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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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räumte ich weiter auf. Anschließend rief ich Iris an.
    – Was ist passiert mit ihr?
    Iris Stimme war alkoholwattiert. Aus Sorge um Pia konnte sie nur weinen oder saufen.
    – Ich weiß es noch nicht genau. Nur so viel, dass ich mindestens einen Tag zu spät gekommen bin. Sie ist verschwunden. Vielleicht wollte sie sich mit ihrer Freundin umbringen.
    – Und warum ist sie nicht zu ihrer Mutter gekommen, ich überreiß das einfach nicht.
    – Dann guck einfach mal in den Spiegel.
    Iris schluchzte auf. Trauer und Selbstmitleid flossen bei ihr ineinander.
    – Hast du Zugang zu ihrem Haus, fragte ich.
    – Nein. Die Polizei hat alles unter Verschluss. Warum?
    – Ich wollte mich noch mal umsehen.
    – Was hast du vor?
    – Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das einfach so hinnehme, wie sie ihr in diesem gottverdammten Betrieb den letzten Saft rausgequetscht haben. Pia hatte Mumm, da muss doch was passiert sein, dass sie derart unter die Räder gekommen ist. Wer immer dafür verantwortlich ist, den kauf ich mir. Wie war der Name ihres Managers?
    – Der Vorname ist Boris. Der Rest russisch oder litauisch, ich glaube: Zakow.
    Boris? Ich kannte den Namen. Diese fette Ratte in der Oase hatte nach Boris gerufen.
    – Und wo finde ich ihn?
    – Ihm gehören ein paar Clubs hier in München. Wirst ihn schon irgendwo auftreiben.
    – Und ihr Plattenlabel?
    – Rocket Records .
    Wir verabschiedeten uns. Ich versprach ihr, sie auf dem Laufenden zu halten. Carmello schlief noch. Die Decke hatte er über den Kopf gezogen.

14
    Gegen vier Uhr wachte Carmello auf. Ich brachte ihm einen Kaffee. Er nahm drei Löffel Zucker in das Tässchen.
    – Also los, Junge. Deine Geschichte. Aber so wie sie sich zugetragen hat. Sonst fliegst du sofort aus meinem Laden.
    – Stimmt das, dass Pia immer noch verschwunden ist?
    Ich nickte. Carmello kämpfte mit den Tränen.
    – Ist sie tot?
    Ich schüttelte den Kopf.
    – Sie ist weg, mehr weiß ich nicht.
    Ich beobachtete ihn und glaubte ihm zum ersten Mal, dass Pia für ihn mehr als ein feuchter Traum seiner pubertären Nächte gewesen war.
    – Du hast ihr die Drogen besorgt.
    – Ja, Koks. Aber nur ein paar Gramm. Sie wollte dasunbedingt. Als ich für sie gearbeitet habe, wollte sie immer vor Auftritten etwas schnupfen. Ich habe es gemacht, weil ich unentbehrlich sein wollte. Hauptsache in ihrer Nähe, verstehen Sie? Aber ich schwöre, dass ich ihr nie mehr beschafft habe.
    – Weiter!
    Carmello guckte zu Boden, dann nickte er.
    – Sie hat sich mit Sascha da draußen eingebunkert, um sich den Rest zu geben. Ich wollte nicht mehr. Wollte nicht, dass sie sich killt. Ich habe gesagt, ich besorge ihr nichts mehr. Dann ist sie völlig ausgerastet, hat gebrüllt, auf mich eingeschlagen. Da ist bei mir was geplatzt. Zum ersten Mal habe ich zurückgebrüllt, das wurde immer heftiger.
    – Worum ging’s?
    – Dass sie sich als Nutte verdingen wollte.
    – Aber sie hat doch als Sängerin gut verdient.
    – Hatte! Sie haben sie einfach abserviert. Ihre letzte CD war ein totaler Flop. Da waren sie eben der Ansicht, dass das mit ihr nichts mehr wird. Und es kommen ja laufend Neue nach.
    – Und warum Nutte?
    – Boris wollte sie in einem seiner Clubs unterbringen. Sängerin und Bardame. Aber das hieß ja, dass sie mitgehen sollte, wenn einer sie haben wollte.
    – Und da hast du sie geschlagen.
    – Ja. Ich war blind vor Wut und Eifersucht. Sie sagte, dass ihr das völlig egal sei, wer sie fickt. Da habe ich zugeschlagen. Mehr weiß ich nicht.
    – Aber der Zettel an mich?
    – Habe ich selber geschrieben. Ich wusste, dass sie Sie angerufen hat, so als letzten Rettungsanker. Kam aber nichts. Deswegen dachte ich, es würde helfen, wenn ich das eben noch mal versuche. Und da bin ich hier vorbeigefahren, Sie waren nicht da, und da habe ich dann den Zettel abgegeben.
    Seine Geschichte, soweit sie Pia betraf, klang plausibel. Trotzdem war da noch was faul, jedenfalls guckte er scheu wie ein Hühnchen, wenn ich ihn musterte.
    – Wie du mit der Polizei klar kommst, ist dein Bier.
    Carmello nickte. Dann hatte ich eine Idee.
    – Du heißt doch Dimauro, oder?
    Er zuckte die Achseln.
    – Und dein Vater hat diesen Weinhandel da im Schlachthof?
    – Na und?
    – Ihr Italiener macht doch immer auf Familie und haltet zusammen?
    – Lassen Sie meine Familie aus dem Spiel …
    – Wieso hängst du dann immer bei mir herum, wenn es brenzlig wird?
    Eine Antwort blieb ihm erspart. Das Telefon klingelte. Julius Balser

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