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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Pepsi-Logo angebracht – nicht unwitzig, finde ich. »Ich komm nicht mehr dazu, meine Nachrichten selbst abzuhören. Einfach keine Zeit. Julie notiert sie für mich.« Er schlägt wieder ein paarmal gegen den Sack. »Und was hatten Sie mir mitzuteilen?«
    »Ach, wissen Sie«, sagt 6 vage. »Nur die neuesten Zahlen.«
    ein besuch bei julie

    » Hi, Julie«, sagt 6. Ich bin erstaunt: Sie klingt richtig herzlich. Fast könnte es scheinen, als wären 6 und Julie alte Freundinnen.
    »Oh«, sagt Julie. Sie lächelt mißtrauisch. »Hallo, 6.« Offenbar ist Leichtgläubigkeit keine der Eigenschaften, die von der Chefsekretärin des Vorstandsvorsitzenden verlangt werden.
    6 setzt sich auf die Kante von Julies Schreibtisch. Inzwischen wieder in ihrem strengen Kostüm, ist sie der Inbegriff von Professionalität. Ich stehe an der Tür und gebe mir redlich Mühe, nicht völlig deplaziert zu wirken.
    Julie sieht 6 an.
    »Ich brauche Ihre Hilfe«, sagt 6.
    julies verführung

    »Das glaube ich nicht«, sagt Julie.
    »Julie…«
    »Ich kann das nicht tun, 6. Mr. Jamiesons Nachrichten sind seine Privatsache.«
    »Ich verstehe diese Regelung ja, und sie besteht aus gutem Grund«, sagt 6. »Aber diese Nachricht stammt schließlich von mir. Ich möchte doch nur meine eigene Nachricht zurückziehen.«
    Für eine Sekunde scheint sich Julie in 6s schwarzen Augen verloren zu haben. Dann gibt sie sich einen Ruck. »Tut mir leid, aber nein. Natürlich kann ich Mr. Jamieson ausrichten, daß Sie die Nachricht zurückziehen möchten, wenn Sie das wünschen, aber ich muß ihn trotzdem davon in Kenntnis setzen…«
    »Julie, bei der Nachricht handelt es sich um meine Kündigung. Wenn Mr. Jamieson sie erhält, bin ich erledigt.«
    Julie schweigt eine ganze Weile. 6 schaut sie währenddessen unentwegt an.
    »Trotzdem«, sagt Julie dann.
    plan b

    »Blöde Zicke«, faucht 6 und rast wie eine Wildkatze durch die Gänge. »Gottverdammte bürokratische Idiotin .«
    Ich halte klugerweise den Mund.
    »Ist ja auch egal«, sagt 6 dann. »Ich sag Jamieson einfach, daß ich betrunken war.« Sie öffnet die Tür zu ihrem Büro, das ich übrigens noch gar nicht gesehen habe. Es ist riesig. Platz genug für eine ganze Familie. Der schwere Eichenschreibtisch ist durch einen ganzen Wald von Farnen von der lederbezogenen Sitzgarnitur abgetrennt. 6s private Kaffeemaschine steht auf einem eigenen Tisch unterhalb einer großen gerahmten Coke-Reklame von 1962. Eine Wand ist ganz aus Glas, und mir wird, da wir uns im vierzehnten Stock befinden, sofort ein bißchen mulmig. Doch am eindrucksvollsten ist das Elle-Macpherson-Plakat, auf dem die Schönheit lächelnd und sehr sehr nackt zu sehen ist.
    Ich setze mich in einen Sessel und gebe mir Mühe, Elle nicht wahrzunehmen. Wirklich ein verdammt nacktes Bild. »Und…?«
    »Also«, sagt 6, »es bleibt dabei. Am Montag präsentieren wir dem Vorstand deine Idee.«
    »Sehr gut«, sage ich.
    ein hipper auftritt

    Wir präparieren uns das ganze Wochenende für unseren Auftritt. Trotzdem bin ich nervös und fühl mich schlecht vorbereitet. Wieder der gleiche Zirkus wie damals mit Fukk.
    Ja, die Präsentation findet sogar im selben Raum statt – mit denselben riesigen Holztüren. Deutlich anders ist nur das Publikum. Wir haben es nämlich nicht mit dem Vorstand zu tun, der nur einmal im Monat tagt, sondern mit dem operativen Management, das die Tagesgeschäfte des Unternehmens leitet. Erstaunlicherweise sind diese Männer auch schlanker als die Vorstände.
    Die Atmosphäre in diesem Kreis ist völlig anders als im Vorstand, und als wir hereinkommen, dröhnt uns schallendes Gelächter entgegen. Ein kleiner glatzköpfiger Typ erzählt gerade eine Geschichte, und ungefähr ein Dutzend hemdsärmlige Kollegen (keine Jacketts, keine Frauen) hören ihm zu. Jamieson steht ein Stück weiter hinten und lächelt.
    »Und dann sagt das Callgirl«, sagt der Glatzkopf gerade. »›Augenblick mal, Augenblick. Und Sie wissen ganz genau , daß Sie wirklich Gary sind?‹« Die Gruppe bricht wieder in schallendes Gelächter aus. 6 nutzt die Gelegenheit, sich unter die Männer zu mischen.
    »Hallo, Jim«, sagt sie. »Sind Sie für uns bereit?«
    »Sicher.« Er erhebt die Stimme, als die Männer gerade ein halbes Dutzend Privatgespräche beginnen. »Jetzt mal bitte Ruhe, verehrte Kollegen.«
    Die Manager nehmen auf Stühlen um einen schweren Eichentisch Platz, und ich bin erstaunt über ihre Lockerheit. Diese Männer tragen für eines der größten

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