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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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streichelte er ihr Haar. Franz-Josef ging auf die Luke zu, an Zimmern vorbei, in denen Blutlachen schimmerten und Eingeweide herumlagen. Einen älteren Mann hatte Sophie förmlich in Stücke gerissen. Eine Hand hielt noch den Degen.
    Dann stand sie plötzlich vor ihm. Ihr Haar war verklebt, ihre Kleidung schwer von Blut. Sie fletschte die Zähne. »Lass keinen entkommen«, sagte sie.
    »Sophie.« Franz-Josef wollte sie am Ärmel festhalten, aber sie verschwand bereits durch die Luke wie Rauch durch einen Kamin. »Warten Sie!«
    Es war sinnlos. Sie hatte noch nie auf ihn gehört, wieso sollte sie es ausgerechnet in dieser Situation tun? Franz-Josef wollte ihr folgen, rutschte in einer Blutlache aus und strauchelte. Mit einer Hand hielt er sich an der offen stehenden Tür fest und gewann sein Gleichgewicht zurück.
    Die Tür schwang zu. Franz-Josef entdeckte den Mann, der dahinter hockte. Er war kaum älter als er, nur mit einer langen Unterhose bekleidet und dünn. In einer Hand hielt er ein Brotmesser. Die Klinge zitterte.
    »Tu mir nichts«, flüsterte er auf Serbisch. »Ich will nicht sterben.«
    Franz-Josef zögerte. Er sah zu der Luke, hörte das Poltern und Kreischen über seinem Kopf. Bei jedem Laut zuckte der Mann zusammen. Er schwitzte so stark, dass sein dunkles Haar wie frisch gewaschen am Kopf klebte.
    Franz-Josef hatte nie viel über Menschen nachgedacht, deshalb überraschte es ihn, dass er in diesem Moment Mitleid für den Fremden am Boden empfand. Er ahnte, dass Sissi die Schuld daran trug. Seit er sie kennengelernt hatte, sah er in jedem Menschen, den er traf, ein Stück von ihr.
    »Dir wird nichts geschehen«, sagte er ebenfalls auf Serbisch. Dann hörte er Schritte vor der Tür. Hektisch sah er sich um, suchte nach einem Versteck für den Mann, doch die Tür wurde bereits geöffnet.
    »Ist hier noch einer?«, fragte Karl.
    Nein, wollte Franz-Josef antworten, aber der Mann sprang im gleichen Moment auf und stach mit seinem Messer nach Karl. Der wich noch nicht einmal aus. Die Klinge drang in seinen Arm, während er bereits beide Hände ausstreckte und dem Mann den Kopf auf den Rücken drehte.
    Es ging so schnell, dass Franz-Josef nicht reagieren konnte.
    Falsch, dachte er einen Lidschlag später. Ich hätte reagieren können, aber es war einfacher, das Problem aus dem Weg zu räumen.
    Karl zog das Messer aus seinem Arm und kniete sich neben den Toten. »Geh auf den Dachboden«, sagte er. »Ich komme gleich nach.«
    Franz-Josef tat, was ihm gesagt wurde, so wie immer.
    Ich bin schwach, dachte er, während er die glitschigen, blutverschmierten Sprossen zum Dachboden hinaufstieg. Edgar hat recht. Ich bin kein Kaiser.
    Er zog den Kopf ein, als ein menschlicher Körper an ihm vorbeistürzte, dann kletterte er aus der Luke. Es herrschte Chaos auf dem Dachboden. Ein gutes Dutzend Menschen lief umher, die Münder weit aufgerissen, die Augen angsterstarrt. Kein Laut drang über ihre Lippen.
    »Das Geschrei ging mir auf die Nerven«, sagte Sophie.
    Sie schwebte in der Mitte des Raums zwischen Wäscheleinen und Körperteilen. Die Menschen versuchten, sich vor ihr unter den Dachschrägen und hinter Wäschekörben zu verstecken, aber Sophie fuhr zwischen sie wie ein Wirbelsturm und schleuderte sie zurück in die Mitte des Raums.
    »Pass auf, dass keiner durch die Luke flüchtet«, sagte sie.
    In einer Hand hielt sie einen Jungen, in der anderen eine ältere, stumm schreiende Frau. Einen Moment lang sah sie beide an, dann biss sie in die Frau wie in einen Apfel.
    Franz-Josef blieb an der Luke stehen. Die Menschen wichen nun auch vor ihm zurück, erkannten wohl, dass sie keine Hilfe zu erwarten hatten.
    »Sie bringen uns alle in Gefahr«, sagte Franz-Josef.
    Sophie warf die halb tote Frau gegen einen Balken. Es krachte laut, als er zerbarst.
    »Sei still. Deine Meinung ist hier unerwünscht.«
    Franz-Josef öffnete den Mund, schwieg jedoch. Egal, was er sagte, es würde nichts ändern. Also blieb er an der Luke stehen, kämpfte gegen den Blutrausch, der ihn zu übermannen drohte, und sah zu, wie Sophie Menschen in Stücke riss. Sie kreischte und schrie, geiferte und spuckte, brüllte und trank. Blut spritzte über die Wände, bedeckte Ziegel und Holzbohlen. Der Geruch nach Kot und Urin mischte sich unter den des Blutes. Das war keine Jagd, kein ehrenhaftes Nachstellen der Beute, es war ein Massaker.
    Plötzlich stand Karl neben ihm. »Ich habe sie schon sehr lange nicht mehr so gesehen«, sagte er. Es klang

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