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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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mal vor, wie schnell wir fahren.«
    Ich bin schneller, dachte Franz-Josef, behielt den Gedanken jedoch für sich. Sissi mochte es nicht, wenn er mit seinen Fähigkeiten prahlte, wie sie es nannte.
    Er schlief während der Zugfahrten nur wenig, denn er lebte in ständiger Angst davor, dass jemand die Tür öffnen und er in einem plötzlichen Lichtstrahl verbrennen würde. Als sie schließlich auf Kutschen umstiegen, war er so erschöpft, dass Sissi für ihn ein Reh erlegen musste. Sie sah nicht hin, als er es leer trank. Er versuchte zu verstehen, weshalb es ihr so schwerfiel, seinen Blutdurst zu akzeptieren, doch jedes Gespräch, das sie darüber führten, endete im Streit. Franz-Josef kam zu dem Schluss, es gefiel Sissi einfach nicht, dass an der Spitze der Nahrungskette ein anderes Wesen stand als der Mensch. Dass sie das anders sah, wusste er.
    Sie fuhren Tag und Nacht, wechselten einmal pro Tag die Pferde, manchmal sogar zweimal. Franz-Josef hatte Sissi das Geld gezeigt, das er sich nach ihrer Ankunft im Palast von Sophie hatte geben lassen.
    »Reicht das für frische Pferde und Nahrung für dich?«, hatte er gefragt.
    Sissi hatte nur gelacht. »Damit kannst du einen Stall und ein Gasthaus kaufen und das Dorf, in dem sie stehen, gleich dazu.«
    Seitdem achtete Franz-Josef darauf, dass Sissi stets das Teuerste von den Speisekarten der Höfe aß, an denen sie hielten. Er wollte, dass es ihr gut ging.
    Auf dem Kutschbock wechselten sie sich ab. Bei Tag, wenn er schlief, fuhr Sissi, bei Nacht er. Zusammen waren sie nur, wenn es dämmerte, morgens wie abends. Dann krochen sie im Innenraum der Kutsche unter eine Decke, redeten und schliefen miteinander. Die Zeit schien stillzustehen, während sie auf der Straße waren, in diesem Niemandsland zwischen dem Anfang und dem Ende ihrer Reise.
    Franz-Josef hätte den Staatsschatz Österreichs geopfert, um sie niemals enden zu lassen, doch irgendwann begannen die Menschen in den Gasthäusern französisch zu sprechen und an den Straßen tauchten die ersten Schilder auf, die in Richtung Paris wiesen.
    Sie näherten sich Versailles.
    Zwei Tage später weckte Franz-Josef Sissi kurz vor Sonnenaufgang. Das Wetter hatte sich gebessert. Der Schnee, der sie durch Österreich und die deutschen Königreiche begleitet hatte, war verschwunden, die Temperatur gestiegen. Auf eine wolkenlose Nacht würde ein sonniger Tag folgen. Menschen schätzten helle Tage, ebenso wie Vampire eine klare Nacht. Früher hatte er das nie bemerkt, aber seit er Sissi kannte, achtete er auf solche Kleinigkeiten.
    »Es wird schön heute«, flüsterte er ihr ins Ohr, als er sie weckte. »Gegen Abend sollten wir Versailles erreichen.«
    »Wirklich?« Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Für einen Menschen erwachte sie ungewöhnlich schnell. »Das ist ja wundervoll.«
    Er sah das anders, schwieg jedoch.
    Sissi schien seinen Gesichtsausdruck zu bemerken, denn sie rückte näher an ihn heran. »Geht es um deine Eltern?«, fragte sie. »Willst du wegen der Erinnerungen nicht nach Versailles?«
    »Auch.« Er legte den Arm um sie. »Ich war noch ein Kind, als man sie holte. Karl und Sophie retteten mir das Leben, aber ihnen konnten sie nicht mehr helfen. Sie starben auf dem Schafott.«
    »Wer waren sie?«
    Er war froh, dass Sissi nicht noch einmal sagte, dass es ihr leidtat. Obwohl er sicher war, dass sie es ernst meinte, wäre es ihm wie Heuchelei vorgekommen.
    »Mein Vater war zu diesem Zeitpunkt nur ein einfacher Landadliger«, sagte er. »Die hohe Politik hatte begonnen, ihn zu langweilen. Aber meine Mutter …« Er seufzte. »Meine Mutter war Marie-Antoinette.« Als er Sissis Blick sah, fügte er schnell hinzu: »Das meiste, was man über sie sagt, stimmt nicht.«
    Doch sie runzelte nur die Stirn. »Marie-Antoinette war ein Mensch?«
    »Nein, wieso?« Ihre Frage verwirrte ihn.
    »Weil ich dachte …« Sie brach ab.
    Er wartete, bis sie ihre Gedanken geordnet hatte.
    »Aber zwei Vampire können doch keine Kinder bekommen«, sagte sie dann. »Sie sind auf uns Menschen angewiesen, um sich zu vermehren.«
    Franz-Josef ließ den Arm sinken. »Wer hat dir denn das erzählt?«
    »Bei den Kindern Echnatons weiß das jeder. Mein Vater erwähnt es sogar in seinem Buch.«
    Sein Mund wurde trocken. »Dein Vater schreibt ein Buch?«
    »Über die wahre Geschichte der Welt.« Sissi begann an den Fransen ihrer Decke zu zupfen. Sie wirkte auf einmal jünger als sie war. »Er würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich dir davon

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