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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Maul entgegengähnte.
    Sie blieb stehen, begann sich mit einem Mal zu fragen, ob es wirklich klug war, mitten in der Nacht allein einen Vampir zu verfolgen, nur um Menschen zu helfen, die sie nie wiedersehen würde. Wieso kümmerte es sie, was in diesem Dorf geschah?
    Zögernd ging Sissi weiter. Ihr Blick glitt schnell von einem Baum zum nächsten, suchte im Geäst nach einem Gesicht, einem Stück nackter Haut, nach Klauen, die Sträucher zur Seite bogen. Ließ die Wirkung des Alkohols nach und machte sie vorsichtiger oder war es der Vampir, der ihr diese Gedanken einflüsterte? War er ihr so nah?
    Sie fuhr herum, das Katana in beiden Händen. Die Geräusche der Nacht erschienen ihr fremd und bedrohlich. Hinter ihr hatte sich der Wald geschlossen wie eine Falle. Das Feld war nicht mehr zu sehen.
    Meine Eltern würden mir eigenhändig den Kopf abschlagen, wenn sie davon wüssten, dachte Sissi. Wieso mache ich nur immer wieder so einen Blödsinn? Wieso denke ich erst nach, wenn es bereits zu spät ist?
    Trotz ihrer Zweifel blieb sie nicht stehen. Es war, als zöge irgendeine Macht sie tiefer in den Wald.
    Sissi hörte den Vampir, bevor sie ihn sah. Er kauerte über dem Kadaver eines Rehbocks, die Fangzähne tief in dessen Halsschlagader versenkt. Es sah aus, als würde er das Tier küssen.
    Er war ebenso verdreckt wie die beiden anderen wilden Vampire, denen sie begegnet war, doch im Gegensatz zu ihnen trug er Kleidung, Stiefel, einen Rock, ein zerrissenes Hemd und einen Strohhut. Es war eine Mischung aus Männer- und Frauenkleidung, als wisse er nicht, was für welches Geschlecht gedacht war.
    Er sah nicht auf, als Sissi sich ihm näherte. Sie wagte kaum zu atmen, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Der Waldboden war voller kleiner Äste und Zweige, die unter ihren Sohlen knackten. Nach jedem Geräusch blieb sie stehen, wartete auf das unvermeidliche Fauchen, den sofortigen Angriff des Vampirs. Doch der reagierte nicht, war wie ein Schlafwandler in seiner eigenen Welt versunken.
    Sissi drehte das Katana in ihren Händen, bis die Klingenspitze auf den Rücken des Vampirs zeigte. Sie konnte kaum schlucken, so trocken war ihr Mund. Hinter der Kreatur blieb sie stehen und holte aus. Konnte es wirklich so leicht sein?
    Die gebrochenen Augen des Rehbocks schienen sie anzustarren. Sissi presste die Lippen aufeinander und stieß zu. Mühelos bohrte sich die Klinge in totes Fleisch und fand das Herz des Vampirs. Schleim und Staub klatschten auf den Boden und den Kadaver des Rehbocks.
    Sissi holte tief Luft. Die Anspannung fiel von ihr ab; sie begann zu kichern. Die Ängste, die sie ausgestanden, die Gedanken, die sie sich gemacht hatte, erschienen ihr auf einmal albern. Sie war Sissi, die zukünftige Kaiserin von Österreich – und eventuell auch Ungarn, da war sie sich nicht ganz sicher. Jedenfalls konnte kein Vampir ihr etwas anhaben.
    Ich werde Vater davon erzählen, dachte sie, während sie sich bückte und das Katana im Laub reinigte. Er wird stolz auf mich sein.
    Als sie das Fauchen hörte, war es bereits zu spät. Ein harter Schlag traf sie in den Rücken, heiß und scharf schoss der Schmerz von ihrer Schulter bis zur Wirbelsäule. Sissi schrie auf und brach in die Knie. Ein nackter, schmutziger Fuß trat ihr das Katana aus der Hand. Fingernägel, lang und spitz wie Klauen, zuckten an ihrem Gesicht vorbei. Verschwommen sah Sissi das Blut, das von ihnen herabtropfte.
    Mein Blut!
    Dann traf ein Knie ihre Schläfe, und alles um sie herum wurde dunkel.

 
    KAPITEL NEUNZEHN
    Unter den Kindern Echnatons, besonders unter den neu hinzugekommenen Mitgliedern, herrscht große Verwirrung über die Fähigkeiten und Eigenheiten des Vampirs. An dieser Stelle sollen in aller Kürze die häufigsten aufgezählt werden.
    Vampire sind gestorbene Menschen! Das ist falsch. Sie kommen bereits als Vampire zur Welt. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie aus Menschen entstehen. Sie sind auch nicht im biologischen Sinne tot. Darauf soll jedoch in einem anderen Kapitel ausführlicher eingegangen werden.
    Vampire können fliegen! Nein.
    Vampire sind übermenschlich stark! Das ist richtig. Man schätzt, dass ein erwachsener Vampir viermal so stark ist wie ein ausgewachsener kräftiger Mann – und zehnmal so schnell.
    Man kann einen Vampir nur töten, indem man sein Herz durchbohrt, seinen Kopf abtrennt, ihn verbrennt oder dem Sonnenlicht aussetzt! Das ist unseres Wissens nach korrekt. Der Vampir verfügt zwar über Organe wie Lunge,

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