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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Schäufelchen ab und ließ sie in den Mund rieseln.
    – Ist nicht wahr, was du sagst. Kalorien sind nicht das entscheidende Kriterium. Minder- oder hochwertig, das ist die Frage. Nüsse darfst du im Prinzip säckeweise essen. Das Problem ist nur, dass ich dabei immer höllischen Appetit auf eine richtige Mahlzeit kriege.
    – Hör mit dieser sinnlosen Fresserei auf, rief Dorst aus dem Nebenzimmer herüber.
    – Hören Sie, Inspektor. Sie müssen sich den Hunger als einen Wolf vorstellen. Groß, grau und zottig. Er kommt auf leisen Sohlen angeschlichen und heult. Dann muss er schnell gefüttert werden, sonst wird das Tier aggressiv.
    Ich grinste. Bungert lief rot an. Seine Bäckchen wurden ganz fleckig. Aus dem Nebenzimmer kam Dorst herausgeschossen.
    – Herr Gossec hat sich doch noch bequemt, uns zu besuchen. Sind Sie mit dem roten Teppich zufrieden, den wir für Sie ausgerollt haben?
    – Hören Sie, Dorst. Friede! Lassen wir die Spielchen. Machen wir doch einfach einen Deal. Ich erzähle Ihnen alles, was ich weiß, und Sie erzählen mir, was Sie wissen. Das könnte beide Seiten ein gutes Stück nach vorne bringen.
    Bungerts Kiefer begann langsamer zu mahlen. Er guckte auf Dorst. Dorst hakte beide Daumen in seinen Gürtel ein, dann nickte er.
    – Sie fangen an.
    – Eins vorab: Ich suche meine Nichte, das ist mein Ding. Alles andere spielt für mich keine Rolle.
    Dann erzählte ich ihnen meine Geschichte von gestern Abend. Die Sache mit Carmello schönte ich ein wenig. Dass er verletzt worden sei, ich deutete auf Bungert, und dass er mich gezwungen habe, ihn schon beim Tierpark aussteigen zu lassen.
    – Was liegt denn gegen ihn vor?
    – Eins nach dem anderen.
    Also erzählte ich weiter. Aber Dorst schien mir gar nicht zuzuhören. Er stand am Fenster und guckte hinaus. Auch Bungert hatte sich von mir abgewendet. Er leerte sich den Rest der Dose in der Mund und suchte dann auf seinem Schreibtisch nach dem dort deponierten Mineralwasser.
    – Langweile ich Sie, fragte ich.
    Dorst setzte sich auf die Fensterbank.
    – Sag’s du ihm, wies er Bungert an.
    – Für uns ist da kaum Neues dabei. Wir wissen jetzt nur,dass Sie den Kollegen im Revier 11 verständigt haben. Okay, ist ja eine wichtige Info für uns. Passen Sie auf. Kurz nach Ihrem Anruf gehen wir hin. In die Dr.-Friedl-Straße. Die junge Frau finden wir genau so, wie Sie das beschrieben haben. Susan Bode. Spitzname Sascha. Sie war übrigens nicht das erste Mal bis zur Halskrause dicht. Das war kein normaler Drogenkonsum, die hatte eine ganze Apotheke intus. Jedenfalls geht sie ins Bad, will sich wahrscheinlich eine Wanne einlaufen lassen, fällt – war ja ohnehin ein Wunder, dass sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte – und knallt gegen den Hahn.
    Dorst guckte Bungert an. Der hatte gerade die Wasserflasche angesetzt und ließ ordentlich was in die Kehle ablaufen.
    – Zeig mal das Foto, Bodo.
    Bungert entnahm einer Mappe ein Foto von Sascha. Tippte auf den Wundstriemen über dem Auge.
    – Hundert Pro die Todesursache und keine Fremdeinwirkung.
    – Dann haben wir die ganze Wohnung gefilzt, fuhr Dorst fort. Haben übrigens keine Drogen gefunden, obwohl die Obduktion zweifelsfrei ergeben hat, dass sie gekokst hat.
    Dorst fixierte mich, ich zuckte die Achseln. Am besten ging man in die Offensive.
    – Warum lassen Sie mich denn die ganze Geschichte abspulen, wenn Sie ohnehin schon alles wissen? Das kann doch wohl nicht wahr sein!
    – Weil wir Ihre Aussage brauchen, Gossec. Deswegen.
    Dorst kam vom Fenster zum Schreibtisch, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber.
    – Ihre Nichte haben wir nicht gefunden. Nur Pornofotos von ihr, die gerade im Internet kursieren.
    Bungert tauchte unter dem Schreibtisch auf. Seine Bäckchen waren jetzt weißrot marmoriert. Er legte mir ein Foto hin. Pia lag mit angezogenen Knien im Bett. Ihr Gesicht lag auf den aufgestützten Armen und war zur Seite gekehrt. Ich glaubte, Striemen zu erkennen. Ihr Gesicht war verquollen.
    – Ist sie misshandelt worden?
    – Sieht für mich nicht so aus.
    Pia trug nur eine schwarze Pyjamajacke, vorne offen.
    – Und wie erklären Sie sich das alles, fragte ich.
    Dorst zuckte die Achseln. Bungert starrte zur Decke.
    – Na ja, hob Dorst dann doch an. Ist per se nicht illegal, verstehen Sie. Sie ist volljährig. Und das mit Sascha. Ich sag mal, das war eine Selbstmordparty, die sie da veranstaltet hat. Die wollte sich hinüber bringen. Dass sie dabei gestürzt

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