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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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ist, war Zufall. Sonst wäre sie an den Drogen gestorben. Denke ich jedenfalls.
    – Mord?
    – War es nicht. Ist ja nichts da. Deutet nichts darauf hin. Das einzige, was uns wirklich zu interessieren hat, ist, wie die Mädels an die Drogen gekommen sind. Immerhin gibt es eine, die wahrscheinlich ohne das Zeug noch leben würde. Als Lieferanten haben wir Dimauro in Verdacht.
    – Kann ich mir nicht vorstellen.
    – Was hat er bei Ihnen gemacht?
    – Er sucht Pia. So wie ich.
    Dorst zuckte schon wieder die Achseln. Das Thema war ihm offenbar scheißegal.
    – Viel Glück!
    Wir schwiegen uns an. Seine Ignoranz irritierte mich, und es dauerte, bis ich den Faden wieder gefunden hatte. Ich haute mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
    – Ist das alles? Ist das denn scheißegal, wer die beiden Mädels so ruiniert hat? Vor einem Jahr war Pia noch der Superstar. Jede Woche ein Artikel über sie. Ihre CD in den Charts. Und in kürzester Zeit ist sie so platt gemacht, dass sie nur noch von dieser Welt verschwinden will. Das kann doch wohl nicht sein. Soll man das einfach abnicken?
    – Müssen Sie doch nicht. Aber unser Ding ist das nicht. Wo kein Verbrechen ist, ist für uns nichts aufzuklären.
    Ich sprang auf und wendete mich zur Tür.
    – Gossec!
    Dorsts Stimme war so scharf, dass ich stehen blieb und mich noch einmal umdrehte.
    – Setzen Sie sich, sagte Dorst nun in samtweichem Ton. Wir haben Ihre Aussage auf Band aufgenommen. Wir lassen sie abtippen, und Sie unterschreiben. Dann hat alles seine Ordnung, und Sie können gehen. Okay?

11
    Ich fühlte mich ausgewrungen und steinalt. Mit einem Wort: beschissen. Ich parkte meinen Bus im Hof und ging ums Eck zu Erika . Erikas Stehausschank ist ganz im Stil der fünfziger Jahre gehalten. Seit Jahrzehnten ist das Schaufenster mit verschieden großen Dujardin-Flaschen dekoriert. Ich kippte zwei im Stehen und machte mich dann auf den Weg zu Julius. Julius Balser hat seine Werkstatt in einem Hinterhof in der Zenettistraße, direkt neben der Wurstfabrik Czionka und der Süd-Naturdarm. Draußen ist ein kleines Schild angebracht: Julius Balser (MA), PC-Technik . Die Werkstatt liegt ebenerdig, eine umgebaute Garage. In Schwabing hätte man sie Loft genannt. Julius Balser saß in einer Höhle, an deren Wänden in Regale gestopfte Rechnerteile reliefartig hochwuchsen, Stalagmiten aus Edelstahl und Silikon. Julius baute einen neuen Rechner zusammen. Zinndämpfe lagen in der Luft. Dazu das Aroma einer Nudelterrine, die Julius aufgebrüht hatte und quellen ließ. Hühnchen mit Eiernudeln und Erbsen. Dauerte fünf Minuten, bis dahin arbeitete Julius weiter. Er blickte nur kurz von der Platine auf, über die er gebeugt saß. Ein gebrochener Anschluss war zu löten.
    – Tag, Willi, was gibt’s?
    – Nenn mich bloß nicht Willi heute.
    – Probleme?
    – Meine Nichte, Pia, du weißt schon, sie ist verschwunden.
    – Oh Scheiße, tut mir Leid. – Was kann ich für dich tun?
    Ich zog die DVD vom Oase Club aus der Tasche.
    – Ich wüsste gerne, was da drauf ist. Könnte ziemlich heftiges Material sein. Kannst du das mal angucken?
    Julius deutete mit dem Lötkolben auf den obersten der drei aufeinander gestapelten schwarzen Plastikkästen. Sie waren beschriftet mit In , Action , Out . Ich legte die DVD in den Posteingangskasten. Julius schob die Schutzbrille hochund legte den Kolben auf den Ständer. Er stieß sich mit den Füßen nach hinten ab und rollte auf seinem Drehstuhl zum Werkzeugschrank. Dort an der Metalltür in einer Schlaufe steckten Löffel.
    – Auch einen? Willst du mitessen?
    Ich schüttelte den Kopf.
    – Ich geh rüber zu Sabatino. Bis die Tage dann!
    Wie immer roch es draußen von der Wurstfabrik her nach Eingeweiden und Blut. Montag war Lyonertag. Da kam noch Räucheraroma dazu. Drinnen drehten die Czionka-Leute schwere Lappen von Fett, Fleisch und Innereien durch den Wolf. In einer Zentrifuge wurden Knochenteile pulverisiert und beigemischt. Dann rührten sie die Masse in Kesseln zusammen, würzten sie und versetzten sie mit Wasser, stopften das Ganze in Därme, brühten und räucherten die Würste. Wohlgenährte Ratten strichen um die Abfallcontainer herum. Das heiße, fettige Wasser aus den Wurstkesseln wurde abends in die Kanalisation gekippt und dampfte im Hof aus den Gullys.
    Als ich auf die Straße trat, fuhr Rübl auf dem Rad an mir vorbei. Wahrscheinlich wollte er zum Flaucher hinüber. Auf den Kiesbänken waren nackte Frauen zu begucken, im schattigen

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