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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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seiner eleganten Bescheidenheit.
    Friedrich schlug die Hacken zusammen. Zufrieden bemerkte er, dass seine Assistenten zeitgleich dasselbe taten. Sie waren in den letzten Monaten zu einer Einheit verschmolzen.
    »Ist es vollbracht?«, fragte Seine Eminenz.
    »Das ist es.« Friedrich trat zur Seite, damit die Maschine besser zur Geltung kam, und verneigte sich. »Mein Projekt.«
    »Der Weltenveränderer«, sagte Roderick. »Er …«
    »Das ist natürlich ein wenig hoch gegriffen, Eminenz. Bitte entschuldigen Sie den Ausdruck.«
    Seine Eminenz schwieg. Langsam ging er um die Maschine herum, betrachtete sie von allen Seiten und blieb schließlich neben Friedrich stehen. »Sagen Sie mir etwas dazu.«
    »Selbstverständlich.« Es war die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. »Die Augen, die Sie mir freundlicherweise gebracht haben, waren der Schlüssel zu unserem Erfolg. Wir stellten fest, dass die Taschen, über die wir ja bereits gesprochen haben, mit der Sporenproduktion fortfahren, solange sie durch die Zufuhr von Blut stimuliert werden. Der vampirische Organismus ist einzigartig in dieser Beziehung. Die Taschen in der Maschine …«
    »Reichen sie aus für unsere Zwecke?« Seine Eminenz strich mit der Hand über das glatte Metall der Maschine.
    Etwas enttäuscht unterbrach Friedrich seine Erklärungen. »Mehr als das, denn wie unser Feldversuch beweist, den Gunther und Roderick in meiner Abwesenheit so gewissenhaft dokumentiert haben, tragen die Befallenen sie an ihrer Kleidung und den Haaren und übertragen sie auf andere. Sie sollten vielmehr über die Frage nachdenken, wie Sie die Ausbreitung der Sporen eindämmen und sie Ihrem Willen unterordnen können, denn ohne eine solche Kontrolle sterben sie erst ab, wenn sie die höheren Gehirnfunktionen des Wirtskörpers vollständig zerstört haben.« Er lächelte. »Und das ist ja nicht in unserem Sinne.«
    Wir haben uns darüber schon einige Gedanken gemacht, wollte er sagen, doch dann sah er den Blick Seiner Eminenz, die ruhige Kälte, die darin lag.
    Sein Lächeln erstarb. »Nein, das …« Er sah zu Roderick und Gunther, erhoffte sich ein beruhigendes Wort von ihnen, aber sie standen nur starr und reglos da, als sei das Leben aus ihnen gewichen.
    Friedrich schluckte. Sein Herz begann zu hämmern. »Wir sprachen darüber, die Volksversammlung in Paris unter unsere Kontrolle zu bringen, Frankreich zurück in den Schoß der natürlichen Ordnung zu holen und dem Volk das Privileg zurückzugeben, von denen regiert zu werden, die Gott dazu ausersehen hat, aber …«
    »Schweig.«
    Friedrich schloss den Mund.
    Seine Eminenz stellte sich vor ihn, sah auf ihn herab, ohne Freundlichkeit, ohne den Respekt, den Friedrich immer sosehr genossen hatte. »Wir sprachen darüber, das zu tun, was ich verlange. Nichts weiter. All deine Erklärungen, all deine Rechtfertigungen sind sinnlos. Du denkst, du wüsstest, was mich ausmacht? Du glaubst, wenn du nur lange genug fragst, wirst du herausfinden, was ich bin?«
    Friedrich versuchte den Mund zu öffnen, aber seine Lippen bewegten sich nicht.
    »Deine Taschen voller Sporen …« Seine Eminenz spuckte das Wort aus. »Weißt du, warum es sie gibt? Ich habe sie erschaffen, ich habe ihnen die Fähigkeiten gegeben, die du ihnen angedichtet hast, weil sie das Einzige waren, womit dein kleiner Geist umgehen konnte.«
    Was soll das heißen? Habe ich ihm die Waffe in die Hand gegeben, die er brauchte? Mein Gott, was geschieht hier?
    Friedrich fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Er spürte raues, verfilztes Haar unter seinen Fingerspitzen und einen zahnlosen, eingefallenen Mund. Erschrocken zuckte er zurück und starrte auf seine Hände. Sie gehörten einem alten Mann, waren faltig und voller Flecken. Er blinzelte. Sein Blick war trüb, Erschöpfung zog seine Lider nach unten.
    »Deine Fragen«, hörte er Seine Eminenz sagen, »deine ständigen impertinenten Fragen … achtzehn Jahre lang.«
    Achtzehn Jahre? Friedrich schrie lautlos auf.
    »Aber nun hast du dein Werk vollendet. Du hast die eine Frage, die ich dir gestellt habe, damals, als ich dich aus deinem Haus verschleppte, beantwortet. Ist es möglich, das, was sich jeder Erklärung verweigert, durch das, was ihr Fortschritt nennt, zu imitieren?«
    Friedrich blickte an sich hinunter. Lumpen hingen an einem ausgemergelten Körper, Läuse krochen durch seinen Bart. Das bin nicht ich!
    »Die Antwort lautet ja. Ich bedauere fast schon, dass du der Letzte sein wird, der das erkennt,

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