließlich muß ich doch irgendwo wohnen.«
    »Oh«, sagt sie und blickt wieder auf den Ozean.
    »Kennen Sie nicht vielleicht jemanden, der untervermietet?«
    »Glaub ich kaum«, sagt sie, als ob ihr das ganze Thema unangenehm sei.
    »Irgend jemand… vielleicht Sie selbst?«
    6 schaut mich mit großen, wutentbrannten Augen an. »Auf gar keinen Fall.«
    Ich greife nach ihrer Hand. Sie will sie schon wegziehen, doch ich schnapp sie mir gerade noch rechtzeitig. Ihre Finger sind kühl und weich, und wir zwei könnten jetzt eigentlich einen total leidenschaftlichen Augenblick erleben, doch zu meinem Befremden versucht sie ständig, mir die Hand zu entziehen. »6, ich würde doch gar nicht fragen, wenn ich nicht völlig verzweifelt wäre. Sie sind meine letzte Hoffnung in Los Angeles.«
    »Nein.« Sie schaut beiseite. »Ich wohne mit einem Mädchen zusammen.«
    »Sie werden kaum merken, daß ich da bin.«
    »Nein.«
    »6«, sage ich. »Wenn ich keinen Platz zum Wohnen habe, kann ich auch nicht mit Ihnen bei Coke arbeiten.« Ich atme tief durch. »Dann schmeiß ich den Krempel hin.«
    6s dunkle Augen inspizieren mich. »Nein, das tun Sie nicht.«
    Ich klimpere mit den Augen und überlege, ob es mir tatsächlich ernst ist. Ja, ist es. »6…«
    Offenbar sieht sie es in meinen Augen. »Haben Sie denn keine Eltern ?«
    »Iowa«, erkläre ich ruhig.
    »Oh.« Wieder dieser Anflug von Ekel auf ihrem Gesicht.
    Ich beschließe, daß es an der Zeit ist, sie mit einem richtig blöden, Pech-gehabt-Grinsen zu beglücken, und das gelingt mir auch ganz vortrefflich.
    »Oh, Gott«, sagt 6.
    die vereinbarung

    »Und das sind die Bedingungen«, sagt 6. »Heute ist Sonntag. Sie können fünf Nächte bleiben – und nur fünf Nächte. Das bringt Sie erst mal bis Freitag über die Runden, also bis zum Ende unseres Projekts. Und dann verschwinden Sie.«
    »Okay.«
    »Ein Bett gibt es nicht für Sie. Sie schlafen, wo es mir gerade paßt. Sie werden sich mit den Decken und Kissen benügen, die ich Ihnen gebe. Könnte für Sie ziemlich unbequem werden.«
    »In Ordnung«, sage ich in der unumstößlichen Gewißheit, daß jede Ecke in 6s Wohnung unendlich viel bequemer ist als ein Hauseingang irgendwo in Santa Monica.
    »Außerdem werden Sie sich an den Haushaltsarbeiten beteiligen, inklusive Kochen, Putzen, Abwasch und was sonst noch so anfällt. Und schließlich werden Sie sich positiv um Harmonie in unserem kleinen Haushalt bemühen.«
    »Klingt fair.«
    »Privatsphäre«, sagt 6. »Meine Privatsphäre ist für Sie tabu. Wenn ich möchte, daß Sie für ’ne Weile aus der Wohnung verschwinden, werden Sie spazierengehen. Wenn ich um zwei Uhr nachts laut Musik hören möchte, werde ich das tun.«
    »Hmmm«, sage ich. »Hab ich mir fast schon

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