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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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stets bewundert hatte. Herzog Max pflegte zu sagen, man könne damit eine fallende Feder in der Luft zerteilen, aber sie zog es vor, damit Melonen und Kürbisse in Stücke zu schlagen. Ihr Vater hatte sie gelehrt, die Waffe zu pflegen und zu reinigen. Es war ein gemeinsames Ritual, das Sissi immer genossen hatte.
    Sie wollte die Waffe wieder in den Stoff einschlagen, als sie die kleine Karte bemerkte, die unter dem Katana lag.
    Dies ist eine Leihgabe, kein Geschenk. Du wirst sie mir wiedergeben, wenn alles erledigt ist. – Dein Vater
    Sissi lächelte und schloss die Augen. Ich werde dich nicht enttäuschen.
    Sie erwachte, als das Rumpeln der Wagenräder verstummte. Durch das Fenster sah Sissi die Fassade eines heruntergekommen wirkenden Gasthauses. Bauern saßen an Holztischen vor der Tür und genossen die letzten Sonnenstrahlen des warmen Septembertages. Herzog Max hatte Sissi verboten, Orte zu besuchen, an denen sie schon einmal gewesen waren. Stattdessen sollten die Kutscher entscheiden, wo übernachtet wurde. Sissi nahm an, dass ihre Entscheidung wegen der großen Portionen auf den Tischen und den riesigen Bierhumpen in den Händen der Bauern auf diese Unterkunft gefallen war. Sie nahm es ihnen nicht übel. Bei Hofe würde sie eine solche Kost nicht mehr bekommen.
    Die Männer an den Tischen – die einzige Frau, die sie sah, war die Kellnerin – taten so, als würde sie weder die Kutsche noch das junge Mädchen, das sie mit einem langen, eingeschnürten Gegenstand unter dem Arm verließ, interessieren. Doch als Sissi die Schankstube betrat, sahen sie ihr nach und ihre Unterhaltungen wurden leiser.
    Die beiden Kutscher, ein junger Mann namens Xaver und ein älterer, gebeugt gehender, den alle nur Buckel nannten, gingen vor ihr zur Theke und sprachen mit dem Wirt. Der nickte einige Male und zeigte nach oben in den ersten Stock, zu dem eine schmale Holztreppe führte. Die Schenke war fast leer, nur an einem Tisch saßen ein paar ältere Männer und spielten Karten. Es roch nach Essen, abgestandenem Bier und Zigarrenrauch.
    Buckel kehrte zu Sissi zurück. »I war so frei und hob a Zimmer für Eahna gemietet, Hoh…« Er unterbrach sich. Da sie inkotnito – nannte man das so? – reisten, hatte Herzog Max den Männern verboten, sie mit ihrem Titel anzusprechen. Buckel setzte erneut an, wusste dann aber wohl nicht mehr, wie er fortfahren sollte, und kratzte sich stattdessen am Kopf.
    »Sissi. Nennen Sie mich Sissi.«
    »Ja, Hoh… ja, des mach i.« Buckel wirkte verunsichert. Sie nahm nicht an, dass er sie jemals mit ihrem Namen ansprechen würde. Eine solche Vertraulichkeit wäre zu anmaßend gewesen, selbst wenn sie befohlen wurde. Noch vor wenigen Wochen hätte sie über seine Unsicherheit gelacht, mittlerweile konnte sie verstehen, wie er sich fühlte.
    Von Geburt an haben wir einen Platz in der Welt. Verändert er sich, wissen wir nicht mehr, was wir machen sollen.
    »Der Xaver und i wern in da Kutschn schlafa, dann müss ma des Gepäck net ausladn.«
    »Gut.« Sissi lächelte. »Aber seien Sie beim Essen nicht so bescheiden wie bei der Übernachtung. Essen und trinken Sie nach Herzenslust auf Kosten meines Vaters.«
    Buckel wollte den Hut ziehen und sich verneigen, erinnerte sich aber wohl im letzten Moment an die Mahnung von Herzog Max und blieb steif stehen. »Ja, S…«
    Xaver trug Sissis Tasche in den ersten Stock und stellte sie vor ihrem Zimmer ab. Er zog den Hut, als keiner hinsah, dann ging er hinunter zu Buckel.
    Sissi öffnete die Tür und trat ein. Die Holzdielen knarrten unter den Sohlen ihrer Stiefel. Das Zimmer war karg ausgestattet. Es gab ein Bett, einen kleinen Tisch mit einer Waschschüssel und an der Wand hing ein Holzkreuz. Sissi schloss die Tür hinter sich, nahm das Kreuz ab und legte es in die Schublade des Waschtischs. Das Katana schob sie unter die Matratze.
    Als Sissi in die Schankstube zurückkehrte, saßen Xaver und Buckel bereits am Tisch der Karten spielenden Männer. Buckel wollte sich erheben, als er sie sah, aber Xaver hielt ihn fest.
    Sissi blieb neben dem Tisch stehen. »Ist hier noch ein Platz für mich?«
    Die Männer sahen auf. Sie waren zu viert, deutlich jenseits der vierzig und braun gebrannt von der Feldarbeit. Zwei von ihnen sahen sich ähnlich wie Brüder.
    »Passt scho«, sagte der ältere der beiden, während der jüngere missmutig seine Karten betrachtete. »Ziag’ns Eahna an Stuhl da her.« Er stieß den anderen Mann an. »Loisl, ruck a bissl zur

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