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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Dicken zu. Sein Gesicht war von der Vorstellung der Schamhaarrasur immer noch animiert gerötet. Ich deutete auf die Zeitung, die er sich ins Jackett gesteckt hatte. Pia war dort mit Mikro auf der Bühne abgebildet. In Hip-Hop-Pose: der Finger ihrer ausgestreckten Hand zeigte nach unten aufs Publikum.
    – Weißt du, wer das ist?
    Der Dicke schüttelte den Kopf.
    – Meine Nichte. Deshalb enthält sich ein blödes Schwein wie du jeder falschen Bemerkung. Klar?
    Ansatzlos haute ich ihm die Faust unters Kinn. Ungläubig riss er die Augen auf. Dann kippte er nach hinten über das Motorrad hinweg. Jelzin duckte sich und hob schützend den Arm vors Gesicht. Solche Gesten lösen bei mir immer eine Beißhemmung aus. Ich ließ ihn stehen und machte mich auf den Weg.

12
    Ich fühlte mich zwar etwas vom Alkohol beduselt, aber bedeutend besser. Einen Plan allerdings hatte ich nicht, was ich weiter unternehmen wollte. Aber das würde noch kommen. Ich brauchte erst mal ein Runde Schlaf. Ich schlich in meinen Laden zurück. Das Schild zeigte bereits mit der richtigen Seite nach außen: Tutup closed . Ich legte mich auf meine Liege, klemmte mir ein Kissen unter den Kopf und knackte sofort weg.
    Ich hatte einen unheimlich beschissenen Traum: Ein Rocker hatte mich gegriffen. Langes, fettiges Haar, von einer geflochtenen Kordel zusammengehalten. Unter seiner Fransenweste ein nackter, haariger Speckbauch. Sah aus wie ein brutaler Munich Bear . Ein gewalttätiges Schwein mit Kräften wie ein Ochse. Er drückte mich nach unten auf die Knie. Mühelos. Ich konnte gar nicht anders als nachgeben. Groß hatte ich den Schlitz der schwarzen Lederhose vor Augen,außen frei liegende, silberfarbene Metallknöpfe. Der Dicke bedeutete mir, den Schlitz aufzuknöpfen. Ein aufgerichteter Schwanz reckte sich mir entgegen. Ich wusste, dass ich nicht darum herumkommen würde, ihn in den Mund zu nehmen. Dabei hatte ich ein stahlig-kaltes Gefühl auf der Zunge. Der Schwanz schmeckte metallisch.
    Ich schlug die Augen auf. Ich hatte den Lauf eines Revolvers im Mund. Im Nacken spürte ich den Druck einer Hand, die mir jetzt begütigend übers Haar strich.
    – Pscht. Ganz ruhig.
    Der Kerl, der auf meiner Liege saß, trug eine an den Seiten geknöpfte Trainingshose. Blau, mit roten Streifen. Sein Muskelshirt war grau. Er roch sauer und scharf. Dahinter lag etwas wie Rasierwasser. Vielleicht war es auch ein Fahne, die von aromatisiertem Schnaps herrührte. Ich wollte auffahren, aber er hielt mich mühelos unten und schnalzte missbilligend mit der Zunge. Im Hintergrund war das Krachen von Holz zu hören. Schubladen, die aufgezogen, ausgeleert und zu Boden geworfen wurden. Ich schaffte es nicht, das Gesicht des Mannes zu sehen. Ich spürte, wie ein Schweißbach meinen Rücken hinunterrieselte. Was wollten die denn? Geld? Lächerlich, da war doch nichts. Warum zerlegten die meinen Laden? Mein Bewacher zündete sich eine Zigarette an. Er zog lang, inhalierte tief und machte zum Abschluss ein schmatzendes Geräusch. Jetzt wurde es ruhig.
    – Nichts sonst, sagte eine Stimme im Hintergrund.
    – Hör zu, Schätzchen, sagte der Bewacher. Du legst dich jetzt auf den Bauch. Gesicht ins Kissen. Wenn du guckst, hast du ein Loch im Rücken, klar?
    Ich nickte. Ich spürte immer noch den Lauf der Waffe an den Zähnen. Langsam wurde er jetzt herausgezogen. Als habe man einen Stöpsel gezogen, rann Speichel an meinem Kinn hinunter in den Kragen des Hemds.
    – Umdrehen und Augen zu!
    Ich gehorchte. Erst Minuten später schaffte ich es, mich auf den Rücken zu drehen. Ich atmete keuchend, hyperventilierend. Dann schaute ich mich um. Der Jugendstilsekretär war zu Kleinholz geschlagen. Die Schubladen meines Schreibtischs lagen zertrümmert am Boden. Die Ladenkasse auf der Theke war unangetastet geblieben. Ich zog mich hoch. Am Waschbecken spülte ich mir den Mund aus. Ein Gefühl wie beim Zahnarzt. Im Mund den Geschmack alter, aufgebohrter Amalgamplomben. Irgendwie quecksilbrig. Im linken Kiefer ein Schmerz wie nach einer Maulsperre. Nun bemerkte ich, dass meine CDs verschwunden waren. Da war mir klar, wer mich da besucht hatte.
    Die Ladenglocke klingelte. Ich fuhr herum. Wahrscheinlich hatten sie festgestellt, dass sie nur Musik- und Programm-CDs abgeschleppt hatten. Ich nahm mir eine Holzlatte und warf mich auf den Mann.
    – Jetzt reicht’s aber, oder?
    Falscher Film! Denn der Mann, der unter mir lag und den ich im Würgegriff hatte, sah wie ein Wiedergänger von Erich

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