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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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abgelaufen.«
    Ich rapple mich auf. »Was – du willst mich rausschmeißen? Ausgerechnet heute nacht?«
    6 neigt den Kopf, als ob sie die Frage nochmals durchdenkt.
    »Also, komm schon«, sage ich. »Du willst mich doch wohl nicht rauswerfen?«
    »Wieso nicht?«
    »Weil«, sage ich und zeige aus einem unerfindlichen Grund mit dem Finger auf sie, »weil du nicht wirklich willst, daß ich gehe.«
    6 hebt eine Augenbraue. Verglichen mit ihren gewohnt präzisen Augenbrauenmanövern droht die Sache diesmal etwas zu entgleisen, fast als hätte die Augenbraue höchstpersönlich einige Cocktails zuviel gekippt. »Nein?«
    »Nein«, sage ich und komme langsam in Fahrt. Ganz gegen meine Art hab ich gerade das Gefühl, daß ich Bäume ausreißen könnte, und von dieser Empfindung lasse ich mich nun davontragen. »Tatsache ist, daß du dich inzwischen an meine Anwesenheit gewöhnt hast. Und außerdem: Auch wenn du es nicht zugeben willst« – ich lehne mich noch ein wenig näher zu ihr hinüber –, »du magst mich.«
    6 wendet sich ab, als ob ich sie enttäuscht hätte, vielleicht aber auch nur, um ein Lachen zu verbergen. Ich beschließe, fest an die zweite dieser Möglichkeiten zu glauben. Dann sieht sie mich wieder an. Ihre Augen sind jetzt riesengroß. »Na gut, Scat«, sagt sie. »Und jetzt möchte ich gerne etwas von dir wissen.« Ihre Stimme klingt ganz leise. »Wieso möchtest du denn nicht gehen?«
    scat beichtet [2]

    Die Antwort ist so offensichtlich, daß ich sie noch gerade rechtzeitig stoppen kann.
    Weil ich in dich verliebt bin.
    Sie bleibt mir zitternd in der Kehle stecken. Ich kann selbst kaum glauben, daß ich erst jetzt darauf komme, daß mir das erst jetzt bewußt wird, während 6 mich mit Augen anblickt, die so dunkel sind wie die Nacht.
    »Also?« sagt sie.
    Ich öffne den Mund.
    beinahe

    »Weil ich nicht weiß, wo ich sonst hin soll«, sage ich.
    6 läßt ihren Blick vielleicht noch eine Sekunde in meinen Augen ruhen und wendet sich dann ab. »Oh«, sagt sie.
    ein neuer tag

    Ich bin in 6 verliebt.
    »Und dann sagt Rod zu mir: ›Auf keinen Fall, Mädchen, du bist wohl nicht ganz dicht‹«, sagt Tina. »Einfach unglaublich .« Sie schüttelt den Kopf, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, und schiebt wütend den Speck in der Pfanne hin und her. Bei Tina ist in der vergangenen Nacht mal wieder ’ne Beziehung in die Brüche gegangen, und ich bin an diesem Morgen froh, daß ich kein Stück Speck bin.
    Ich bin in 6 verliebt.
    »Das Problem ist«, sagt sie, »daß Männer ihre Gefühle nicht eingestehen können. Sie meinen, sie müssen ständig so verdammt tough auftreten.« Sie knallt die Pfanne krachend zurück auf den Herd, stemmt die Hände in die Hüften und sieht mich aggressiv an. »Ist das denn so schwierig?« will sie wissen. »Ist es denn so schwierig, einfach auszusprechen, was man fühlt ?«
    »Männer«, sagt 6, ohne von der LA Times aufzublicken. Sie trägt einen flauschigen weißen Bademantel, der einen Blick auf ihre hübschen Waden erlaubt. Dazu trinkt sie mit ihrem Schmollmund Kaffee.
    Ich stecke in sehr ernsten Schwierigkeiten.
    eine zufallsbegegnung mit

    6 schaut während der ganzen Busfahrt schweigend aus dem Fenster. Ich bin währenddessen hauptsächlich damit beschäftigt, meine Schweißflecken unter den Armen zu verbergen. Zwischendurch wiederhole ich im Geiste von Zeit zu Zeit die Worte Ich stecke in sehr ernsten Schwierigkeiten. Das beruhigt mich irgendwie.
    Im Aufzug frage ich dann: »Und wozu genau bin ich eigentlich hier?«
    »Um mir den Rücken freizuhalten«, sagt 6 knapp und starrt auf die Etagenanzeige.
    »Hey, 6, und vergiß nicht, daß wir keinen Ärger haben wollen. Wir ziehen die Kampagne genauso durch, wie wir uns das gedacht haben. Und deshalb sind wir frohen Mutes, richtig?«
    6 öffnet den Mund, und ich erwarte schon einen Spruch wie: Also, Scat, ich hab noch mal über deine Idee von gestern abend nachgedacht, und ich finde sie voll beschissen. Doch dann öffnet sich die Aufzugtür, und vor uns steht
    jamieson

    »Hallo, Mr. Jamieson«, sagt 6. Ihre Stimme klingt echt überrascht, was mich etwas beunruhigt.
    »Ah, 6«, sagt er. »Gut, daß ich Sie treffe. Ich muß mit Ihnen über die Kampagne sprechen.«
    6 atmet langsam und kontrolliert ein, sagt jedoch nichts. Kein schlechter Anfang.
    »Die Sache ist die«, sagt Jamieson und drückt auf die 12, »die Kampagne ist verdammt gut. Nicht ganz unriskant natürlich. Deshalb muß ich sichergehen, daß ich die

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