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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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samt einer Gabel lagen darauf. Der Geruch nach Schokolade und Kirschen ließ ihren Magen knurren.
    »Wir werden es bald erfahren«, sagte Néné.
    Sissi stellte den Teller auf ihre Knie. »Hast du mit Franz-Josef gesprochen?«
    »Nein, aber mit Sophie. Obwohl … das stimmt auch nicht. Sophie hat mit Mutter gesprochen. Ich habe nur danebengesessen und genickt.«
    »Und was kam dabei heraus?«
    Néné lehnte sich an das Kopfteil des Bettes und zog die Decke bis zu ihrem Bauch. »Dass er mich morgen Abend beim Ball offiziell bitten wird, seine Verlobte zu werden.«
    Sie lächelte und faltete die Hände über der Decke. Es sah aus, als läge sie in einem Sarg. Der Geruch des Kuchens regte Sissis Appetit auf einmal nicht mehr an. Im Gegenteil, sein schweres, süßes Aroma war ekelerregend.
    »Ist das nicht wundervoll?«, fragte Néné.
    Es war eine von diesen Fragen, auf die man keine Antwort erwartete. Sissi konnte sich den richtigen Ausdruck dafür nicht merken. Retrofrage oder so, dachte sie.
    »Endlich wird sich erfüllen, worauf wir so lange hingearbeitet haben«, fuhr Néné fort.
    Sissi legte die Serviette auf den Teller und schob ihn unters Bett. Dann streckte sie sich ebenfalls aus. Die Nacht war so warm, dass sie keine Decke brauchte.
    »Sei froh, dass du bei dem Gespräch nicht dabei warst«, sagte ihre Schwester. »Sophie hat uns behandelt wie Bettler. Sie hat Mutter sogar gefragt, ob ich fehlerfrei lesen und schreiben könne. Ist das nicht unverschämt?«
    Das war es tatsächlich. Sissi öffnete den Mund, um Néné zuzustimmen, aber die ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Du hättest dich nicht beherrschen können, das schwöre ich dir. Vor der versammelten Dienerschaft hättest du versucht, ihr einen Pflock ins Herz zu rammen.«
    »Das hätte ich nicht«, sagte Sissi ruhig. »Ich kann mich beherrschen.«
    »Kannst du nicht.«
    »Kann ich doch.«
    »Mutter und Vater sagen beide, dass du es nicht kannst.«
    »Was wissen die schon …« Sissi drehte sich auf die Seite und sah zum Fenster hinaus. Sie wollte nicht mit Néné streiten. Es war vielleicht das letzte Mal, dass sie so zusammen sein konnten. Nach Bekanntgabe der Verlobung würde man Néné in den Palast nach Wien bringen und dann war alles nur noch eine Frage der Zeit.
    »Fürchtest du dich denn gar nicht?«, fragte Sissi nach einer Weile.
    Néné schwieg.
    Sissi dachte schon, ihre Schwester sei eingeschlafen, aber dann antwortete sie doch.
    »Ein wenig.« Die Bettdecke raschelte. Néné setzte sich auf. »Ich habe Angst, zu versagen. Wenn ich den falschen Zeitpunkt wähle, stirbt vielleicht nur der Kaiser. Ihn können sie leicht ersetzen. Ich muss sie alle erwischen, das ganze verdammte Pack.«
    Der Hass in ihrer Stimme schien den Raum zu verdunkeln. Sissi drehte sich auf den Rücken und sah Néné an. »Das meinte ich nicht«, sagte sie leise. »Ich dachte daran, dass du sterben wirst, wenn es gelingt.«
    »Das ist nicht schlimm. Solange unser Land befreit wird, kann ich damit leben.«
    Die Worte hingen im Raum. Sissi spürte ein Kribbeln in der Kehle. Sie wollte es unterdrücken, aber das Lachen bahnte sich seinen Weg.
    »Du kannst damit leben?«, wiederholte sie.
    Néné runzelte die Stirn, dann begann auch sie zu lachen. »Ach, du weißt schon, was ich meine.« Sie zog die Beine wieder an und schlang die Arme um ihre Knie. »Wo warst du eigentlich die halbe Nacht?«
    Sissi setzte sich ebenfalls auf. »Du wirst bestimmt nicht glauben, was passiert ist«, sagte sie, dann begann sie zu erzählen.
    »… und als ich ihn fragte, weshalb die Vampirin explodiert sei, sagte er: ›Vielleicht war sie krank.‹«
    Néné lachte so laut, dass Sissi ihr aus Angst, ihre Mutter könnte sie hören, die Bettdecke vor den Mund drückte.
    »Das hat er wirklich gesagt. Ich hatte so eine Angst, dass er die Gendarmen rufen würde, aber das kam ihm gar nicht in den Sinn.«
    Néné wischte sich die Lachtränen aus den Augen und zog die Bettdecke herunter. »Magst du ihn?«
    »Ja. Er ist vielleicht nicht sehr schlau, aber er ist freundlich und nett und sieht gut aus. Irgendwie gefällt er mir. Wir haben auch viel gemeinsam. Sogar die gleichen Blumen mögen wir.«
    »Dann erzähl Mutter von ihm«, sagte Néné. Sie musste gesehen haben, dass Sissis Augen sich weiteten, denn sie fügte rasch hinzu: »Natürlich nicht alles. Sag ihr, dass er sich vorstellen wird, und wenn dabei alles gut geht, wirst du ihn so oft sehen können, wie du willst. Ihr werdet euch verlieben,

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