Sirup: Roman (German Edition)
sagt: Fukk .
Ich strecke meine zitternde Hand aus und berühre die Dose. Sie ist erfrischend kühl, sie fühlt sich gut an, und vor allem, sie existiert . Ich hab mir dieses Produkt in einer Nacht vor drei Monaten ausgedacht, und jetzt halte ich es in der Hand. Ein unbeschreibliches Gefühl.
»Probieren Sie mal«, drängt 6.
Ich öffne den Verschluß, und es zischt wütend.
»Extradosis Kohlensäure«, erklärt 6. »Wenn Sie eine Fukk öffnen, hört es jeder im Umkreis von etlichen Metern.«
» Sehr gut«, murmle ich und starre völlig weggetreten auf die Dose. Langsam, ganz langsam hebe ich sie dann zum Mund. Ich spüre das Metall zwischen meinen Lippen, und dann rinnt kühles, ach so kühles Fukk meine Kehle hinab. Der Stoff ist nicht so süß wie Coke oder Pepsi und liegt geschmacklich irgendwo zwischen Mineralwasser und Cola. Fukk schmeckt einfach großartig. Echt super.
»Und wie schmeckt es?« will 6 wissen.
»Einfach fabelhaft«, bringe ich mit Mühe heraus. »Hervorragende Arbeit.«
»Danke«, sagt sie, und erstaunlicherweise klingt 6 richtig erfreut.
tina
Ich bin so total abge-Fukkt, daß ich nicht mal höre, wie die Tür aufgeht. Dann sagt 6: »Tina, das ist Scat«, und ich begreife plötzlich, daß ich 6s Mädchen vor mir habe.
Schock laß nach. Eigentlich hatte ich jemanden… na ja, jemanden wie 6 erwartet. Tina ist ganz anders als 6.
6 sagt: »Tina ist an der Kunsthochschule.«
»Oh?« sage ich, als ob der Ring in der Augenbraue, das blonde Haar mit den schwarzen Strähnen und das bedrückende Make-up mich nicht schon genug vorgewarnt hätten.
»Oh, laß mich mal raten«, sagt Tina. »Er hat was mit Marketing zu tun.«
»Hallo«, sage ich.
Tina schmeißt ihre Juteleinentasche auf das Sofa und begibt sich dann in die Küche. Sie ist sehr klein, doch bereits ihr Gang sagt mir, daß es keine gute Idee wäre, sie darauf hinzuweisen. »Hoffentlich kriegen Sie ’n Haufen Geld dafür, daß Sie die Jugend dieses Landes mit Ihren schlichten Botschaften zudröhnen.« Sie öffnet den Kühlschrank und schaut skeptisch auf die vielen Limonadendosen.
»Leider nein«, räume ich ein. »Ich bin arbeitslos.«
Tina holt eine Pepsi heraus und gießt sich ein Glas ein. »Tatsächlich?« sagt sie und sieht mich mißtrauisch an. Ihre hübschen grünen Augen sind von ganzen Kübeln Schminke gerahmt.
»Sie können mir ruhig glauben«, sage ich. »Ich würde mir das nicht ausdenken, um Sie zu beeindrucken.«
Tina grinst. »Ich dachte, daß ihr Marketingfritzen nichts anderes im Kopf habt.«
Ich stelle eine kühne Vermutung an: »Sie haben mit Marketing wohl nichts am Hut?«
»Marketing ist wie nachgemachte Hundescheiße, die einem irgendein Witzbold zum Geburtstag schenkt«, sagt Tina. »Es ist völlig nutzlos, außerdem blöde und beleidigend.«
»Ach so«, sage ich.
»Marketing ist total parasitär«, fährt sie fort. »Es ist widerlich und völlig überflüssig und spricht immer nur unsere niedersten Instinkte an.«
»Oh, Gott.«
»Marketing«, sagt sie, »ist wie ein Paar Silikontitten. Auf den ersten Blick attraktiv, doch hinter der Fassade reine Trostlosigkeit.«
»Und trotzdem«, sage ich, »trinken Sie gerade eine Pepsi.«
Tina legt – getroffen – die Stirn in Falten. »Ich mag halt den Geschmack«, sagt sie.
tina, 6 und sexuelle präferenzen
Tina bietet mir an, mir die Wohnung zu zeigen, und ich finde das Wichtigste zuallererst heraus. »Ach, Sie haben getrennte Schlafzimmer?« sage ich. »Natürlich«, sagt Tina.
Mein Herz macht einen Sprung. »Ich hatte bisher den Eindruck, daß Sie und 6… sagen wir mal, romantisch miteinander verbandelt sind.«
Tina lacht. »O ja, klar, natürlich.« Sie führt mich ins Bad, wo mehr Kosmetika aufgestapelt sind, als ich bisher in den ganzen Vereinigten Staaten vermutet hatte. Es gibt dort auch ein seltsam plaziertes Fenster, das von der Dusche aus einen gewiß hübschen Ausblick auf die Straße bietet.
»Dann stimmt das also gar nicht?«
Tina sagt trocken: »Ich kann Ihnen versichern, daß 6 und ich nicht miteinander schlafen.«
»A -haa «, sage ich. »Hab ich’s doch gewußt.«
»Jedenfalls im Augenblick nicht«, fügt Tina hinzu und beobachtet mich aufmerksam.
Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren, um diese Information zu verarbeiten, doch so lange kann ich nicht warten und fange deshalb schon mal an weiterzureden. »Soll das heißen, daß Sie früher mit 6 zusammen waren?«
»Oh, verstehe«, sagt Tina und tritt näher. »Sie sind wohl
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