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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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geradezu wehmütig. Er duckte sich, als ein abgerissenes Bein dicht über ihn hinwegflog, und schlug dann Franz-Josef auf die Schulter. »Komm, es ist genug für alle da.
    »Nein, ich gebe lieber acht, dass niemand flieht.«
    Sophie sah von dem Mann auf, in dessen Hals sie gebissen hatte. Blut tropfte aus ihren Haaren. »Er hat gesagt, du sollst kommen. Karls Befehle sind wie die meinen. Du befolgst sie ohne Widerworte.«
    Es war das Blut, das aus ihr sprach. In solchen Mengen konnte es berauschen.
    Ich bin der Kaiser, wollte Franz-Josef darauf antworten. Ich folge keinem Befehl außer dem Gottes.
    »Wie Sie wünschen, Sophie«, sagte er stattdessen. Wie eine Memme.
    Sie tranken bis in die späte Nacht, dann weckten sie Ferdinand auf, der neben der Toten auf der Treppe eingeschlafen war, und zündeten das Haus an. Als die Flammen den ersten Stock erreichten, hörten sie einen lang gezogenen, hohen Schrei durch das Prasseln und Knacken.
    »Da haben wir wohl doch einen übersehen«, meinte Karl. Sein Gesicht war blutverschmiert. »Schade.«
    Sie wandten sich ab und gingen zurück zur Kutsche. Sophie wirkte ruhig, beinah heiter. Sie hatte sich wieder gefangen. Franz-Josef fragte sich, ob sie an diesem Abend ihr wahres Gesicht gezeigt hatte oder ob es nur ein kurzer Moment des Wahnsinns gewesen war, der sie überkommen hatte.
    Franz-Josef hielt Karl zurück, als der hinter Sophie in die Kutsche steigen wollte. »Ist es das, was Seine Eminenz meinte?«, fragte er. »Will er, dass wir so leben?«
    Karl schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, die Welt, die er sich vorstellt, wird weitaus weniger unterhaltsam.« Er schob Ferdinand in die Kutsche und folgte ihm.
    Franz-Josef kletterte nach vorn auf den Bock und griff nach den Zügeln. Hinter ihm erhellte orangeroter Feuerschein den grauen Nachthimmel.

 
    KAPITEL SIEBZEHN
    Gibt es einen Einzelnen, der über die Kinder Echnatons herrscht? Nein, obwohl viele Mitglieder wünschten, es wäre so. Wir neigen dazu, hierarchisch zu denken, eine Angewohnheit, die wir von den Vampiren übernommen haben. Bei ihnen ist es unüblich, das Wort eines Höherstehenden infrage zu stellen, während die Kinder Echnatons versuchen, genau das zu fördern. Jedes Mitglied gilt als gleichwertig, keine Idee ist besser als eine andere, nur weil sie von jemandem mit dem richtigen Namenszusatz ausgesprochen wurde. Diese Prinzipien wurden von der Französischen und der Amerikanischen Revolution aufgegriffen, aber wie tief der hierarchische Ansatz im Menschen verankert ist, erkennt man daran, dass nach der siegreichen Amerikanischen Revolution viele Kinder Echnatons darum baten, George Washington zum lebenslangen Kaiser Amerikas zu ernennen.
    – Die geheime Geschichte der Welt von MJB
    Es war immer dunkel, dort, wo er jetzt lebte. Er hatte alles, was er brauchte, aber nichts, was er liebte. Sein Bett war weich, das Essen gut, die Gesellschaft gebildet und klug. Und doch gab es keinen Morgen, wenn das Wort denn angebracht war, an dem er nicht mit einer Sehnsucht in seinem Herzen erwachte, die er an diesem Ort niemals würde stillen können.
    Sorgfältig strich er die Bettdecke glatt und zog den Vorhang auf der anderen Seite des Raums zur Seite. Dahinter befand sich ein Waschtisch mit Schüssel, Rasierzeug und frischen Handtüchern, eine Badewanne, die er nur selten nutzte, und ein Klosett. Er wusch sich schweigend und putzte sich die Zähne mit einer Bürste aus Rosshaar. Sein kurzes graues Haar feuchtete er nur an.
    Als er das Handtuch neben der Schüssel zusammenfaltete, hörte er, wie die Tür zu seinem Privatbereich geöffnet wurde. Sie war nicht abgeschlossen. Weshalb auch, schließlich war er freiwillig an diesen Ort gekommen.
    »Professor?« Es war die Stimme eines seiner Assistenten, eines jungen Mannes – auch bei diesem Begriff zögerte er, denn er war nur zum Teil korrekt – namens Gunther von Riebsfelde-Treuhass. »Ihr Paket ist eingetroffen.«
    »Danke, Gunther. Stellen Sie es auf den Labortisch an der Wand.«
    Professor Friedrich von Rabenholde warf einen letzten Blick in den Spiegel, richtete die Manschettenknöpfe an seiner Jacke und wandte sich ab. Er hätte auch im Morgenmantel arbeiten können, aber es war ihm wichtig, sein Äußeres zu pflegen. Wer sich gehen ließ, erreichte nichts im Leben.
    »Ich habe über unser Isolierungsproblem nachgedacht«, sagte er, als er seinen Privatbereich verließ und durch die geöffnete Tür das Labor betrat. »Ich glaube, die Lösung liegt näher,

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