Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
Vom Netzwerk:
alles vermasseln? Gerade als sich alles gefügt hat, als alles wieder normal wurde. Normal - ha! Mir ist es nicht bestimmt, normal zu sein.
    Ich wünschte, ich könnte einfach verschwinden. Einfach davonfliegen, in den Wald oder übers Meer, an einen Ort, der warm, magisch und frei ist. Ich möchte frei sein!!! Ich will nicht, dass ein Baby in meinem Bauch heranwächst. Dafür bin ich einfach nicht bereit. Warum kann ich nicht so sein wie Maddie? Wie die süße, unschuldige Maddie. Sie hat keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hat. Sie sieht nicht, dass sie dort draußen auf sie lauern. Genauso wie sie auf mich lauern. Aber ich stehe über
den Dingen. Ich bin unberührbar. Es wird ihnen noch leidtun. Ihnen allen. Keiner von ihnen wird ungestraft davonkommen. Niemals! Dafür sorge ich.
    Maddie blickte von den mit geschwungenen Buchstaben bedeckten Seiten, auf denen auch Blumen- und Efeuranken gezeichnet waren, auf. Ihre sechzehnjährige Cousine - schwanger! Sie war fassungslos. Von ihren widerstreitenden Gefühlen erschöpft, ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Wer war der »wunderschöne Liebste«? War es jemand, den sie kannte? Kurz blitzte Reeds Gesicht vor ihrem inneren Auge auf und sie schob es hastig wieder beiseite. Aber wenn nicht Reed, wer dann? Trevor Campbell? Finnegan O’Malley?
    Hatten die anderen gewusst, dass Cordelia schwanger war? Wenn ja, wie hatten sie ihr so wehtun können? Der Gedanke, dass ihre schwangere Cousine diese ganzen Qualen und Demütigungen auf Misery Island ertragen musste, schmerzte Maddie bis ins Mark. War das vielleicht der Grund, warum sie verschwinden musste, damit kein Mensch jemals die Wahrheit erfuhr? Die hastig zwischen rosa und lila Blüten zu Papier gebrachte Wahrheit, die sie eben mit eigenen Augen gelesen hatte?
    Als sie durch die letzten Seiten des Tagebuchs blätterte, fiel ihr ein zerknitterter Zettel in den Schoß. Er sah wie eine ausgedruckte E-Mail aus, allerdings war der obere Rand, wo normalerweise der Absender stand, abgerissen. Nur die grausame, in fetten Buchstaben getippte Nachricht war noch zu lesen.
    C.
    WIR MÜSSEN UNS SEHEN UND ÜBER DAS REDEN, WAS PASSIERT IST. BEHAUPTE NICHT, DU HÄTTEST ES NICHT GENAUSO GEWOLLT WIE ICH. UND WEHE DU MACHST
DEN MUND AUF - DANN WERDE ICH DAFÜR SORGEN, DASS ES DAS LETZTE MAL WAR.
    Maddie fragte sich, ob der Verfasser wusste, dass Cordelia Tagebuch führte und diesen Drohbrief darin aufbewahrte, und es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis er entlarvt war.
    Von diesem Gedanken angetrieben, blätterte sie weiter durch das Tagebuch und suchte fieberhaft nach einem Namen, einem Hinweis, der auf irgendjemand Bestimmtes deuten könnte. Vergeblich - Cordelia hatte alle Spuren gut verwischt. Auf den letzten Seiten stolperte Maddie über einen Eintrag, dessen Schriftbild sich deutlich von dem der anderen abhob. Statt in farbiger, großer, schnörkeliger Schrift waren die Worte mit schwarzer Tinte verfasst, schienen in Eile und aufgebracht hingekritzelt worden zu sein, als hätte Cordelia sie voller Zorn geschrieben.
    30. Oktober
    Alle die tausend kränkenden Reden Hawthornes ertrug ich, so gut ich konnte, als sie aber Beleidigungen und Beschimpfungen wagte, schwor ich ihr Rache. Ihr werdet doch nicht annehmen - ihr, die ihr so gut das Wesen meiner Seele kennt -, dass ich eine Drohung laut werden ließ. Einmal würde ich gerächt sein! Aber die Bestimmtheit, mit der ich meinen Entschluss fasste, verbot mir alles, was mein Vorhaben gefährden konnte. Ein Unrecht ist nicht bestraft, wenn den Rächer Vergeltung trifft für seine Rachetat; es ist auch nicht bestraft, wenn es dem Rächer nicht gelingt, sich als solcher seinem Opfer zu zeigen … Nemo me impune lacessit! »Niemand reizt mich ungestraft!«
    Stirnrunzelnd starrte Maddie auf den Eintrag. Es war ein Auszug aus einer Erzählung von Edgar Allan Poe, die sie letztes Jahr im Englischunterricht durchgenommen hatten, so
viel war ihr klar. Aber warum hatte Cordelia an der Stelle, an der in der Erzählung ein Name steht, Hawthorne geschrieben? Als ihr plötzlich bewusst wurde, wie passend dieser Textauszug war, lief es ihr kalt über den Rücken. Als hätte Cordelia gewusst, was passieren würde, was die Sisters Of Misery für sie bereithielten.
    Cordelia hatte in ihrem Tagebuch selbst geschrieben, dass sie Tess’ Gabe geerbt hatte. Vielleicht hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher