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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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erzähle. Es ist ein Familiengeheimnis.«
    Jesus Christus, dachte Franz-Josef. »Und was steht da sonst noch drin?«
    Sissi hob die Schultern. »Keine Ahnung, ich habe es nicht gelesen.« Sie sah ihn an. »Und das stimmt wirklich nicht?«
    »Nein. Vampirgeburten sind zwar selten, ich glaube, es gab in den letzten dreißig Jahren nur zwei, aber sie kommen vor. Dein Vater schreibt nicht die Wahrheit.«
    »Vielleicht hat er es ja schon korrigiert.« Sie klang hilflos.
    Franz-Josef versuchte, ihren Blick festzuhalten, aber sie wich ihm aus. »Vampire benutzen Menschenfrauen als Geburtsmaschinen«, sagte er. »Das ist genau die Art Propaganda, die nötig ist, um Rekruten für die Kinder Echnatons zu gewinnen. Glaubst du wirklich, dass er das irrtümlich geschrieben hat?«
    Sie stand auf. Die Decke fiel von ihren nackten Schultern. Er sah die langen Narben auf ihrem Rücken und dachte an all das, was sie für die Kinder Echnatons geopfert haben musste.
    »Es wird schon hell«, sagte sie. »Du solltest schlafen.«
    Sie verließ die Kutsche, bevor er antworten konnte.
    Als sie ihn abends weckte, wirkte sie so fröhlich wie immer und Franz-Josef sprach das Thema nicht mehr an.
    Sie mieteten eine kleine Herberge am Rande von Versailles und schickten die Wirtsleute fort. Der Keller war fensterlos und trocken. Franz-Josef breitete dort einige Decken aus, dann half er Sissi dabei, die Fenster der Schankstube zu verdunkeln. Den Wirtsleuten hatten sie erklärt, dass sie einen kranken Verwandten erwarteten, der kein Licht vertrug und Angst vor Fremden hatte. Franz-Josef nahm an, dass die klimpernden Goldmünzen in ihren Taschen das ältere Ehepaar davon überzeugt hatten, keine weiteren Fragen zu stellen.
    »Wollen wir uns ein wenig umsehen?«, fragte Sissi, als sie das letzte Fenster mit Decken verhängt hatten. »Du kannst mir die Stadt zeigen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich noch etwas wiedererkenne.«
    Er irrte sich, das bemerkte er schnell. Es hatte sich kaum etwas verändert. Die Straßen, die sein Vater geplant hatte, führten sie durch eine gleichförmig gebaute, verstaubt wirkende Stadt, die sich unter dem Schloss auf der Anhöhe zu ducken schien. Ein kalter Wind wehte, brachte den salzigen Geruch des weit entfernten Atlantiks mit.
    Er hat das hier am Ende gehasst, dachte Franz-Josef, dabei war Versailles seine Idee.
    Er hob die Nase in die Luft. »Ich weiß noch, wie es hier früher stank«, sagte er. »Die Revoluzzer haben wohl die Sümpfe trockengelegt.«
    Ihm fiel erst auf, dass er Französisch gesprochen hatte, als eine sichtlich wohlhabende Frau sich empört umdrehte und den Kopf schüttelte.
    »Was?«, fragte Sissi. Ihr Französisch war besser geworden, aber sie verstand es nur, wenn man langsam sprach.
    »Nichts«, sagte Franz-Josef. »Ich war nur für einen Moment lang wieder hier zu Hause.«
    Sie hakte nicht nach, nahm nur stumm seine Hand. Wie ein ganz normales Paar schlenderten sie dem Schloss entgegen.
    Die Gärten waren kahl um diese Jahreszeit, die Wege bedeckt von altem Laub. Geräusche drangen an Franz-Josefs Ohr: Es wurde gehämmert, gesägt und gerufen.
    »Da sind Arbeiter«, sagte Sissi. Im Licht der Gaslaternen konnte auch sie die Umgebung erkennen.
    Auf dem Platz vor dem Schloss zimmerten Männer Stände und Gerüste zusammen. Die meisten hatten ihre Mützen mit Schals am Kopf festgebunden, damit der Wind sie nicht davonwehte.
    Franz-Josef entdeckte eine Garküche, an der Frauen in großen Töpfen rührten, die über Feuern hingen. Eine Gruppe Arbeiter stand um sie herum und schlürfte Suppe aus hölzernen Näpfen.
    Sissi zog ihn in ihre Richtung. »Frag sie mal, was hier los ist«, sagte sie.
    Die Männer sahen auf, als sie sich ihnen näherten. Franz-Josef begrüßte sie und fragte nach den Gerüsten.
    »Die sind für ein großes Volksfest«, sagte einer von ihnen, ein junger Arbeiter, den die anderen Jacques nannten. »Morgen geht es los.«
    »Es kommen Ballonfahrer aus der ganzen Welt«, fügte eine der Köchinnen hinzu. »Sogar aus Amerika.«
    »Hunderte«, erklärte Jacques. »Und Tausende von Besuchern. Ich dachte, jeder in Versailles hätte schon davon gehört.«
    »Wir sind nur auf der Durchreise.«
    »Dann habt ihr aber Glück. Normalerweise muss man bis Paris fahren, um so etwas zu erleben.«
    Die vertraute Anrede verärgerte Franz-Josef einen Moment lang, doch dann wurde ihm klar, dass der Mann nicht wusste, wer er war, und auch nicht mehr dafür hingerichtet werden konnte, dass er eine

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