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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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rum« – noch so eine kleine Gemeinheit, die mir gerade einfällt – »und trinke meinen Scotch mit Wasser statt mit Coke, bloß weil ich dich nicht kränken will! Und du…«
    »Dann trink deinen Scotch doch mit Coke«, sagt 6. »Ist mir vollkommen egal.«
    Ich starre sie an und fasse es einfach nicht, daß sie so etwas zu mir sagt. »Und ob! Ich trinke so viel Scheißcola, wie es mir paßt!« Ich hole eine Handvoll Münzen aus meiner Hosentasche und gehe zu dem Coke-Automaten hinüber.
    Ein paar von den Texanern sind inzwischen aufgestanden, um zu sehen, was bei uns los ist. »Brauchen Sie Hilfe?« sagt einer von ihnen zu 6.
    Sterne flimmern vor meinen Augen. »Überlegen Sie sich das gut!« brülle ich und werfe ein paar Münzen in den Automaten. »Wenn Sie ihr nämlich helfen, dann dauert es keine Woche, bis Sie sich fragen, was – zum Teufel – aus Ihrem Leben geworden ist!« Ich drücke auf die Coke-Taste, und eine Dose poltert nach unten… und bleibt stecken.
    Ich beuge mich herab und inspiziere den Ausgabeschacht. Keine Dose weit und breit. »Oh, fantastisch!« kreische ich. Mir sind jetzt sämtliche Sicherungen durchgebrannt. »Mein Gott, wie großartig !«
    »Scat«, sagt 6 hinter mir. »Wieso setzt du dich nicht einfach wieder hin?«
    Ich halte den Cola-Automaten mit beiden Armen umklammert und fange an, die Kiste wutschnaubend vor- und zurückzuschaukeln. Ich hab das Ding gerade einigermaßen in Schwung gebracht, als eine kräftige Hand sich auf meine Schulter legt. »Hey, Kumpel«, sagt ein Texaner. »Warum lassen Sie den Automaten nicht in Ruhe?«
    »Ja, Scat, laß die Kiste in Ruhe«, sagt 6. »Die Dinger sind gefährlich.«
    » Du bist gefährlich! Ich will die verdammte Dose haben!«
    »Scat«, sagt sie aufgebracht. »Es hat mit diesen Automaten schon Unfälle gegeben. Laß das verdammte Ding endlich in Ruhe.«
    Ich entgegne sinngemäß so etwas wie »Rrrrrrrrrrraeeegh!« und werfe mich mit meinem ganzen Körpergewicht gegen den Automaten. Die Kiste hebt vorne ab, bleibt einen Augenblick in der Schwebe und kommt dann krachend zurück.
    »Oh, Scheiße«, sage ich.
    Ich versuche noch auszuweichen, dabei verknote ich mich mit dem Texaner, und der Coke-Automat geht krachend über uns beiden nieder. Ich hab das Gefühl, von einem Zug überfahren zu werden.
    Eine kurze Umnachtung umfängt mich. Als ich die Augen wieder öffne, weiß ich nicht mehr, wann ich sie zugemacht habe. 6 steht über mir und blickt auf mich herab. Sie scheint fast ein bißchen besorgt. »Scat? Hörst du mich?«
    Ich bringe keinen Ton heraus. »Ich…« Ich huste und krächze.
    Sie beugt ihren Kopf noch tiefer zu mir herab. »Was sagst du?«
    »Ich…«
    »Scat, alles in Ordnung?«
    Plötzlich weiß ich, was mir die Kehle verschnürt. Es handelt sich um nichts weniger als den besten Werbegag in der Geschichte des Marketing. »Ich… ich hab eine Idee.«

KAPITEL 000007
    Meine Superidee
    eine begegnung mit jamieson

    Es ist sechs Uhr früh. Montag morgen, und wir gehen vor dem Coke-Gebäude auf und ab.
    »Er muß jeden Augenblick hier sein«, murmelt 6. Ich weiß nicht genau, ob sie mit mir spricht. »Er kommt immer um sechs.« 6 ist um drei Uhr morgens aufgestanden und hat ungefähr zwei Stunden mit ihrem Haar und ihrem Make-up zugebracht. Ich vermag nicht recht zu entscheiden, was ich mehr bewundern soll: diesen Zeitaufwand oder das Ergebnis. »Da«, sagt sie plötzlich, und die Scheinwerfer eines dunkelblauen BMW tauchen den Parkplatz in gleißendes Licht. Als der Vorstandsvorsitzende der Coca-Cola Company aussteigt, warten 6 und ich bereits auf ihn.
    »Oh, Mr. Jamieson«, sagt 6, als ob sie ein bißchen überrascht ist, ihn ausgerechnet hier zu sehen. »Guten Morgen.«
    Jamieson ist relativ jung, vielleicht hat er aber auch nur einen verdammt guten Dermatologen. Mit seinem Seitenscheitel und der schmucken Brille erinnert er ein wenig an einen zu Erfolg gelangten Buchhalter. Seine dunklen Augen schätzen uns rasch ein.
    »Morgen, 6«, sagt Jamieson. »Kommen Sie mit in den Kraftraum?«
    »Warum nicht?« sagt 6.
    eine vorsichtige unterhaltung

    Da es sich um ein sehr wichtiges Gespräch handelt, versuche ich mich zu konzentrieren. Doch mit 6 und ihren Lycra-Shorts und ihrem bauchfreien Hemdchen vor Augen ist das nicht ganz einfach.
    »Und?« sagt 6 und bewegt lässig ein Gewicht von rund hundert Pfund. »Haben Sie meine Nachricht erhalten?«
    Jamieson legt an seinem Sandsack eine Pause ein. Auf dem Sack ist ein kleines

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