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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sah, umarmte sie auch ihn. Er war so still, dass man ihn leicht vergaß.
    Es wurde rasch dunkel, an diesem Nachmittag. Irgendwann begannen Sissis Augen vor Anstrengung zu tränen. Nur noch die Kohlefeuer in den Körben der anderen Ballons und die Laternen, in deren Licht die Männer arbeiteten, ermöglichten ihr, sie zu beobachten. Doch sie fand nichts. Alle taten das Gleiche wie sie. Frustriert setzte sie sich neben dem Schrankkoffer auf den Boden des Korbs.
    »Franz-Josef«, flüsterte sie. Sissi wusste, dass er sie hören konnte. »Ich kann nichts finden. Wir sind nur noch ein paar Stunden von Wien entfernt und ich habe nichts, keinen Verdacht, gar nichts.«
    »Versuch es weiter«, flüsterte er dumpf zurück. »Gib nicht auf. Etwas muss irgendwo anders sein.«
    Sie antwortete nicht, aber nach einigen Minuten raffte sie sich auf und trat wieder an die Reling. Den Sonnenballon hatte sie zuletzt beobachtet, zu ihm kehrte sie zurück. Die beiden Männer an Bord wirkten hektischer als zuvor. Sie schienen irgendetwas auszupacken. Sissi nahm das Fernglas zu Hilfe, aber die Reling des Sonnenballons war so hoch, dass sie nicht sehen konnte, was sich dahinter abspielte. Sie sah nur die Männer, die von einer Seite des Korbs zur anderen eilten.
    Sissi drehte sich um. »Alfons?« Sie reichte ihm das Fernglas und zeigte auf den Sonnenballon. »Was machen die da?«
    Er beobachtete die Männer einen Moment, dann ließ er das Fernglas sinken und hob die Schultern. »Dat Üblische. Sie üvverprüfe ihre Usssrüstung vür dä Landung.«
    Sissi warf einen Blick auf Rudi, der vor einem der Kohlefeuer saß und Spielkarten mischte.
    »Und wieso tun wir das nicht?«, fragte sie.
    »Weil mer net lande wede. Mer krache in dä Stephansdom.«
    »Ah.« Sissi nickte. Das war logisch. Wenn sie landeten, würde ja die Maschine, die im Korb lag, nicht platzen und ihre Ladung freigeben. Wieso hatte sie vorher nicht daran gedacht?
    Sie legte das Fernglas auf den Boden, stieg über den dunklen Metallzylinder hinweg, so wie sie es schon hundertmal zuvor getan hatte, und setzte sich neben Rudi. Alfons stellte drei Tassen mit Tee ab, dann begannen sie Skat zu spielen.
    Irgendwann kam Franz-Josef zu ihnen. Sie lachten, als ihnen klar wurde, dass sie ihn in dem Schrankkoffer vergessen hatten. Er nahm es ihnen nicht übel.
    Den ganzen Abend spielten sie Karten. Ab und zu hörte Sissi Rufe von den anderen Ballons. Sie wurden gefragt, wieso sie ihren Anker nicht ausgepackt hätten und ob sie über das Ziel hinausschießen wollten.
    Sissi fand das komisch. »Hoch hinaus«, rief sie zurück, während sie innerlich schrie und gegen die Gitterstäbe im Gefängnis ihres Geistes hämmerte …
    Er kämpfte.
    Franz-Josef warf sich gegen die Fesseln, die seinen Verstand gefangen hielten, immer und immer wieder, während sein Körper ruhig auf dem Metallzylinder saß und einem Kartenspiel zusah, das er nicht einmal verstand.
    Er sah das Entsetzen in Sissis Blick und die stumpfe Gleichgültigkeit in dem der beiden Männer. Sie lachten und unterhielten sich, aber es war nur eine Rolle, die Seine Eminenz ihnen zugeteilt hatte.
    Sissi weiß es, dachte Franz-Josef, die anderen beiden nicht.
    Wahrscheinlich wehrte sie sich innerlich, so wie er es auch tat, aber er gab sich nicht der Illusion hin, dass sie viel ausrichten konnten. Franz-Josef spürte die fremde Kontrolle bei jeder Bewegung.
    Warum tust du das?, fragte er in seinen Gedanken.
    Seine Eminenz antwortete nicht. Franz-Josef glaubte zu spüren, dass ihn die Frage langweilte. Die Verbindung, die zwischen ihnen bestand, war nicht einseitig.
    Du siegst, dachte Franz-Josef. Wir haben keine Chance gegen dich. Wirst du uns wenigstens zusehen lassen, wie du die Welt veränderst, oder müssen wir weiter auf dieses dämliche Spiel starren?
    Wieder keine Antwort. Er versuchte aufzustehen und war überrascht, als es funktionierte. Mit langsamen Schritten trat er zur Reling.
    Vor ihm leuchteten die Lichter Wiens. Franz-Josef presste die Lippen zusammen, als er sah, wie nahe sie der Stadt bereits waren. In den anderen Ballons um sie herum erloschen die Kohlefeuer. Es sah aus, als würden sich rote Drachenaugen schließen.
    Nach einer Weile stand auch Rudi auf und kippte Sand in zwei der fünf Feuer. Langsam ging der Ballon tiefer und begann sich zu drehen. Franz-Josef spürte eine Brise auf seiner Wange.
    Kontrollierst du etwa auch den Wind?
    Keine Antwort. Er erwartete auch keine.
    Die Konturen der Häuser kamen näher. Der

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