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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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bist ja ein richtiger Volldepp.«
    »Dave«, sage ich verletzt.
    »Schnauze, Volldepp«, sagt Letterman. Das Publikum brüllt vor Lachen.
    Ich hoffe verzweifelt, daß jemand für mich Partei ergreift. Pamela Anderson verzieht mitfühlend ihren Schmollmund und macht Anstalten, mich ein bißchen zu tätscheln. Doch meine Schulter bietet ihrer Hand keinen Widerstand. »Ooh«, sagt Pamela.
    »Schau nur, was du angerichtet hast«, sagt Letterman. Er kann es einfach nicht fassen. »Jetzt hast du auch noch Pamela auf dem Gewissen. Blödmann.«
    Ich öffne den Mund, doch plötzlich versinke ich in dem Sofa.
    »Oh, Mann«, sagt Letterman und verdreht die Augen. »Jetzt versinkt er auch noch im Sofa. Nicht mal auf einem Sofa sitzen kann er.«
    » Ich sitze immer noch auf dem Sofa, Dave«, sagt Pamela stolz und lächelt ihm zu.
    »Was für eine erstaunliche Schwimmfähigkeit«, sagt Letterman. »Also gut. Was kommt als nächstes?«
    »Dave«, kichert Pamela.
    Der Boden löst sich unter mir auf, und ich gerate nun wirklich in Panik. »Dave? Kann mir denn niemand helfen? Ich brauche etwas, woran ich mich festhalten kann.«
    »Vielleicht zur Abwechslung mal was Wirkliches ?«
    »Dave!« kreische ich und stürze tatsächlich durch den Boden in ein unergründliches pechschwarzes Loch. Ich rudere wie wild mit den Armen, aber es gibt absolut nichts, woran ich mich festhalten könnte. Als ich schon ganz sicher bin, daß mein letztes Stündchen geschlagen hat, erscheint über meinem Kopf etwas Leuchtend-Greifbares, und…
    das ungreifbarkeitsparadox

    6 beugt sich bestürzend nahe über mich. Meine Welt ist von ihrem nachtschwarzen Haar umrahmt.
    »6?« Meine Stimme klingt schlaftrunken. 6 zuckt ein wenig zusammen, ein merkwürdiger Ausdruck huscht über ihr Gesicht. Plötzlich bin ich sicher, daß sie mich schon eine Weile beobachtet. »6?«
    Sie richtet sich abrupt auf und geht weg. Sie würdigt mich keines Blickes, als sie sagt: »Morgen gehen wir zu Coke. Ich wecke Sie.«
    Sie verläßt den Raum und schließt die Tür.
    morgenstund

    Ich werde von einem Dutzend wütend zischender Schlangen geweckt, die über meinen Körper kriechen. Ich versuche verzweifelt, sie abzuschütteln, bis ich merke, daß weit und breit keine Schlange unterwegs ist, es sei denn, 6 hätte sie zusammen mit dem Frühstücksspeck in die Pfanne geknallt.
    »Morgen«, sage ich und setze mich auf.
    »Speck und Eier?« fragt 6.
    »Sie machen für mich das Frühstück?«
    6 seufzt. Sie trägt einen hauchdünnen dunkelroten Seidenpyjama, der mich in dieser frühen Morgenstunde total überfordert. Ihr Haar ist unter einem riesigen Badetuch verborgen. »Wieso nicht?«
    Ich rolle mich ächzend von dem Sofa und spaziere in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken. »6, damit wir uns nicht mißverstehen, ich bin Ihnen natürlich sehr dankbar. Ich hab nur gedacht, daß Sie… also, daß Sie es vielleicht als Zumutung empfinden, für einen Mann was zu essen zu machen.«
    6 starrt mich unter ihrem Badetuch an. »Jammerschade, aber offenbar bilden Sie sich ein, daß Sie kein bißchen sexistisch sind. Sie scheinen zu glauben, daß Sie bloß die klassischen Geschlechterrollen pauschal abzulehnen brauchen, und schon sind Sie ein ganz toller, einfühlsamer Mann?«
    Ich bin noch zu verschlafen, um richtig auf dieses Thema einzusteigen. »Kann sein, vermutlich haben Sie recht.«
    »Die alten Rollenklischees einfach umzukehren heißt noch nicht, daß sie wirklich verschwunden sind«, sagt 6 und stochert in dem Speck herum. »Das führt nur zu einem Haufen neuer Vorurteile. Nur ein Sexist – wie Sie – achtet darauf, ob ein Mann oder eine Frau das Frühstück macht.«
    Ich will gerade etwas antworten, doch alles, was mir einfällt, ist hochexplosiv. Also stehe ich bloß blöde herum, und 6 beäugt mich und erwartet meinen nächsten – definitiv idiotischen – Gesprächsbeitrag.
    »Kann ich Ihnen einen Kaffee machen?« sage ich.
    ein Fenster

    Als ich in der Dusche stehe, schaue ich aus dem winzigen Fenster und beobachte die Leute, die zur Arbeit gehen. Es macht Spaß und wirkt irgendwie befreiend, einfach so nackt dazustehen und die Leute anzustarren. Ich mache das ungefähr zehn Minuten lang, bis mir schließlich klar wird, daß die Gestalten dort unten in ihren Autos und Anzügen alle ziemlich gleich aussehen.
    in colas heiligen hallen

    6 trägt mich bei Coke in eine Liste ein, und ich bekomme ein Ausweisschildchen verpaßt. Den Großteil der Reise in den vierzehnten Stock

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