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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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klingt jetz viellleisch beklopp, ävver wor hä jrad einer?«
    Sissi zwang sich auf die Beine. Sie verdrängte die Sorge um Franz-Josef, den Schmerz in ihrer Hand, alles außer dem Dom vor ihr. Sie zeigte darauf.
    »Alfons!« Mehr brachte sie nicht heraus.
    Er fuhr herum. »Scheiße!« Im nächsten Moment stolperte er bereits über den Metallzylinder am Boden. »Wat is dat dann?«
    »Fass ihn nicht an. Er ist gefährlich.«
    Rudi begann Eimer und Sandsäcke aus dem Ballon zu werfen, Sissi öffnete den Schrankkoffer, schnallte sich ihr Katana um und warf den leeren Koffer über Bord. Währenddessen schaufelte Alfons den Sand aus den erloschenen Kohlefeuern.
    Der Ballon ging immer tiefer. Schon ragte die Turmspitze des Doms über ihm auf, die breite steinerne Front war direkt vor ihm. Sissi sah die in den Stein gehauenen Dämonenfratzen über dem Eingang. Sie schienen sie zu verhöhnen.
    Unter ihnen kreischten Menschen.
    »Dat reischt nit!«, schrie Alfons.
    Sissi schluckte. Der Metallzylinder neben ihr durfte nicht platzen, egal, was geschah. Franz-Josef hatte gehandelt, nun war sie an der Reihe. Sie lief zur Reling, nahm Anlauf und … wurde an der Lederschnur ihres Katana zurückgerissen. Sie stolperte, sah auf und blickte in Rudis Gesicht.
    »Is nit so schlimm«, sagte er ruhig und sprang.
    Der Ballon stieg. Sissi sah die Säulen und Kirchenfenster, die rasch an ihr vorbeizogen. Alfons stocherte in den Kohlefeuern, hustete und fluchte.
    Sissi sprang auf, wurde aber in der nächsten Sekunde zu Boden geworfen, als ein Schlag den Korb wie ein Hammer traf.
    Der Metallzylinder hüpfte in seiner Halterung. Sissi hielt den Atem an und stieß ihn dann langsam wieder aus. Unter ihr knirschte es. Der Korb wurde über das spitze Dach des Doms gezogen, rutschte an seiner Seite entlang und drehte sich.
    Sissi hörte Stricke reißen. Verzweifelt klammerte sie sich an der Reling fest. Die ständigen Drehungen drohten sie aus dem Korb zu schleudern.
    »Rudi!«, schrie Alfons. Er hielt sich mit beiden Händen an einem Strick fest. »Wir …« Erst jetzt schien er zu bemerken, dass er und Sissi allein waren. Seine Schultern sackten einen Lidschlag lang nach unten, dann fing er sich wieder.
    Er wollte etwas sagen, aber das entsetzlich laute Geräusch, mit dem die Stoffhülle aufriss, unterbrach ihn. Luft entwich mit einem beinah menschlich klingenden Seufzen. Der Korb begann über das Dach zu rutschen, schlitterte auf eisigen Ziegeln dem Rand entgegen. Sissi sah den Abgrund kommen. Sie wollte nicht schreien, aber sie tat es trotzdem.
    Dann glitt der Korb auch schon über den Rand. Eine steinerne Spitze bohrte sich nur Zentimeter neben Sissi durch die geflochtene Wand. Es klirrte, als eine zweite neben dem Metallzylinder aus dem Boden schoss.
    Mit einem Ruck blieb der Korb hängen. Sissi verlor den Halt und stürzte. Neben ihr stöhnte Alfons, dann hörte sie nur noch das Knarren der Seile. Der Metallzylinder saß sicher in seiner Halterung. Sissi atmete auf.
    Sie rappelte sich hoch und blickte über den Rand des Korbs. Keine fünf Meter trennten sie mehr vom Boden. Die Schneeverwehungen, die der Wind gegen den Dom gedrückt hatte, reichten fast bis zu ihr herauf.
    Sissi drehte sich zu Alfons um. »Es wird gleich jemand kommen. Sagen Sie ihnen, dass der Metallröhre nichts passieren darf, sonst sind wir alle tot.«
    »Wat?«
    Sie sprang. Der Schnee dämpfte ihren Sturz. Prustend und spuckend kam sie auf und kämpfte sich durch den Schnee bis zum Boden hinunter. Menschen wollten ihr helfen, aber sie schüttelte sie ab, lief stattdessen über den Platz und sah sich suchend um.
    Sie fand ihn in einer Gasse. Er lag auf dem zerquetschten Körper eines wilden Vampirs und sah sie aus Augen, die in schwarzem Blut schwammen, an. Seine Beine waren unnatürlich gekrümmt, eine dunkle Pfütze schmolz den Schnee unter ihm.
    Sissi ging in die Knie. »Franz …«, begann sie.
    »Er ist noch in ihm«, flüsterte er.
    Sie verstand erst, was er meinte, als er es wiederholte.
    »Ich war zu schnell. Er ist noch in ihm.«
    Sissi sah dem wilden Vampir ins Gesicht. Seine Haut wurde bereits zu Pergament, doch seine Augen loderten so hell, dass Sissi den Kopf abwenden musste.
    »Wir kümmern uns später um ihn. Erst …«
    »Nein, jetzt. Tu es jetzt.«
    Seine Worte waren so eindringlich, dass sie nicht widersprach. Sie zog das Katana, drehte es in beiden Händen und stach zu.
    Die Klinge glitt vom Hals des Vampirs ab und bohrte sich in den Stein. Klirrend und

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