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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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gegangen zu sein, doch dann ergriff sie plötzlich seine Hand.
    Einen Moment saß Sissi schweigend neben ihm. Gemeinsam betrachteten sie den Mond und lauschten den Geräuschen des Waldes.
    »Warum ist Ihre Zukunft trostlos?«, fragte Sissi.
    »Weil ich eine Frau hei…« Der Schlag traf ihn aus dem Nichts.
    Franz-Josef wurde durch die Luft geschleudert. Er sah einen Baumstamm auf sich zukommen. Die Äste streckten sich ihm spitz und bedrohlich entgegen. Er drehte sich, um dem Zusammenstoß auszuweichen, und biss die Zähne zusammen, als er mit dem Rücken gegen den Stamm prallte. Äste splitterten. Irgendetwas bohrte sich in seine Schulter. Er spürte scharfen Schmerz und für einen Augenblick wurde alles schwarz um ihn.
    Sissis Schrei riss ihn aus seiner Benommenheit. Franz-Josef schüttelte den Kopf und kam unsicher auf die Beine. Sein Blick klärte sich.
    Sissi stand breitbeinig neben dem Stein, auf dem sie gesessen hatten. Sie hielt einen langen, schwer aussehenden Ast in beiden Händen und schwang ihn wie ein Schwert. Die nackte, dreckverkrustete Gestalt, die sich ihr näherte, wich jedes Mal aus, wenn der Ast auf sie zuschoss, aber Josef sah, dass sie nur mit Sissi spielte. Sie grinste und fauchte, täuschte Bewegungen an, die sie nicht ausführte, und Angriffe, die nicht erfolgten. Ihre kleinen Brüste hüpften bei jeder Bewegung auf und ab.
    Franz-Josef stieß einen gellenden Pfiff aus. Die wilde Vampirin fuhr herum. Ihr langes Haar war zu einer verfilzten Matte zusammengewachsen, die wie ein Teppich schwer über ihren Rücken hing.
    »Igitt«, hörte er Sissi sagen. Die Reaktion erschien ihm fast noch seltsamer als ihr Aussetzer .
    Die Vampirin beachtete Sissi nicht mehr, sondern ging mit langen, kräftigen Schritten auf Franz-Josef zu. Er warf einen Blick auf seine Flinte, die er an den Stein gelehnt hatte. Sie würde ihm ebenso wenig nutzen wie das Messer in seinem Gürtel. Trotzdem zog er es.
    »Geh«, sagte er. »Dann lasse ich dich leben.«
    Er hatte erwartet, dass sie lachen oder ihn verhöhnen würde, nicht aber, dass sie stehen blieb. Doch genau das tat sie. Mit schräg gelegtem Kopf sah sie ihn an, ihre Augen so hell wie der Mond.
    Franz-Josef ließ das Messer sinken. »Geh. Ich habe keinen Streit mit dir.«
    Die wilde Vampirin antwortete nicht. Ihr Blick glitt hinauf zum Himmel, so als lausche sie einer lautlosen Stimme. Einen Moment lang verharrte sie so. Auf Franz-Josef wirkte sie verloren, wie eine Gestalt aus einer längst vergessenen Zeit, gefangen in einer Welt, die sie nicht mehr verstand. Mit einem Mal tat sie ihm leid.
    »Der Wald soll dir gehören«, sagte er so leise, dass nur sie ihn verstehen konnte. »Ich werde dafür sorgen, dass niemand dich hier belästigt.«
    Ihr Blick kehrte zu ihm zurück. Etwas veränderte sich darin. Und dann sprang sie aus dem Stand heraus auf ihn zu. Sie riss den Mund auf und fauchte. Ihre Eckzähne glänzten feucht im Mondlicht. Sie roch nach Erde und Einsamkeit.
    Franz-Josef riss das Messer hoch und stieß zu. Die Klinge durchstieß die Haut ihres Arms und bohrte sich in ihr Fleisch, aber sie wich nicht zurück, stieß keinen Laut aus. Mit dem Knie prellte sie ihm die Waffe aus der Hand, mit dem unverletzten Arm schlug sie nach seinem Gesicht. Er duckte sich unter ihrem Schlag weg und rammte ihr die Schulter in die Rippen. Er hörte Knochen brechen. Die wilde Vampirin wurde zur Seite geschleudert. Er setzte nach, aber sie ließ sich fallen und trat ihm die Beine unter dem Körper weg.
    Dann war sie auch schon über ihm. Ihre Fäuste waren wie Steine. Sie hämmerte sie in seinen Magen, seine Rippen, gegen seinen Kopf. Er versuchte, sie abzuwehren, sah plötzlich ihre Kehle über sich, riss den Kopf hoch, um sie ihr aus dem Hals zu reißen, schloss den Mund jedoch im letzten Moment.
    Sissi, dachte er. Sie darf mich so nicht sehen .
    Es war, als kämpfe er mit einer Hand hinter dem Rücken. Die wilde Vampirin schlug auf ihn ein, bedrängte ihn immer weiter, während er versuchte, sich wie ein Mensch zu verteidigen. Er hätte Sissi betören können, doch mit der Erinnerung an den Kampf hätte er ihr auch jene an diesen Abend genommen. Dazu war er nicht bereit.
    Die Vampirin schien seine Zurückhaltung zu spüren, denn sie fauchte und schnappte nach seinem Hals. Franz-Josef schlug ihren Kopf zur Seite, sodass sie auf den Boden prallte. Mit einem Mundvoll Erde kam sie wieder hoch.
    Er schlug ihr beide Fäuste ins Gesicht. Schwarzes Blut spritzte über sein Hemd.

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