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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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immer wieder Krieg gegen sich selbst.
    Die Vampire, denen die Kinder Echnatons diese Informationen abringen konnten, schienen den Grund dafür nicht zu kennen, behaupteten aber, nichts geschähe ohne einen Befehl ihres Generals.
    – Die geheime Geschichte der Welt von MJB
    »Wer ist zurück?«
    Zum vierten Mal stellte Franz-Josef die Frage, zum vierten Mal antwortete niemand, während die Kutsche durch den Wald rumpelte.
    Nur Ferdinand sagte leise: »Na, bravo«, so wie immer, wenn etwas sein Hirn überforderte und er das, was er eigentlich sagen wollte, nicht mehr ausdrücken konnte. Es erschien Franz-Josef als ein schlechtes Zeichen, dass seine Ausrufe immer häufiger wurden.
    Es wird bald mit ihm zu Ende gehen, dachte er. Er wird kaum noch ein Jahrhundert bei uns sein, wenn man Karl glauben darf.
    Für Franz-Josef, der selbst gerade mal achtzig Jahre existierte, war das eine lange Zeit, aber er wusste, dass Vampire, die so alt waren wie Sophie, Karl und Ferdinand, anders fühlten. Jahrhunderte verstrichen für sie so schnell wie für ihn Monate.
    »Wieso sagt mir niemand, wer das war?«, versuchte er es erneut.
    »Weil du es nicht verstehen würdest.« Sophie zog den Vorhang ihres Fensters beiseite und sah in die Dunkelheit.
    Karl seufzte. »Wenn er wirklich zurück sein sollte, wäre es besser, wenn Franz Bescheid wüsste.« Als Sophie ihm nicht antwortete, fuhr er fort. »Möchtest du, dass ich es ihm erkläre?«
    Sie schwieg.
    Karl sah Franz-Josef an und schüttelte leicht den Kopf, als wolle er sich entschuldigen.
    »Seine Eminenz«, sagte Ferdinand in diesem Moment leise. »Na, bravo.«
    Sophie zuckte zusammen.
    Franz-Josef runzelte die Stirn. »Unser Kaiser? Aber er ist doch tot.«
    »Anscheinend nicht«, erwiderte Karl.
    Franz-Josef erinnerte sich an die Geschichte, die man ihm als Kind erzählt hatte. Der wahre Kaiser, so war er darin genannt worden, hatte seine Existenz gegeben, um die geifernden Massen rund um die Guillotinen zu betören, damit sie nicht erkannten, wer da vor ihren Augen hingerichtet wurde. Dieser gewaltige Kraftakt, zu dem niemand außer ihm in der Lage gewesen wäre, hatte ihn die Existenz gekostet.
    »Er war mein Herr«, sagte Ferdinand. »Mein Gott.«
    »Er war unser aller Herr.« Karl warf Sophie einen kurzen Blick zu, aber sie reagierte nicht. Die Kutsche krachte mit einem Rad in ein Schlagloch. »Wir haben nie sein Gesicht gesehen. Er sprach immer durch andere, so wie eben, gab uns seine Befehle, sagte, welche Politik wir zu betreiben und welche Kriege wir zu führen hatten. Manchmal tauchte er nur einmal in einem Jahrzehnt auf, manchmal zehn Mal in einem Jahr.«
    »Aber wir wussten immer, dass er da war.« Ferdinand lächelte. »Er beschützte uns.«
    »Er kontrollierte uns!« Sophies Stimme zitterte.
    Franz-Josef hatte sie noch nie so wütend gesehen und so … ängstlich?
    »Und als er verschwunden war«, sagte er, »was geschah dann?«
    »Es gab keinen Vampir in ganz Europa, der darüber traurig war.« Karl ignorierte Ferdinand, der die Hand hob. »Aber wir alle machten uns Sorgen, dass Europa ohne seine Führung auseinanderbrechen würde. Zum Glück war Sophie bereit, seine Nachfolge anzutreten. Sie sagte, er habe sie dazu auserko…«
    Sophie fuhr herum. »Er hat es mir versprochen, und zwar vor langer Zeit, lange bevor ich dich kannte!«
    »Na, bravo«, flüsterte Ferdinand. Er wackelte mit dem Kopf und streichelte seinen Chinesen.
    »Ich habe nichts anderes behauptet.«
    Franz-Josef hatte den Eindruck, dass dies ein lange schwelender Streit zwischen Sophie und Karl war. Er selbst hatte nie etwas davon bemerkt.
    Was halten sie sonst noch vor mir geheim?, fragte er sich. »Und jetzt, wo er offenbar zurückgekehrt ist, befürchten Sie, dass er seinen Herrschaftsanspruch wieder geltend machen wird?«
    Sophie schloss den Vorhang. In ihren Augen blitzte es, ihre Mundwinkel zuckten, als habe sie sich kaum noch unter Kontrolle. »Haltet die Kutsche an!«, befahl sie.
    Ferdinand klopfte gegen das Dach. Der Leibwächter, der anstelle des toten Kutschers dort oben saß, brachte die Pferde zum Stehen.
    Sophie riss die Tür auf und trat nach draußen. »Verschwindet.« Der Befehl war an die Leibwächter gerichtet. »Wir holen euch wieder ein.«
    »Ja, Erzherzogin.«
    Franz-Josef hörte, wie der Kutscher abstieg, dann entfernte sich Hufschlag.
    »Er wird mir nicht nehmen, was mein ist«, erklärte Sophie. Zu wem, wusste Franz-Josef nicht. Als er ausstieg, war sie bereits verschwunden.

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