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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Position gerecht zu werden, die sie eines Tages – wenn auch nur kurz – einnehmen würde. Sie sprach sechs Sprachen fließend, beherrschte das komplizierte Spanische Hofzeremoniell besser als … Sissi dachte einen Moment nach … als die Spanier, nahm sie an. Sie spielte vier Instrumente, konnte singen, tanzen und sticken. Und sie wusste, wie man einen Vampir aus nächster Nähe tötete. Niemand beherrschte den Pflock besser als sie. Néné hatte gelernt, zu gehorchen, zu gefallen und zu töten.
    Aber was, wenn es nicht dazu kam?, fragte sich Sissi, als sie das letzte Stück Brot in den Mund schob. Was, wenn der Kaiser eine andere erwählte? Was, wenn der Plan fehlschlug?
    Sissi hoffte, dass sie die Antwort auf diese Fragen nie erfahren würde. Sie gönnte Néné den Ruhm, den sie ernten würde, wenn sie der Monarchie den größten Schlag seit der Französischen Revolution zufügte.
    Bitte lasst es geschehen, ihr alten Götter, dachte sie. Gewährt Néné diesen Triumph, bevor ihr sie zu euch holt.

 
    KAPITEL VIER
    Wer das Privileg genießt, in eine Familie der Kinder Echnatons hineingeboren zu werden, erfährt die Welt so, wie sie wirklich ist. Schon in frühester Kindheit wird die Rolle bestimmt, die er – oder sie – in diesem endlos erscheinenden Krieg spielen wird. Es werden Soldaten gebraucht und Offiziere, Schriftgelehrte und Wissenschaftler, Spione und Bankiers. Und dann wieder gibt es solche, deren Hingabe und Gehorsam so außergewöhnlich sind, dass man ihnen das größte Opfer abverlangen muss. Diese Wenigen werden im Tod zu einer Fackel der Freiheit, deren Licht alle anderen voller Demut folgen.
    – Die geheime Geschichte der Welt von MJB
    Der Wald war dunkel und kühl, der Himmel schwarz. Es nieselte, aber Sissi ließ die Kapuze ihres Umhangs auf dem Rücken liegen. Sie musste beweglich bleiben und den Überblick behalten, so gut das in der Dunkelheit möglich war. Der Vampir würde sie entdecken, lange bevor sie ihn sahen, wenn es ihn denn gab.
    Sie spürte eine kurze Berührung an ihrem Arm und blieb stehen. Ihr Vater zeigte nach vorn. Sissi folgte seinem Blick und entdeckte eine Gestalt, die an einem Baumstamm lehnte. Der Mann hatte sich in seinen Umhang gewickelt und hielt seine Muskete locker in der Armbeuge. Es war einer der Gendarmen, die Leutnant Kraxmayer abgestellt hatte, um nach Anarchisten zu suchen.
    Sissi nickte kurz, um ihrem Vater zu zeigen, dass sie die Warnung verstanden hatte, dann wandte sie sich nach links. Der Druck auf ihrem Arm ließ nicht nach. Mit dem Kinn deutete Herzog Max auf den schmalen Weg, der hinter dem Baumstamm tiefer in den Wald hineinführte.
    Zeig mir, was du gelernt hast, sagte seine Geste.
    Sissi hob die Augenbrauen, zögerte jedoch nicht. Sie fasste die Streitaxt fester und lief geduckt weiter. Die Klinge hatte sie, ebenso wie ihr Gesicht, mit Ruß und Fett eingerieben, sodass sie mit der Dunkelheit verschmolz. Aus dem Augenwinkel sah Sissi, wie ihr Vater zurückblieb. Die Begegnung mit dem Gendarmen war eine Prüfung, die nur sie zu bestehen hatte.
    Sissi ging auf den Mann zu. Durch ihre weichen Stiefelsohlen fühlte sie den Waldboden unter sich. Kein Zweig entging ihr und kein Stein. Sie tastete sich voran, ohne den Gendarmen aus den Augen zu lassen. Er wirkte wachsam und angespannt. Immer wieder drehte er den Kopf, mal nach links, mal nach rechts. Es lag ein gewisser Rhythmus in dieser Bewegung, der Sissi an das Pendel einer Uhr erinnerte. Sie passte ihre Schritte an, verharrte jedes Mal, wenn sein Kopf zurückschwang. Schließlich war sie ihm so nahe, dass sie seine Schulter hätte berühren können. Er wandte ihr den Rücken zu, der zum Teil von dem Baumstamm verdeckt wurde, an dem er lehnte.
    Sissi warf einen Blick zurück, aber das rußgeschwärzte Gesicht ihres Vaters war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Trotzdem war sie sicher, dass er sie sehen konnte.
    Sie blieb hinter dem Soldaten stehen, bückte sich und hob ein Eichenblatt auf. Es war nass, aber nicht zu schwer für ihre Zwecke. Langsam näherte sich ihre Hand dem Kopf des Mannes. Er trug keine Mütze. Der Baum schützte ihn vor dem Regen. Sissi nahm das Blatt zwischen Zeigefinger und Daumen und legte es ihm so vorsichtig auf den Kopf, als könne es bei der kleinsten Unachtsamkeit explodieren. Sie hielt inne, als es seine schütteren Haare berührte, aber er drehte seinen Kopf ungerührt weiter von rechts nach links und wieder zurück. Sie ließ das Blatt los. Es kam auf seinem Kopf zur

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