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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Hinter ihm sprang Karl auf das Kutschdach.
    »Riecht ihr Menschen?«, rief er. »Seht ihr irgendwo Lichter?«
    Franz-Josef hielt die Nase hoch. Er roch den Wald, die Nacht und das Leben darin, keins davon menschlich.
    Ferdinand verließ ebenfalls die Kutsche. Sein Chinese blieb betört am Boden sitzen.
    »Sie muss irgendetwas gesehen oder gerochen haben.« Karl drehte sich auf dem Kutschdach, dann zeigte er plötzlich in die Ferne. »Da! Da ist ein Licht.«
    »Es gibt ein Licht in der Dunkelheit eines jeden Lebens«, bemerkte Ferdinand.
    »Was hat sie denn vor?« Franz-Josef schloss zu Karl auf, der bereits in Richtung Wald lief. Er bewegte sich so schnell, dass seine Füße kaum den Boden berührten.
    »Das Einzige, was Sophie immer vorhat, wenn sie wütend ist.« Karl sah ihn kurz an. »Töten.«
    Das Licht stammte von einer Öllampe, die vor einem kleinen Marienaltar stand. Jemand hatte Blumen danebengelegt. Franz-Josef berührte sie und spürte, dass sie relativ frisch abgeschnitten worden waren. Sie konnten erst seit wenigen Stunden dort liegen. Irgendwo in der Nähe musste es ein Dorf, ein Anwesen oder einen Hof geben.
    Ferdinand bekreuzigte sich vor dem Altar, nahm eine der Blumen und roch daran. »Sie duften nach Brombeeren«, sagte er.
    Karl winkte ungeduldig. »Hier ist ein Weg. Kommt.«
    Der schmale Pfad führte durch Sträucher – Brombeersträucher, wie Franz-Josef überrascht feststellte – aus dem Wald hinaus in einen kleinen Kräutergarten. Das graue Haus, das dahinter aufragte, war dunkel. Ein schmiedeeisernes Tor trennte den Pfad vom Grundstück. Es war verbogen und aufgerissen, als hätte die Hand eines Riesen es zur Seite geschlagen.
    »Sie ist hier«, sagte Karl.
    Ein Schrei gellte durch die Nacht, dann ein zweiter, dritter und dann so viele, dass sie zu einem einzigen zu verschmelzen schienen.
    »Hört ihr den Chor?«, fragte Ferdinand mit schräg gelegtem Kopf. »Er begrüßt Sophie.«
    Franz-Josef lief an ihm vorbei und über den Hof zum Eingang. Das Haus war Teil eines kleinen Anwesens. Eine Scheune und ein Stall, neben dem mehrere Pferdewagen standen, gehörten noch dazu. Offensichtlich bereitete man sich auf die Ernte vor, denn Franz-Josef sah Werkzeug und große gefaltete Säcke auf den Wagen liegen.
    Deshalb sind hier so viele Menschen, dachte er. Die Ernte soll eingeholt werden.
    Er stieg die fünf Stufen zum Haupteingang hinauf. Die Tür war aus den Angeln gerissen worden und lag in der Eingangshalle. Ein abgerissener Menschenkopf rollte ihm entgegen.
    Karl fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Sagte ich schon, dass sie wütend ist?«
    Eine breite dunkle Holztreppe führte von der Eingangshalle in den ersten Stock. Auf dem Treppenabsatz hing das Bild einer afrikanischen Jagdszene – in Löwenfelle gehüllte Eingeborene mit langen Speeren, die eine Herde Antilopen hetzten, während über der Savanne die Sonne unterging. In dem rötlichen Licht des Gemäldes fielen die Blutspritzer kaum auf.
    Oben schrie ein Mann, laut und gellend.
    »Wie sollen wir sie aufhalten?«, fragte Franz-Josef.
    »Man hält Sophie nicht auf.« Karl sah die Treppe hinauf. Oben knallte es, eine Tür schlug, dann polterten Schritte auf der Treppe. Eine junge Frau kam die Stufen herunter. Sie war barfuß. Blutflecken bedeckten ihr weißes Nachthemd. Mit weit aufgerissenen Augen und bleichem Gesicht stolperte sie Franz-Josef entgegen.
    »Helfen Sie mir!«, stieß sie zwischen keuchenden Atemzügen hervor. »Bitte helfen Sie mir!«
    Karl war mit einem Satz bei ihr, drückte ihren Hals gegen seinen geöffneten Mund und riss ihr die Kehle heraus. Gurgelnd brach die junge Frau zusammen. Sie war nicht älter als Sissi.
    »Man hält Sophie nicht auf«, wiederholte Karl. Er spuckte Blut und Knorpel aus. »Man räumt nur hinter ihr auf.«
    Er stieg über die sterbende Frau hinweg und lief die Treppe hinauf. Franz-Josef folgte ihm. Der Geruch des Blutes war überwältigend. Er spürte, wie seine Fangzähne hervortraten, und hörte ein tiefes, drohendes Knurren. Erst nach einem Moment erkannte er, dass er selbst es ausstieß. Der Jäger in ihm war erwacht.
    Die Treppe endete in einem quer verlaufenden Gang mit mehreren Türen. Die meisten standen offen. Franz-Josef sah eine herabhängende Klappe in der Decke und eine Leiter, die daran lehnte. Dort musste es zum Dachboden gehen. Er drehte sich um und blickte die Treppe hinunter. Ferdinand hockte über der Frau im Nachthemd und trank das Blut, das aus ihrer Kehle floss. Dabei

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