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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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ausgreifendem Schritt. Die Hitze wurde bereits wieder drückend, und das Erfreuliche meiner neuen Ausstattung war, dass man durch die Kutte von unten her eine angenehme Ventilation um die Eier bekam. Was die Unterhosenfrage angeht, halten wir Kapuziner es wie die Schotten. Wie es nun weiterging, hatte ich klar vor Augen: Zuerst würde ich mir Sabatino vorknöpfen. Es wäre an ihm gewesen, seinen Geschäftspartnern zu erklären, dass ich auch im italienischen Sinne ein guter Mensch war. Unnachgiebig würde ich darauf dringen, mit Dimauro zu sprechen, dessen Sohn ich nun schon mehrfach aus dem Schlamassel gezogen hatte. Wenn man so genau weiß, was man will, muss man nur geradeaus gehen. Der Rest ergibt sich von selbst. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, wie rasch ich an die erste Abzweigung geraten würde, die mich ausscheren ließ. In der Zenettistraße steuerte eine ältere Dame auf mich zu, so gepflegt weißhaarig, mit so anmutig auf einem lila Halstuch drapierter Perlenkette, dass man sie sich sofort zur Mutter wünschte. Ich konnte gar nicht umhin, ihren Blick und ihr Lächeln zu erwidern, man ist ja kein verstockter Stoffel.
    – Ah, Pater Tassilo, sagte sie, endlich habe ich Sie gefunden! Ich bin Fanny Berghammer, die Ihnen geschrieben hat. Freut mich, Sie kennen zu lernen. Vom Foto her hätte ich Sie aber nicht erkannt.
    Spätestens jetzt hätte ich sie enttäuschen müssen. Allerdings bemerkte ich noch rechtzeitig, dass ein am Kotflügel lädierter Lancia mit getönten Scheiben und italienischem Kennzeichen langsam die Straße hinunter fuhr. Ich hielt es daher für angezeigt, der netten Dame die Hand zu reichen. Ein falscher Mönch, der ältere Frauen düpiert, zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich.
    – Mit dieser Verletzung würde mich nicht einmal mein Guardian erkennen. Wie Sie sehen, bin ich gestürzt.
    – Ja, sieht furchtbar aus. Haben Sie noch Schmerzen?
    Ich schüttelte den Kopf.
    – Kommen Sie, sagte Frau Berghammer, die anderen warten.
    Sie fasste mich am Arm, und wir schlugen den Weg Richtung St. Anton ein. Der Lancia hielt sich hinter uns.
    – Sie haben vollkommen Recht gehabt, schon alleine loszugehen. Aber Sie müssen entschuldigen, mein Sohn konnteeinfach keinen Parkplatz finden. So bin ich ein bisschen zu spät.
    – Das macht doch nichts, erwiderte ich.
    – Danke. Wie geht es in Rom?
    Hoppla, daher wehte der Wind! Bevor ich jetzt das Maul aufriss und mich mit falschen Bemerkungen vergaloppierte, musste ich mich in dem neuen Koordinatensystem orientieren. Vor einigen Jahren hatte ich eine geschnitzte Figur des Herzogs Tassilo im Schaufenster stehen, die ich als Oberammergauer Qualitätsarbeit gut unter die Leute bringen konnte. Die Grunddaten meines damaligen Verkaufsgesprächs hatte ich noch im Kopf. Einer mit dem Namen Tassilo kam immer aus Bayern, denn der letzte herrschende Agilolfinger unternahm, was einem Bajuwaren eingewachsen war, nämlich keine Chance zu haben, den Süden vom Reich abzuspalten, sie aber zu nutzen. Er geriet ausgerechnet mit Karl dem Großen aneinander, der gnädigerweise das Todesurteil gegen ihn in lebenslängliche Klosterhaft abwandelte. Da stand mir in Tassilos Rolle noch Schlimmes bevor.
    – Wir Bayern haben ja nun gottlob mächtig Aufwind, sagte ich daher, denn wieder einmal bewährt sich unsere Achse nach Rom. Aber die wichtigste Nachricht sollte doch sein, dass es dem Heiligen Vater gut geht.
    – Da haben Sie nun wirklich Recht. Hat er denn von dem selbstgebackenen Strudel gekostet, den wir ihm geschickt haben?
    – Das, liebe Frau Berghammer, kann niemand mit absoluter Sicherheit sagen. Wir haben ihm persönlich ein Stück in sein Arbeitszimmer hoch geschickt.
    Frau Berghammer schaut mich tief enttäuscht an.
    – Wir vom Frauenbund haben ihn mit so viel Liebe gebacken.
    – Aber ja, das hat man gesehen. Ich glaube kaum, dass er dem widerstehen konnte. Wir haben die kostbare Fracht durch einen Schweizergardisten nach oben bringen lassen.
    Fanny Berghammer lächelte wieder. Ihre Zuversicht war zurückgekehrt.
    – Und der Rest?
    Sie ließ einfach nicht locker.
    – Die Kirche hat einen großen Magen. Außerdem gibt es in Rom viele Arme und Bedürftige …
    Ihre Miene verdüsterte sich zusehends.
    – … aber der Löwenanteil ging an das Kardinalskollegium, denn sehen Sie, so ein schwarzer Kardinal aus Uganda oder sonst woher hat im Leben noch nie einen bayerischen Strudel gekostet. Wo bringen Sie mich eigentlich hin?
    – Zu den anderen Damen

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